Der Terror-Plagiator vom Nationalacker

publiziert: Montag, 25. Jul 2011 / 13:23 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 26. Jul 2011 / 22:36 Uhr
Anders B. Breivik: Der mörderische Feigling vom Nationalacker
Anders B. Breivik: Der mörderische Feigling vom Nationalacker

Anders Behring Breivik ist ein Massenmörder und ein Terrorist, ein Bombenleger und ein Feigling, dessen «grösste Leistung» es ist, über 80 wehrlose Kinder ermordet zu haben, weil er die «konservative Revolution» starten wollte, bei der - vor dem Kampf gegen die Muslime - er als erstes den «Kulturmarxismus» dezimieren musste.

11 Meldungen im Zusammenhang

Und Kinder in einem Ferienlager sind offensichtliche Ziele in einem so geführten Krieg (selbst wenn er der einzige Soldat seiner Armee gewesen wäre). Die Logik ist fast schon Terminatorhaft: Die zukünftigen Anführer der Feinde zu töten um den kommenden Krieg zu gewinnen.

Er sah sich dabei als West-Europäischen Widerstandskämpfer, der sich als Teil eines modernen Templerordens, als ein Kreuzritter des 21. Jahrhunderts sieht. Ein Irrer? Absolut. Doch in der von ihm geschaffenen Welt machte sein Verhalten absolut Sinn. Wie kalt und klar er dachte, kommt schon am Beginn seines Riesenpamphlets «2083 - Europäischen Unabhängigkeitserklärung» zum Ausdruck, in dem er die Leser darum bittet, doch Übersetzungen anzufertigen oder das Dokument für E-Reader und Smartphones zu konvertieren und dabei auch gleich die notwendigen Web-Ressourcen anführt.

Er schreibt denn auch, dass ihn das Buch über 300'000 Euros an Ausgaben und Verdienstausfall gekostet habe (warum er, der ja die EU offensichtlich hasst, nicht Englische Pfund oder Kronen angegeben hat, bleibt dabei offen) doch die Marketing-Operation - seine abstossende Umschreibung für die Morde, die er begehen würde - werde ihn noch viel mehr kosten.

Momentan wird Breivik vor allem als konservativer Islamhasser beschrieben und dies ist auch ein bestimmendes Element in seiner Ideologie, von dem her, dass er die Kolonisierung Europas durch den Islam als unmittelbare Bedrohung sieht. Doch genau so wie den Islam hasst er die Emanzipation der Frau, Homosexuelle und alle anderen gesellschaftlichen Änderungen, die seit den fünfziger Jahren stattgefunden haben. Vor allem «Political Correctness» hasst Breivik mit grösster Leidenschaft und er bezeichnet diese als Ideologie und direkt auf dem Marxismus basierend.

So träumt er davon, dass Frauen wieder Hausfrauen, Männer galante Türaufhalter für erstere, uneheliche Kinder eine Schande und Homosexuelle am besten verboten wären. Er erträumt sich eine idealisierte Zeit, die es so nie gegeben hat. Und um diese Zeit wieder zu bringen, hielt er es für notwendig, einen Krieg gegen die Gesellschaft zu starten um die Revolution zurück in die Zeit von Eisenhower und Adenauer zu initiieren. Dies alles basiert er auf philosophisch-politischer Kritik aller linken Philopsophen seit den dreissigern und nicht wenige Male plagiierte er sogar die Schriften des UNA-Bombers Theodore Kaczynski, der mit seinen Bombenanschlägen einst die USA in Alarm versetzte, ohne aber jemals einen Horror wie Breivik angerichtet zu haben.

Von seinen Berichten zu «Mit-Tempelrittern» hält der Autor eher wenig (obwohl, man weiss ja nie), sonst wäre Breivik nicht so erpicht, dass sein Konvolut von allen Lesern weiterverbreitet wird und er möglichst viel Medienzeit bekommt. Wie nun aus trauriger Aktualität leider auch hier.

Doch er hat noch einen zweiten Erfolg - zumindest ausserhalb von Norwegen, wo die Menschen allen Medienberichten zufolge näher als je zuvor in der Mitte zusammen rücken - nämlich die Konfrontation der Politischen Lager in einer nicht sehr konstruktiven Art und Weise: Auf der rechten Seite begann man sich schon nach kürzester Zeit dagegen zu verwahren, irgend etwas mit diesem «Idioten» zu tun zu haben, während links mit ziemlichem Entsetzen der Inhalt von Breiviks «Unabhängigkeitserklärung» gelesen wurde.

Der Haken ist, dass Breivik sich genau mit dem argumentativen Arsenal der Exponenten der rechten Seite des politischen Diskurses auf hunderten Seiten alimentiert und dass seine Ideen - solange er nicht zur Gewalt schritt - in so ausgerichteten Foren weder auf Widerspruch noch auf Protest stiessen. Dass seine Morde eine direkte logische Konsequenz aus diesen Argumenten sind - zumindest nach Breiviks Logik - lässt sich kaum bestreiten (vor allem nicht, wenn man sich etwas in sein Traktat hinein liest). Und hier liegt nun ein Potential für einen Erfolg von seiner Seite: Statt sich auf demokratische, auf Verfassungen und Volksrechten und -pflichten basierende Werte zurück zu besinnen, droht nun ein gesellschaftliches Schisma und aus politischer Abneigung droht Hass zu werden, ein Hass, der durchaus im Interesse von vielen Extremisten liegt.

Norwegen demonstriert im Moment auf bewundernswerte Weise, wie dem Hass widerstanden werden kann, dem Wunsch Breiviks, die Gesellschaft zu beschädigen, eine Abfuhr erteilt werden kann.

Als Gesellschaft sollten wir uns ein Beispiel nehmen, selbstkritischer, objektiver aber auch leidenschaftlicher für unsere Freiheit sein. Probleme, die wir haben, gehören angesprochen und analysiert, weder verharmlost noch aufgeblasen und dramatisiert. Vor allem gehören politische Gegner in einer Demokratie als Menschen akzeptiert, ja willkommen geheissen, die gemeinsam daran arbeiten wollen, die Gesellschaft besser zu machen. Ebenso müssen wir uns auf freiheitliche Werte besinnen und diese verteidigen: Politisch gleiche Rechte für alle Bürger, Chancengleichheit und Rechtssicherheit, während Rassenhass, religiöse Intoleranz und Gewalt von allen Seiten (egal mit welcher Begründung und an wem diese begangen wird) bekämpft werden muss.

Wenn wir dies nicht schaffen, überlassen wir das Feld irgendwann den irren Mördern vom nationalistischen Acker, die kaltblütig Kinder ermorden, den Hasspredigern, jenen, die sich nach dem Krieg sehnen, nach dem grossen Konflikt, nach dem Endsieg. Diese dürfen nicht gewinnen. Für uns, für unsere Kinder und für jene, die einst für unsere Freiheit und Demokratien kämpften.

(et/news.ch)

Machen Sie auch mit! Diese news.ch - Meldung wurde von einer Leserin oder einem Leser kommentiert.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Oslo - Nach dem Bombenanschlag ... mehr lesen
«World of Warcraft» und «Call of Duty - Modern Warfare» (Bild) werden nicht mehr verkauft.
Oslo - Anders Behring Breivik ist nach Erkenntnissen des norwegischen ... mehr lesen
Der Polizei wird vorgeworfen, nicht schnell genug reagiert zu haben. Bild: Anti-Terror Einheit.
Anders Behring Breivik gestand, die Anschläge in Oslo begangen zu haben.
Oslo - Der inhaftierte norwegische Attentäter Anders Behring Breivik stellt für Aussagen über angebliche Mittäter Forderungen an die Polizei. mehr lesen 19
Oslo/London - Drei Tage nach dem Doppelanschlag in Norwegen haben ... mehr lesen
Viele Teilnehmer hielten Rosen in den Händen.
Weitere Artikel im Zusammenhang
EU-Kommissarin Cecilia Malmström fordert strengere Kontrollen der legealen Substanzen.
Brüssel - Norwegen - ein Warnruf: Die EU-Kommission hat als Reaktion auf die Anschläge in Norwegen schärfere Kontrollen für den Verkauf von bombentauglichen Chemikalien ... mehr lesen 2
Oslo - Der Attentäter von Oslo hat nach eigener Aussage mit anderen Rechtsextremen zusammengearbeitet. Anders Behring Breivik habe erklärt, es gebe «zwei weitere Zellen in unserer Organisation», sagte Untersuchungsrichter Kim Heger am Montag in Olso. mehr lesen  14
Berlin/Frankfurt/Wien - Obwohl der ... mehr lesen
Zu viel Präsenz? - Laut Psychologen sollen Attentäter viel weniger thematisiert werden.
Weinende Menschen legen bis zur Stunde Blumen nieder und zünden Kerzen an.
Oslo - Norwegen trauert um die 93 ... mehr lesen
Oslo - Der norwegische Terrorverdächtige hat die ihm zur Last gelegten Taten ... mehr lesen
Anders Behring Breivik - Der mutmassliche Attentäter.
Anders Behring Breivik , mutmasslicher Attentäter von Oslo
Oslo - Der Terrorverdächtige in Norwegen hat nach Polizeiangaben ein erstes Geständnis abgelegt. Er gab zu, im Jugendlager auf der Insel Utøya das Feuer auf Teilnehmer eröffnet ... mehr lesen
Konservative Revolution
Diese findet auch in den USA statt in Form der Tea Party.

Wobei Konservative Revolution durchaus mit Rechtsnationalismus/radikalismus gleichgestellt werden muss.

Leider bin ich überzeugt, dass Europa im Chaos versinken wird.
Das Marktwirtschaftssystem hat versagt. Die Politik ist im grossen Ausmass am Versagen.
Nur noch Hetzerei, Hass, Kompromisslosigkeit und Polarisierung der Massen ist heute angesagt.
Dabei sind weder die Linken noch die Rechten Kräfte besser als der andere.

Das durch falsche konservative Werte entstehender Rechtsnationalismus aber die gefährlichste aller Gefahren für Freiheit, Frieden und Wohlstand darstellen, sollte den Leuten klar werden.

Dabei stehen wir Schweizer ja noch gut da. Die SVP als mit Abstand stärkste Partei, kann dank unseres Regierungssystem nur gerade so viel Schaden anrichten, dass es nicht wirklich schmerzt, dasselbe gilt auch für alle anderen Parteien selbstverständlich.
Die SVP darf als Rechtsbürgerlich angesehen werden.
Eine Tea Party sierung der SVP wird hier wohl schon auch eine Gefahr sein in der Zukunft. Das würde der Druchschnittswähler aber wohl kaum mit Wahlerfolgen belohnen.

In Deutschland wird eh alles was kurz rechts von der politischen Mitte steht im Keim erstickt aus Angst vor der Wiederholung der Vergangenheit.

Anders Behring's Tat wird leider wohl im Nachhinein (in vielen Jahren) als Auslöser für eine neue Welle des internen Terrors gelten.

Terror: Das ist nicht etwas, dass das Privileg vom Islam ist, auch wenn wir seit 9/11 in diese Glaubensrichtung Gehirngewaschen werden.

Wir werden uns alle noch wundern, zu was ideologisch radikale konservative Christen fähig sind.

Wenn Jugendliche in einem Camp, organisiert von einer Sozialdemokratischen Partei, durch einen konservativen Christen abgeschlachtet werden, dann müssen wir uns wirklich alle anfangen zu fürchten.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 21
«Hier hätte ich noch eine Resistenz - gern geschehen!» Schematische Darstellung, wie ein Bakerium einen Plasmidring weiter gibt.
«Hier hätte ich noch eine ...
In den USA ist bei einer Frau mit Harnwegsinfektion zum ersten mal ein Bakterium aufgetaucht, das gegen das letzte Reserve-Antibiotikum resistent ist. Wer Angst vor ISIS hat, sollte sich überlegen, ob er seinen Paranoia-Focus nicht neu einstellen will. Denn das hier ist jenseits aller im Alltag sonst verklickerten Gefahren anzusiedeln. mehr lesen 4
Durch ungeschickte Avancen von SBB- und Post-Chefs, droht die Service-Public-Initiative tatsächlich angenommen zu werden. Von bürgerlicher Seite her solle laut einem Geheimplan daher ein volksnaher ... mehr lesen
Künftig mindestens 500'000.-- und die ganze Schweiz inklusive: SwissPass, der schon bald mal GACH heissen könnte.
Urversion von IBM's Supercomputer WATSON: Basis für 'ROSS'... und unsere zukünftigen Regierungen?
Eine renommierte US-Kanzlei stellt einen neuen Anwalt Namens Ross ein. Die Aufgabe: Teil des Insolvenz-Teams zu sein und sich durch Millionen Seiten Unternehmensrecht kämpfen. Und ... mehr lesen  
In letzter Zeit wurden aus Terrorangst zwei Flüge in den USA aufgehalten. Dies, weil Passagiere sich vor Mitreisenden wegen deren 'verdächtigen' Verhaltens bedroht fühlten. ... mehr lesen  
Sicherheitskontrolle in US-Airport: 95% Versagen, 100% nervig.
Typisch Schweiz Der Bernina Express Natürlich gibt es schnellere Bahnverbindungen in den Süden, aber wohl ...
Die Nike Air Jordan 13s kamen 1998 heraus.
Shopping Erreichen Air Jordan Sneaker 2-4 Mio. Dollar in der Versteigerung? Ein Paar Turnschuhe, das Geschichte geschrieben hat, steht zum Verkauf: Die Nike Air Jordan 13s, die Michael Jordan in seiner letzten ...
Erstaunliche Pfingstrose.
Jürg Zentner gegen den Rest der Welt.
Jürg Zentner
Frauenrechtlerin Ada Wright in London, 1910: Alles könnte anders sein, aber nichts ändert sich.
Regula Stämpfli seziert jeden Mittwoch das politische und gesell- schaftliche Geschehen.
Regula Stämpfli
«Hier hätte ich noch eine Resistenz - gern geschehen!» Schematische Darstellung, wie ein Bakerium einen Plasmidring weiter gibt.
Patrik Etschmayers exklusive Kolumne mit bissiger Note.
Patrik Etschmayers
Obama in Hanoi mit der Präsidentin der Nationalversammlung, Nguyen Thi Kim Ngan auf einer Besichtigungstour: Willkommenes Gegengewicht zu China.
Peter Achten zu aktuellen Geschehnissen in China und Ostasien.
Peter Achten
Recep Tayyp Erdogan: Liefert Anstoss, Strafgesetzbücher zu entschlacken.
Skeptischer Blick auf organisierte und nicht organisierte Mythen.
Freidenker
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute So Mo
Zürich 12°C 25°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
Basel 10°C 26°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen sonnig
St. Gallen 11°C 23°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich recht sonnig
Bern 12°C 24°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
Luzern 13°C 25°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig vereinzelte Gewitter wolkig, aber kaum Regen
Genf 12°C 26°C vereinzelte Gewitterleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig gewitterhaft recht sonnig
Lugano 16°C 24°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig gewitterhaft vereinzelte Gewitter
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten