Der Papst in Lourdes: Glaube, Wunder und Kommerz

publiziert: Sonntag, 14. Sep 2008 / 16:38 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 14. Sep 2008 / 18:24 Uhr

Lourdes - Schon bevor Papst Benedikt XVI. im Wallfahrtsort Lourdes in den französischen Pyrenänen von zehntausenden Pilgern begeistert empfangen wurde, brummte im Ort mit der berühmten Mariengrotte das Geschäft.

Beliebt ist auch die Mutter Gottes als Glasflasche mit abschraubbarem Heiligenschein. (Symbolbild)
Beliebt ist auch die Mutter Gottes als Glasflasche mit abschraubbarem Heiligenschein. (Symbolbild)
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In den Souvenirläden vor dem Wallfahrtsbereich kaufen die Pilger in Scharen ein. «Vor allem die mittelgrossen Kerzen und Medaillons gehen weg», sagt Martina, die im einem der dutzenden Geschäften seit Jahren als Verkäuferin aushilft.

«Paul Ruland - Deutscher Laden» steht am Eingang auf einem Schild. Die Regale sind voll mit Gebetsbildchen, Rosenkränzen und Kettenanhängern. Es gibt Benedikt XVI. als Kühlschrankmagnet, fluoreszierende Marienstatuen, die nachts leuchten.

Beliebt ist auch die Mutter Gottes als Glasflasche mit abschraubbarem Heiligenschein, damit man oben das Wasser aus der «Wundergrotte» einfüllen kann, das angeblich Kranke heilen kann. 67 solche Wunder hat die katholische Kirche bisher als Wunder anerkannt. Etwa 7000 Spontanheilungen wurden bislang gemeldet.

Hochbetrieb wegen Papstbesuch

An diesem Wochenende ist auch das «Papst-Set» beliebt: ein weisser oder gelber Nylonbeutel, mit einer Papst-Kappe, einem Schlüsselanhänger und zwei Fähnchen.

In der Nacht zum Sonntag macht der Laden nur für ein paar Stunden zu, morgens um Vier geht es weiter. Und zwar wegen der Klappstühle, die der Laden für die Sonntagsmesse unter freiem Himmel verleiht. «Drei Euro ohne Lehne, fünf Euro mit.»

Sehr viel später brauche man nicht zu kommen, wenn man einen guten Platz für Zehn-Uhr-Gottesdienst mit Benedikt XVI. haben wolle, weiss Martina.

Millionen pilgern zur Grotte

Der Papst ist wegen des 150. Jahrestages der überlieferten «Marien-Erscheinungen» in Lourdes. In dem kleinen Dorf soll einer jungen Müllerstochter seinerzeit in einer Grotte die Mutter Gottes erschienen sein, seitdem pilgern jedes Jahr Millionen Menschen nach Lourdes.

Allein zur Messe am Sonntagmorgen finden sich nach Angaben der Organisationen mehr als 150'000 Gläubige ein; für Montagmorgen war ein weiterer Gottesdienst geplant. Er ist den Kranken gewidmet, die sich vom Wasser aus der Grotte Heilung erhoffen.

Jahr für Jahr fliessen hier etliche Millionen Liter Wasser in Bäder und Becken, die Pilger nehmen es kanisterweise mit nach Hause. Und an Menschen, die nicht selbst nach Lourdes reisen können oder wollen, verschickt der Wallfahrtsort das Wasser auf Anfrage auch per Post.

Medizinisches Büro für Wunderheilungen

Es gibt ein eigenes medizinisches Büro, das sich mit diesen Fällen befasst. Wenn Heilungen medizinisch unerklärlich sind, werden die Fälle dem zuständigen Ortsbischof übergeben.

Bis eine Heilung als Wunder anerkannt wird, vergehen Jahre, manchmal auch Jahrzehnte. Von den etwa 7000 gemeldeten Heilungen sind bislang 67 von der Kirche als Wunder anerkannt.

Etwa 80 Prozent aller Geheilten sind Frauen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden innerhalb weniger Jahre 37 Heilungen als Wunder eingestuft.

In den 1980er und 1990er Jahren erkannte die Kirche nur jeweils einen einzigen Fall an. Zuletzt erklärte ein italienischer Bischof 2005 die Heilung einer Krankenschwester vor mehr als 50 Jahren zum Wunder.

(Kerstin Löffler/afp)

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