Der Weltuntergang findet nicht statt

publiziert: Montag, 8. Sep 2008 / 11:56 Uhr / aktualisiert: Montag, 8. Sep 2008 / 20:07 Uhr

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Ängste zu haben ist ein merkwürdiger Grundpfeiler der menschlichen Existenz. Besonders, wenn der Alltag eigentlich recht sicher ist. Weltuntergangssekten, Endzeitpropheten und die Popularität von TV-Sendungen, die sich mit Naturkatastrophen befassen, legen beredt Zeugnis davon ab. Wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse werden dabei mit sensationshaschender Spekulation kombiniert, so dass der Zuschauer durchaus daran zweifeln kann, ob er nicht schon bald von einem Mega-Vulkan verschlungen wird.

Neben Naturkatastrophen gibt es auch jene, die möglicherweise von der Technik verursacht werden könnten. Dabei ist kurioserweise vor allem die Wissenschaft im Visier der Angst-Spekulanten. Als Letztes kam der Large Hadron Collider (LHC), der in dieser Woche in Betrieb genommen wird, in den Fokus einer auch durch manche Zeitschriften gepushten Medienhysterie. Ein schwarzes Loch würde die Erde verschlingen oder ein magnetischer Monopol oder eine Vakuumblase würden das Universum zerstören. Ja, da kann es einen schon schaudern.

Vorausgesetzt, man ignoriert die wissenschaftlichen Fakten. Doch da sich für die ja fast niemand interessiert, da langweilig und nicht sensationell, bleiben einfach blöde Schlagzeilen und verunsicherte Leser zurück. Und einige Wissenschaftler aus meist völlig anderen Sachgebieten, die so etwas von der Gratis-Publicity einheimsen. Dass der Weltuntgergang nicht stattfinden wird, schadet diesen Leuten dabei nicht im Geringsten. Der Name ist draussen und man kann sich ja mal irren, oder?

Doch warum wird es keine Schwarzen Löcher, keine bösen Vakuumblasen und zerstörerischen, magnetischen Monople geben? Der rein empirische Beweis dafür ist die fortgesetzte Existenz der Erde, des Sonnensystems und des Universums.

Im LHC werden Elementarteilchen (Hadronen, deren bekannteste Vertreter die Protonen und Neutronen sind) auf extreme Geschwindigkeiten beschleunigt und zur Kollision gebracht. Die Energien scheinen dabei extrem zu sein, aber die kosmische Strahlung, die seit Milliarden Jahren auf alle Himmelskörper einwirkt, ist noch wesentlich energiereicher. Alles und mehr, das der LHC zu bewirken in der Lage ist, wurde von dieser natürlichen Strahlung schon längst erzeugt. Die Wahrscheinlichkeit, dass beim nächsten mal Niesen Ihr Kopf explodiert, dürfte also wesentlich grösser sein als jene, dass Genf und der Rest der Welt von einem schwarzen Loch absorbiert werden.

Doch diese Argumente fruchten bei der Angstfraktion nicht. Der Gedanke an einen Weltuntergang und daran, dass man diesen womöglich mit der eigenen Initiative verhindern könnte, sind einfach zu attraktiv. Die Idee, dass man diese irren Wissenschaftler (ein Image, dass vor allem in schlechten Filmen propagiert wird), stoppen und das Universum retten könnte ist zu grossartig, als dass man sich diese von Fakten verhageln liesse.

Wenn die Argumente doch durchkommen, wird jeweils noch der Kostenknüppel raus genommen. 4,7 Mrd. Franken habe der LHC gekostet. Dabei verhungern doch Leute auf der Welt! Das stimmt wohl beides. Aber diese Kosten waren über Jahre verteilt und dienen der friedlichen Forschung von multinationalen Teams über Jahrzehnte hinaus. Die weltweiten Militärausgaben im letzten Jahr betrugen im Vergleich dazu allein 1,34 Billionen US-Dollar. Das ist knapp das 300fache. McDonalds setzte weltweit etwa das 5fache um.

Der LHC wird den Weltuntergang nicht verursachen und auch keinen Menschen töten oder dick machen. Stattdessen wird er Wissen über unsere Welt, unser Universum und darüber, woher wir kommen, und wohin unsere Welt einst gehen wird, schaffen. Und irgendwie schmeckt dem Autor das besser als jeder Big Mac es je könnte.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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