Die Ozeane werden stinksauer

publiziert: Donnerstag, 26. Jun 2008 / 11:47 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 26. Jun 2008 / 12:33 Uhr

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Momentan wird ja immer noch – zwar je länger, desto näher am Rande der Seriosität – über die Klimaerwärmung durch den Menschen debattiert. Noch immer sperren sich ganze Nationen gegen CO2-Obergrenzen und obwohl mit dem offensichtlich immer rarer werdenden Erdöl eine der wichtigsten Ressourcen, die für dieses Gas verantwortlich ist, zur Neige geht, scheint immer noch nicht das letzte Wort zum Thema Treibhaus-Effekt gesprochen. Dabei gäbe es einen anderen, mindestens so wichtigen Grund, hart auf die CO2-Bremse zu drücken.

In der ganzen Debatte wurde immer wieder mit ziemlicher Erleichterung darüber geredet, dass die Ozeane der Welt einen Gutteil der von uns erzeugten CO2-Emissionen aufnähmen und so den Treibhauseffekt dämpften. Und das war es in etwa, was dazu gesagt wurde. Keine Frage danach, was das Treibhausgas, das man so los wird, im Meer anrichtet. Und dabei sind es gewaltige Mengen, die da im Oberflächenwasser der Weltmeere versenkt werden.

Seit dem Beginn der Industrialisierung ist der pH-Wert der Ozeane bereits von 8.2 auf 8.1 gefallen... tönt wenig? Ja... nur ist der pH-Wert ein logarithmisches Mass, was nichts anderes bedeutet, als dass der Ozean um 30% saurer geworden ist. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte der Wert auf 7,8 fallen. Die ersten Opfer dieser Versauerung des Ozeans werden jene Organismen sein, die ihre Schalen und Skelette aus dem im Wasser gelösten Kalk bauen. Denn das CO2 produziert im Wasser Kohlensäure, wodurch die Karbonat-Ionen immer knapper werden.

Das Problem betrifft Organismen vom Hummer über Muscheln, Austern, Krabben – eigentlich so gut wie alle Krustentiere und alle Fische und Wale, die sich von diesen ernähren. Die Schalen und Häuser der Schnecken werden dünner und krümelig, lösen sich unter Umständen sogar ganz auf. Dazu leiden Fischlarven und auch Tintenfische unter regelrechter Atemnot, da das CO2 die Aufnahme von Sauerstoff behindert.

Und es geht noch weiter. Auch Korallenriffe sind bedroht. Nicht mehr nur durch die Erwärmung der Atmosphäre, sondern auch dadurch, dass die Riffe geradezu aufgelöst werden. Und damit auch Atolle, die aus Korallenriffen entstanden sind. Dieser Prozess wird, wenn nicht schnell was passiert, bereits in 10 Jahren richtig beginnen – so dass die Bewohner der Südsee nicht nur durch steigende Ozeanspiegel sondern auch durch weg-krümelnde Inseln und den fehlenden Schutz der Küsten durch die sich auflösenden Riffe gefährdet werden.

Doch es wird noch schlimmer: Auch wenn sie noch nie was von Flügelschnecken gehört haben, diese etwa linsengrossen Tierchen mit ihren transparenten Schalen sind die Hauptnahrung von Hering, Lachs, Seelachs und Kabeljau. Auch diese in den polaren Gewässern lebenden Tiere wären durch eine weitere Übersäuerung der Meere in Gefahr – zum einen, weil auch sie ihrer Häuschen verlustig gingen, aber auch, weil die Kieselalgen, die Nahrung der Flügelschnecken und eine wichtig Basis der ganzen ozeanischen Nahrungskette sind, gleichfalls unter einer solchen Entwicklung stark leiden, womöglich gar verschwinden würden.

Kommt dazu, dass diese Algen sehr viel CO2 aufnehmen und nach dem Tod auf den Meeresboden sinken, wo das Gas dann im Sediment gebunden bleibt. Ginge dieser Puffer verloren, beschleunigte sich die Erderwärmung noch weiter.

Gibt es also keine Hoffnung, keinen natürlichen Regulator, der die Ozeane wieder heil macht? Aber natürlich... die Sedimente auf dem Ozeanboden werden, die Ozeane entsäuern, nachdem das gesamte Wasser ein paar Mal rund herum zirkuliert ist... so in 20'000 bis 40'000 Jahren.

Auch die Evolution wird hart daran arbeiten, Organismen sich den neuen Situationen anpassen zu lassen. Doch dies sind Mechanismen, auf die wir zu unserer Rettung nicht warten können und nicht warten sollten. Denn die Menschheit hat es in der Hand, ihr Verhalten zu ändern und endlich zu realisieren, dass wir auf einem Wasserplaneten leben, auf dem es stockdumm ist, das Meer stinksauer zu machen.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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