Die Politik sollte nicht Richter spielen

publiziert: Donnerstag, 1. Jul 2010 / 14:30 Uhr

Die Frage der Woche lautete: Minarettverbot aufheben: Wie soll die Schweiz reagieren? Heute der Beitrag von Michael Köpfli. Michael Köpfli (27) ist Berner Stadtrat und Fraktionspräsident der glp, seit 2010 Vorstandsmitglied der Grünliberalen Schweiz und Master-Student in Volkswirtschaft/Politikwissenschaft.

2 Meldungen im Zusammenhang
Ich habe im vergangenen Dezember Nein zur Minarettverbot gestimmt. Dies weil ich der festen Überzeugung bin, dass man mit Symbolpolitik keine der durchaus bestehenden Probleme in der Migrations- und Integrationspolitik lösen kann.

Ich stehe aber auch voll und ganz hinter den politischen Institutionen der Schweiz und damit auch hinter der direkten Demokratie. Deshalb finde ich es wichtig, dass man den Volksentscheid respektiert. Natürlich sind wir aber auch an die von der Schweiz unterzeichneten internationalen Abkommen wie beispielsweise die europäische Konvention für Menschenrechte gebunden.

Die Frage der Vereinbarkeit des Minarettverbots mit diesen Abkommen wird wohl in absehbarer Zeit durch den Gerichtshof für Menschenrechte beurteilt. Dies ist auch die richtige Institution dafür, von der unverbindlichen Resolution des Europarats sollte sich die Schweiz demgegenüber nicht unter Druck setzen lassen.

Erst wenn das Gericht zum Schluss kommt, dass das Minarettverbot gegen die Menschenrechtskonvention verstösst, muss die Lage neu beurteilt werden. Denn eine Kündigung der von der Schweiz unterzeichneten Menschenrechtskonvention steht für mich ausser Frage. Für eine Abänderung oder gar eine Aufhebung des Volksentscheids vom vergangenen Dezember bräuchte es dann aber zwingend einen neuerlichen Volksentscheid; nur so würde der direkten Demokratie Sorge getragen. Doch diese Fragen stellen sich heute noch nicht, denn es ist nicht die Aufgabe der Politik, den Entscheid des Gerichts vorwegzunehmen.

Bedauerlich ist, dass wegen der neuerlichen Debatte über das Minarettverbot (und der ausklingenden Diskussion über ein Burkaverbot) die tatsächlichen Probleme in der Migrations- und Integrationspolitik weiter in den Hintergrund treten. Dabei gäbe es durchaus Handlungsbedarf. Beispielsweise in Schulen, wo Dispensationen aus religiösen oder kulturellen Gründen generell ausgeschlossen werden sollten, oder bei den Sprachkenntnisse gewisser Migranten, wo dringend Massnahmen angezeigt sind. Diesen Problemen begegnet man aber nicht mit willkürlichen und symbolischen Verboten, sondern mit gezielten Massnahmen wie Integrationsvereinbarungen. Diese eröffnen den Migranten zusätzliche Chancen, nehmen sie aber auch in die Pflicht, gerade was das Erlernen unserer Sprache anbelangt.

(von Michael Köpfli/news.ch)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
Strassburg - Der Europarat fordert ... mehr lesen 29
Das Schweizer Volk hat über das Minarett-Verbot abgestimmt und es angenommen.
Der Generalsekretär des Europarats, Thorbjörn Jagland. (Archivbild)
Strassburg - Italien hat erneut mit ... mehr lesen
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Energie- statt Mehrwertsteuer - Grundpfeiler der Energiepolitik der GLP.
Energie- statt Mehrwertsteuer - Grundpfeiler der ...
Die Frage der Woche lautet: Der Wahlkampf ist lanciert - welches werden die bestimmenden Themen sein? Heute der Beitrag von Michael Köpfli, Berner Stadtrat und Vorstandsmitglied der Grünliberalen Schweiz. mehr lesen 
Die Frage der Woche lautet: AKW-Desaster in Japan - Welches müssen die Konsequenzen für die Schweiz sein, oder kann unsere Energiepolitik weiterhin bestehen? Heute der Beitrag von Michael ... mehr lesen
Wasser von hier: Das Kraftwerk Eglisau-Glattfelden.
Die Frage der Woche lautete: Sehr viele Leute beklagen sich über die Billag und die Art, wie die Radio- und Fernsehgebühren erhoben werden. Muss über einen grundsätzlichen Systemwechsel nachgedacht werden oder ist alles in Ordnung, wie es ist? Heute der Beitrag von Michael Köpfli, Berner Stadtrat und Vorstandsmitglied der Grünliberalen Schweiz mehr lesen   1
Elektronisches Road Pricing in Singapur.
Grundsätzlich ist richtig, dass der Bundesrat Anreize dafür schaffen möchte, dass die Bewohnerinnen und Bewohner der Schweiz den Wohn- und den Arbeitsort möglichst nahe zusammenlegen. mehr lesen  
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 3°C 7°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Basel 4°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 0°C 4°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 0°C 6°C Schneeschauerleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 3°C 6°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Genf 4°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 9°C 14°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich recht sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten