Berlin - Erstmals in Deutschland müssen sich drei mutmassliche Mitglieder einer Skinhead-Band als kriminelle Vereinigung vor Gericht verantworten. Die Gruppe Landser hatte ihre CDs konspirativ produziert und vertrieben.
Aus Sicht der Anklage wurde die Band 1992 mit dem Ziel gegründet, rechtsradikales Gedankengut in der Jugendszene zu verbreiten. In den Texten des mutmasslichen Rädelsführers und Bandleaders werde zu Hass, Massenmord und Gewalt gegen Ausländer, Juden und politsch anders Denkende angestachelt.
In der Anklageschrift heisst es, in einer der vier CDs sei zur Ermordung des Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedmann, aufgerufen worden. Der Papst sei beleidigt worden, führende deutsche Politiker seien als Bande von fettgefressenen Ratten verunglimpft worden.
Kriminelle Vereinigungen seien bisher eher im linken Spektrum gesucht worden, erklärte der Bundesanwalt am Rande des Prozesses. Landser unterscheide sich von anderen Skinhead-Gruppen durch ein hohes Mass an Konspiration.
Die Band sei nie öffentlich aufgetreten. Nach Angaben der Anklage wurden die im Untergrund produzierten CDs samt NS-Kampfliedern ausserhalb Deutschlands hergestellt. Eine sei in den USA aufgenommen und gepresst und dann über ein getarntes Netz vermarktet worden.
Neben dem mutmasslichen Rädelsführer, Texter und Sänger Michael R. sitzen der Landser-Schlagzeuger und der Bassist der Band auf der Anklagebank. Der Prozess soll bis Ende August dauern.
(bsk/sda)
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