Umsetzung des Gesetzes wird eine Knacknuss

Deutliches Ja zu Raumplanungsgesetz gibt Behörden Rückenwind

publiziert: Sonntag, 3. Mrz 2013 / 17:42 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 3. Mrz 2013 / 18:45 Uhr

Bern - Bundesrätin Doris Leuthard hat dem Kanton Wallis die Unterstützung des Bundes bei der Umsetzung des revidierten Raumplanungsgesetzes zugesichert. Sie räumte ein, dass die Umsetzung im am stärksten betroffenen Kanton zu Problemen führen wird.

5 Meldungen im Zusammenhang
«Ich bin überzeugt, dass wir verträgliche Lösungen finden», sagte Leuthard am Sonntag vor den Medien in Bern. Sie bekräftigte, dass es für die Umsetzung Spielraum gebe. Überdimensioniertes Bauland müsse nicht zwingend in Landwirtschaftsland umgewandelt, sondern könne auch als sogenannte Reservezone rückgezont werden. Zudem werde der Bund Hand bieten zu einem Vorgehen in Etappen.

Allerdings müsse das Wallis nun aufzeigen, wie es die Umsetzung planen wolle. Leuthard zeigte sich zuversichtlich: Signale in diese Richtung habe sie von der Walliser Regierung bereits vernommen, sagte Leuthard. Mit einer «Verweigerungshaltung» im Wallis oder in anderen Kantonen rechnet Leuthard nicht.

Forderungen

Die Verlierer der Abstimmung über das revidierte Raumplanungsgesetz fordern, eng in die Umsetzung des Gesetzes einbezogen zu werden. Sie fürchten die Rückzonungen, die Mehrwertabgabe und die Bauverpflichtungen. Die Befürworter relativieren.

Die Umsetzung des Raumplanungsgesetzes (RPG) werde nicht überall schwierig sein, sagte etwa Werner Luginbühl, Präsident des bürgerlichen und bäuerlichen Pro-Komitees der Nachrichtenagentur sda.

Einzig Kantone, die sich in der Vergangenheit nicht an die Bundesvorgaben gehalten hätten, würden «mit einer Bevölkerung oder mit Grundeigentümern konfrontiert sein, die nur wenig bereit sind, mitzumachen».

SP-Nationalrat Beat Jans geht davon aus, dass «die betroffenen Kantone pragmatisch vorgehen werden», da sie für die Rückzonungen Zeit hätten und kein dringender Handlungsbedarf bestehe.

Wallis will Leuthard treffen

Betroffen sind vier bis sechs Kantone, darunter Freiburg, Jura, Tessin, das Waadtland. Und der Kanton Wallis, der am Sonntag als einziger Kanton Nein zum geänderten Gesetz sagte. Dort hat die Regierung das deutliche Abstimmungsergebnis mit Bedauern zur Kenntnis genommen.

Das Gesetz werde technisch, juristisch aber insbesondere finanziell schwierig umzusetzen sein, sagte CVP-Staatsrat Jean-Michel Cina. Die Regierung werde nun möglichst schnell ein Treffen mit Bundesrätin Doris Leuthard beantragen.

Zudem verlangt der Kanton Einsitz in den verschiedenen Arbeitsgruppen. «Wir werden versuchen mit Bundesbern Lösungen zu finden, die der speziellen Situation des Kantons Rechnung tragen», sagte Cina im Schweizer Fernsehen SRF.

Der Präsident der kantonalen Baudirektorenkonferenz und Thurgauer SVP-Regierungsrat, Jakob Stark, versprach seinerseits «Augenmass» bei der Umsetzung.

Rasch an die Umsetzung

Auf beiden Seiten zeigte man sich am Sonntag über das deutliche Ja zur RPG-Revision überrascht. Für die Befürworter ist nun klar, dass die Massnahmen im Gesetz rasch und effizient umgesetzt werden. Vor allem müssten Bund und Kantone klären, wie der 15-Jahres-Bedarf an Bauland zu berechnen sei, sagte Luginbühl.

Angesichts der zahlreichen Forderungen der Befürworter und Gegner versperrt er sich nicht gegen die Konsultation der interessierten Kreise. Es gelte aber das ordentliche Verfahren einzuhalten. «Man wird nicht auf alles und jedes Rücksicht nehmen können.»

Gerade der Schweizerische Gewerbeverband (sgv), der gegen das «einschneidende Raumplanungsgesetz» das Referendum ergriffen hatte, will nach seiner Niederlage nun bei der «massvollen und optimalen Umsetzung» mitreden, sagte Direktor Hans-Ulrich Bigler der sda. Erstens soll laut sgv das Gesetz nicht 2014, sondern 2015 in Kraft gesetzt werden.

Zweitens verlangt der sgv, dass die kantonalen Gewerbeverbände bei der Ausarbeitung der neuen Richtpläne von den Kantonen miteinbezogen werden, «damit die Bedürfnisse des Gewerbes berücksichtigt werden». Auch sollen die Kantone ihre Baureglemente und Vorschriften markant zu vereinfachen. Auch so sieht der sgv eine Prozesslawine anrollen.

Unerwünschte Nebenwirkungen

Diese sieht auch der Hauseigentümerverband (HEV) kommen. Bei Enteignungen oder Bauverpflichtungen erwartet HEV-Präsident und SVP-Nationalrat Hans Egloff Entschädigungsforderungen auf die Verantwortlichen zukommen. Komme hinzu, dass es auch Nachbarn gebe, die nicht möchten, dass Baulücken gefüllt würden.

Als unerwünschte Nebenwirkung bezeichnte Egloff zudem steigende Wohnkosten für Mieter und Eigentümer - laut Schweizerischem Mieterverband «irreführende gegnerische Propaganda». Dieser legte schon am Sonntag den Vorwärtsgang ein und will nun, dass die Raumplanung zugunsten des gemeinnützigen Wohnungsbaus weiterentwickelt wird.

Und der Schweizerische Bauernverband erinnerte an die nächste Revisionsetappe, bei welcher es um das Bauen ausserhalb der Bauzonen - also in der Landwirtschaftszone - gehe.

Druck der Landschaftsinitiative hat gewirkt

Etwas zurücklehnen kann sich Pro Natura: Das revidierte Raumplanungsgesetz geht auf ihre Landschaftsinitiative zurück, die ein 20-jähriges Moratorium auf die Einzonung von neuem Bauland wollte.

«Die Initiative hat Geschichte geschrieben, denn sie hat erstmals in 30 Jahren Verbesserungen bei der Raumplanung ermöglicht», sagte Zentralsekretär Otto Sieber der sda.

(fest/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Das Raumplanungsgesetz kommt gar nicht gut an.
Bern - Die geplante Umsetzung ... mehr lesen
ETH-Zukunftsblog Damit die Schweiz nicht weiter zersiedelt wird, braucht es ein Umdenken in der ... mehr lesen
Bernd Scholl ist Professor für Raumentwicklung an der ETH Zürich. Er war von 2011 bis Juli 2013 Leiter des «NSL ? Netzwerk Stadt und Landschaft» der ETH Zürich.
Bern - In der Raumplanung kommen strengere Regeln auf die Kantone zu. Das Stimmvolk stellt sich mit 62,9 Prozent Ja-Stimmen hinter das revidierte Raumplanungsgesetzes, mit dem der Zersiedlung in der Schweiz Einhalt geboten werden soll. mehr lesen 
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet.
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine ...
Verbände Schon früh hat der sgv vor den finanziellen Folgen einer 13. AHV-Rente gewarnt. Die Finanzierungsvorschläge des Bundesrates, die eine Anhebung der Lohnprozente vorsahen, werden vom Verband als inakzeptabel bezeichnet. Der sgv spricht sich stattdessen für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet. mehr lesen  
Fotografie 50 Fotograf*innen, 50 Frauen*, 50 Jahre Frauenstimmrecht  Wie geht es ihnen in diesem Land, das sich seine liebe Zeit gelassen hat mit der definitiven Einführung der Demokratie? Was sind ihre Träume, ihr Hoffnungen - wovor haben sie Angst, was muss sich 2021 in der Schweiz noch ändern? Davon erzählt diese Ausstellung von 50 Fotograf*innen, die 50 Frauen* 50 Jahre nach der Einführung des Schweizer Frauenstimmrechts porträtiert haben. mehr lesen  
Abstimmung am 5. Juni  Bern - Neben den fünf eidgenössischen Abstimmungsfragen entscheiden am 5. Juni die Stimmberechtigten über zahlreiche kantonale Vorlagen. In den Kantonen St. Gallen und Thurgau wird über das Schicksal der Expo2027 befunden. mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • melabela aus littau 1
    es geht nicht nur um homosexuelle ich bin eine frau und verheiratet mit einem mann. leider betrifft es ... So, 14.08.16 13:18
  • Pacino aus Brittnau 731
    Kirchliche Kreise . . . . . . hatten schon immer ein "spezielles" Verhältnis zu ... Do, 09.06.16 08:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • Pacino aus Brittnau 731
    Demokratie quo vadis? Wenn die Demokratie den Stacheldraht in Osteuropa-, einen Wahlsieg von ... Mo, 06.06.16 07:55
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Es... muss darum gehen, die Kompetenz der Kleinbauern zu stärken. Das sorgt ... Do, 02.06.16 13:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Kindeswohl egal! Es geht doch vor allem um die eigenen Kinder der Betroffenen. Die ... Do, 02.06.16 08:10
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Verlust der Solidarität: Verlust der Demokratie! Vollständig und widerspruchsfrei beantworten lässt sich das wohl nicht. ... Mi, 01.06.16 00:18
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Unterstützung "Deshalb sind für die Sozialhilfe 267 Millionen Franken mehr und für ... Di, 31.05.16 10:38
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 3°C 7°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Basel 3°C 10°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 1°C 5°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig starker Schneeregen starker Schneeregen
Bern 0°C 8°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 1°C 8°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Genf 2°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 6°C 16°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig wolkig, aber kaum Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten