Die Fahrenden: Roma, Sinti und Jenische

publiziert: Mittwoch, 2. Nov 2005 / 11:12 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 2. Nov 2005 / 11:41 Uhr

Bern - Als Fahrende bezeichnet man seit dem Mittelalter alle Nichtsesshaften. Die wichtigsten nichtsesshaften Volksgruppen in Europa sind heute die Roma, Sinti und die Jenischen. Sie wurden lange Zeit kollektiv «Zigeuner» genannt.

In der Schweiz leben schätzungsweise 30 000 Fahrende, die meisten von ihnen Jenische.
In der Schweiz leben schätzungsweise 30 000 Fahrende, die meisten von ihnen Jenische.
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Die Roma sind seit dem 5. Jahrhundert aus Indien eingewandert. In Europa leben heute rund 8 bis 12 Millionen Roma. Sie haben eine gemeinsame Sprache, Romani oder Romanes. Verwandte Bevölkerungsgruppen sind die «Sinti», «Manusch», oder die in Spanien lebenden «Gitanos».

Daneben gibt es seit dem Spätmittelalter in Europa andere nichtsesshafte Volksgruppen, die nicht Romani sprechen. Die wichtigsten sind die Jenischen. In Europa leben etwa 100 000 von ihnen, vorwiegend in der Schweiz, Deutschland und Österreich.

Sie wurden als «weisse Zigeuner», in der Innerschweiz auch als «Fecker» bezeichnet. Ihre Sprache ist das Jenische. Es verwendet die Grammatik der deutschen Sprache mit eigenen Wörtern, die teilweise aus dem Jiddischen, dem Romani oder dem spätmittelalterlichen Rotwelsch stammen.

Fahrende in der Schweiz

In der Schweiz leben laut Bundesamt für Kultur schätzungsweise 30 000 Fahrende, die meisten von ihnen Jenische. Die überwiegende Mehrheit ist sesshaft, rund 3000 bis 5000 pflegen eine halbnomadische Lebensweise (mit festen Standplätzen im Winter und «auf Achse» im Sommer).

Etwa 2500 sind «regelässig aktiv Fahrende». Die modernen Nationalstaaten versuchten seit dem 19. Jahrhundert, die Fahrenden an die sesshafte Gesellschaft zu zwangsassimilieren. Nach Gründung des Bundesstaates wurden die Jenischen ab 1850 von den Kantonen eingebürgert, wie das Historische Lexikon der Schweiz aufzeigt.

Zwischen 1926 und 1973 wurden über 600 jenische Kinder ihren Eltern entrissen und vom «Hilfswerk für die Kinder der Landstrasse» der Stiftung Pro Juventute in Pflegefamilien, Heimen oder psychiatrischen Kliniken untergebracht. Im Zweiten Weltkrieg waren die Fahrenden auch in der Schweiz zahlreichen Diskriminierungen ausgesetzt, wie die Bergier-Kommission aufzeigte.

Selbsthilfegruppen

1975 schlossen sich die Jenischen in der Radgenossenschaft der Landstrasse zusammen. Diese und andere Selbsthilfegruppen kämpfen um Wiedergutmachung und Rehabilitation und setzten sich für die heutigen Belange der Fahrenden ein.

Auch die Bundesstiftung Zukunft für Schweizer Fahrende tritt seit 1997 für eine Verbesserung der Lebensumstände der Jenischen ein. Im Unterschied zu den Sprachgruppen werden Jenische in der Bundesverfassung nicht geschützt.

Andrerseits gibt es kantonale, nationale und internationale (UNO- und Europarats-) Minderheitenschutzgesetze und Diskriminierungsverbote, die auch Fahrenden einen gewissen Schutz gewähren. 1975 wurden die Jenischen im Kanton Bern als eigenständige Volksgruppe anerkannt.

(fest/sda)

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Die Fahrenden sehen sich als eigenes Volk mit eigener Kultur.
 
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