Deutschlands Träume geplatzt

publiziert: Mittwoch, 5. Jul 2006 / 07:30 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 5. Jul 2006 / 08:15 Uhr

Der WM-Traum Deutschlands ist geplatzt. Italien steht nach Treffern von Linksverteidiger Fabio Grosso und dem eingewechselten Alessandro Del Piero in den letzten Minuten der Verlängerung, die zum 2:0-Sieg gegen Deutschland führten, zum sechsten Mal in einem WM-Final.

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Die Italiener verdienten sich den Sieg. Schon vor dem entscheidenden Schuss des Palermo-Verteidigers Grosso und dem Konter den Del Piero mit einem Heber perfekt abschloss, hatten sie sich die besser Torchancen erarbeitet. Alberto Gilardino nach einem schönen Solo (91.) und Gianluca Zambrotta mit einem Schuss (92.) hatten kurz nach Beginn der Verlängerung die Torumrandung getroffen.

Italien bleibt damit der grosse Angstgegner der Deutschen. Auch in der fünften WM-Partie blieben sie gegen die «Squadra Azzurra» sieglos und verpassten die Revanche für so schmerzhafte Niederlagen wie im Halbfinal 1970 oder im Final 1982.

Das Team von Marcello Lippi bestätigte hingegen die Serie, wonach Italien seit 1970 alle zwölf Jahre im WM-Final steht und verlängerte seine Ungeschlagenheit auf 24 Spiele. Der vierte WM-Titel nach 1934, 1938 und 1982 ist zum Greifen nah.

Deutsche umgestellt

Deutschlands Nationalcoach Jürgen Klinsmann hatte seine Mannschaft wegen der Sperre gegen Torsten Frings umstellen müssen. Er tat dies überraschenderweise gleich auf zwei Positionen. Neben Sebastian Kehl der den Posten von Frings übernahm, ersetzte er auch Bastian Schweinsteiger durch den gegen Argentinien überzeugenden Tim Borowski.

Kehl konnte Frings in der Defensive nicht vergessen machen, doch offensiv zeigte er einige gute Ideen und stand am Ursprung der ersten halbwegs nennenswerten deutschen Aktion, als er mit einer Flanke in der 21. Minute Lukas Podolski fand, dessen Volley weit übers Tor flog.

Deutsche bemüht

Die Deutschen waren bemüht, manchmal schienen sie sogar zu bemüht, übermotiviert. Das Spiel war geprägt von unzähligen Duellen auf engstem Raum, aus denen die Italiener öfter als Sieger hervorgingen. Der WM-Gastgeber wurde vor allem dann gefährlich, wenn er Raum vorfand und schnell kombinieren konnte. Eine Passfolge über Podolski und Miroslav Klose, die Bernd Schneider in ideale Abschlussposition brachte (34.), war eine solchen Aktion.

Dies war neben einem Flachschuss von Podolski nach einer schönen Drehung die beste Torchance der Deutschen in der regulären Spielzeit. In der Verlängerung hatte der künftige Bayern-Stürmer nochmals zwei hervorragende Möglichkeiten. In der 105. Minute verzog er seinen Kopfball nach einer Flanke des eingewechselten David Odonkor und wenig später scheiterte er mit seinem Schuss an Gianluigi Buffon.

Überragender Abwehrchef Cannavaro

Ansonsten hatte der einmal mehr überragende italienische Abwehrchef Fabio Cannavaro alles im Griff. Er agierte wieder neben dem zuletzt gesperrten Marco Materazzi und spielte eine Art Libero, der überall dort auftauchte, wo es gefährlich wurde.

Selbst ein Kopfballduell mit dem zehn Zentimeter grösseren Michael Ballack gewann der Verteidiger von Juventus Turin. Erstaunlich stark zeigte sich auch der bisher im Turnier eher unauffällige Grosso, der vor seinem Treffer zweimal gefährlich vor Lehmann auftauchte.

Aus der gesicherten Abwehr heraus, fanden die Italiener öfters als Deutschland den Weg bis vors gegnerische Tor. In Francesco Totti und Andrea Pirlo besassen sie die zwei kreativsten Spieler auf dem Feld in ihren Reihen. Totti gelangen einige interessante Bälle in die Tiefe. Nach einer Viertelstunde scheiterte Simone Perrotta nach einem langen Pass seines Römer Teamkollegen an Lehmann.

Pirlo auffällig

Pirlo fiel einerseits durch seine Standardsituationen auf, die fast immer für Gefahr sorgten. Anderseits war er der Denker und Lenker im Spiel der «Squadra Azzurra». Zumindest bis zur Verlängerung, bis die Partie unkontrollierbar wurde und nur noch ein einziges Hin und Her war.

Pirlos deutsches Pendant Michael Ballack konnte nie eine entscheidende Rolle einnehmen. Er war kein Dirigent und deshalb fehlte dem deutschen Spiel eine klare Linie. Mit dem grossen Einsatz, den die Spieler angestachelt von 65 000 Fans entwickelten, konnten sie dieses Manko teilweise aber wettmachen.

Lautstarke Unterstützung

Noch nie in 14 Spielen hatte Deutschland in Dortmund verloren und die Zuschauer machten mit lautstarker, nicht immer fairer Unterstützung alles, damit es so blieb. Auf dem Spielfeld blieb unter der Leitung des Mexikaners Benito Artchundia, der als erster Schiedsrichter der WM-Historie fünf Spiele pfeifen durfte, die Ordnung gewahrt.

Unfaire Aktionen waren selten, obwohl sich die beiden Mannschaften nichts schenkten und insbesondere in der Verlängerung ein schneller Gegenstoss auf den anderen folgte. Es waren in der letzten halben Stunde mehr Torchancen zu sehen, als zuvor während der gesamten regulären Spielzeit. Mit etwas mehr Treffsicherheit hätten auch in Dortmund in den letzten 30 Minuten fünf Tore fallen können, wie vor 36 Jahren im legendären Halbfinal in Mexiko, den Italien 4:3 gewann.

Deutschland - Italien 0:2
WM-Stadion, Dortmund. -- 65 000 Zuschauer (ausverkauft). -- SR Archundia (Mex). Tore: 119. Grosso 0:1. 120. Del Piero 0:2.

Deutschland: Lehmann; Friedrich, Mertesacker, Metzelder, Lahm; Schneider (83. Odonkor), Kehl, Ballack, Borowski (72. Schweinsteiger); Klose, Podolski.

Italien: Buffon; Zambrotta, Cannavaro, Materazzi, Grosso; Camoranesi, Gattuso, Pirlo, Perrotta; Totti; Toni (74. Gilardino).

Bemerkungen: Deutschland ohne Frings (gesperrt), Italien ohne De Rossi (gesperrt) und Nesta (verletzt). Verwarnungen: 40. Borowski (Foul). 57. Metzelder (Foul). 90. Camoranesi (Foul).

(Julien Oberholzer (Si), Dortmund/Si)

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