Desaster mit Ansage

publiziert: Montag, 5. Sep 2005 / 10:41 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 6. Sep 2005 / 07:14 Uhr

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Weiterführende Links zur Meldung:

govexec.com
Aussagen eines Ex-Ingenieurs über die Vernachlässigung der Dämme.
www.govexec.com/dailyfed/0905/090105jv1.htm

editorandpublisher.com
Artikel über Budget-Kürzungen für Dämme.
www.editorandpublisher.com/eandp/news/article_display.jsp?vnu_content_id=1001051313

«Katrina» und die Folgen schreiben US-Geschichte – soviel ist bereits klar. Nicht nur als gigantische Naturkatastrophe und humanitäres Desaster. Auch als Versagen einer Regierung, die eine Agenda vorantreibt, die in grandiosem Wunschdenken statt in der Realität verankert ist.

Das krasseste Beispiel für die verschrobene Wahrnehmung der Wirklichkeit – oder hatte er einfach gelogen? – war die Aussage von Präsident Bush, dass niemand den Bruch der Dämme hätte vorhersehen können.

Die Dammbrüche werden schon seit Jahren mit Bangen erwartet. Vor jedem Hurrikan der aufzog, zog auch die Furcht in New Orleans auf, dass es diesmal so weit sein könnte. Die totale Abhängigkeit von den Dämmen und deren lausiger Zustand waren bekannt. Doch die notwendigen Investitionen wurden schon lange nicht mehr genehmigt. Stattdessen erfuhr das ohnehin zu knappe Budget unter der Bush-Regierung weitere Kürzungen, um den Irak-Krieg zu finanzieren.

Seit 2001 waren vom Armee-Ingenieur-Corps 595 Millionen Dollar für die Schutzdämme und neue Pumpanlagen gefordert worden. Die Bush-Regierung wollte davon 188 Millionen genehmigen, der Kongress drückte die Summe dann aber noch auf 292,5 Millionen rauf – weniger als die Hälfte.

Natürlich lässt sich nicht sagen, ob – bei vollem Budget – die Dämme gehalten hätten. Aber es ist absolut klar, dass die Aussage von Bush entweder von Inkompetenz zeugt oder eine blanke Lüge ist. Jedenfalls wurde ein Dammbruch in New Orleans schon im Jahr 2001 als eine der grössten Bedrohungen für die USA bezeichnet. Und in der Folge ignoriert.

Sachliche Gründe gibt es dafür nicht. Aber populistische. Es macht natürlich wesentlich mehr her, einen abgehalfterten Diktator aus seinem Palast zu bomben, als ein paar hundert Leute mit Baggern an Dämmen arbeiten zu lassen.

Es ist eben ungleich weniger sexy, neue Pumpanlagen einzuweihen, als auf einem Flugzeugträger vor einem 'Mission Accomplished' Transparent zu landen und sich für einen Sieg, der noch nicht errungen ist, feiern zu lassen.

Diese Vernachlässigung zeigte sich auch im Nachspiel nach der Katastrophe. Es bestand offensichtlich kein Plan für den Worst-Case. Und dies obwohl – oder gerade weil? – Bush nach den 9-11 Anschlägen das Ministerium für Notfälle und Katastrophenhilfe in das neue Superministerium für Heimatschutz integriert hat. Die Planung für Notfälle nach Naturkatastrophen ist eine extrem aufwendige und komplexe Angelegenheit, die einiges an Geld benötigt.

Doch auch hier wieder: Nicht sexy genug. Terrorismusabwehr ist sexy. Überschwemmungen sind langweilig, Erdbeben lästig, Hurrikane ein «Pain in the arse». So erklärt sich auch, dass weder Armee noch Nationalgarde in Alarmbereitschaft waren, als eindeutig war, wie gross Katrina sein würde, dass keine Koordination vorhanden war und es Tage ging, bis die Zuständigkeiten geklärt wurden.

Doch kann dies den kriminellen Leichtsinn der Bush-Regierung erklären? Oder glaubte Bush, der in jeder seiner Reden Gottes Segen für seine Nation wünscht, dass die USA unter göttlichem Schutz steht? Dass Naturkatastrophen, die ja unter der Zuständigkeit des Allmächtigen stattfinden, die USA nicht mehr wirklich hart treffen würden, wenn er nur genug betet und deshalb der Küstenschutz vernachlässigt werden kann? Eine Vermutung, die nur im ersten Moment absurd tönt.

Jedenfalls wurde diese Katastrophe nicht nur durch das Wetter verursacht. Sie wurde fast schon generalstabsmässig vorbereitet durch Nachlässigkeit, Ignoranz und der Hoffnung, auch das nächste Mal noch davon zu kommen.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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