Die Rennaissance der Tour

publiziert: Montag, 21. Jul 2008 / 10:25 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 23. Jul 2008 / 12:03 Uhr

Man hatte ja schon viel gehofft, gebangt und war dann wieder enttäuscht worden vom Radsport. Doch in diesem Jahr sieht es wirklich so aus, als hätten sich zwei Dinge entscheidend geändert. Zum Einen, dass sehr professionell gemachte Doping-Tests die verbleibenden Betrüger endlich erfolgreich aussortieren. Zum Anderen, dass auch in diversen Teams intern sehr intensiv gegen die Dopingsünder vorgegangen wird.

Die Zyniker unter den Kritikern lassen sich davon natürlich nicht beeindrucken. Die Tatsache, dass bereits vier Fahrer mit Doping erwischt wurden, ist für diese nicht ein Beweis für funktionierende Testmechanismen, sondern lediglich dafür, dass weiter beschissen wird wie bis anhin. Darauf, dass dem vermutlich nicht so ist, deutet allerdings das Rennen selbst hin. Und zwar auf vielfältige Art und Weise.

Einerseits hatte sich einer der Doper praktisch nur schon mit seiner Fahrweise geoutet. Riccardo Ricco, das italienische Grossmaul, das sich selbst den Übernamen „Die Kobra“ gegeben hatte, fuhr bei seinem Sieg in den Pyrenäen genau so, wie man es aus der EPO-Ära gewohnt war: Ein erschreckender Antritt in einem schweren Berg, den er – ohne schwächer zu werden – bis zum Ziel durchzog. Übermenschlich und unterirdisch zugleich. Sein positives Doping-Resultat überraschte niemanden wirklich – sowohl seine Vorgeschichte wie auch sein Fahrstil sprachen eine deutliche Sprache.

Im Gegensatz dazu steht der Kampf auf Biegen und Brechen am Berg, der auf der Etappe vom Sonntag das Ende der ersten Alpenetappe zum waren Krimi machte. Mit letztem Einsatz versuchte die in einer Gruppe befindlichen Favoriten, sich gegenseitig abzuhängen. Doch fast jeder Angriff, egal, wie explosiv er vorgetragen wurde, versandete, weil die Spitzenleute zwar stark waren, aber offenbar doch ihre Grenzen spürten. Das Leiden zeichnete die Gesichter auf jedem Meter und als die Gruppe der Favoriten schlussendlich auseinander fiel, lag dies daran, dass es ein Abnutzungskampf war – wer weniger kaputt war, konnte einen kleinen Vorteil erringen. Und das war es auch schon.

Die Tour de France ist sich wieder eine Tour des Leidens. Dazu beigetragen hat zum einen, dass die Doping-Tests nun mit grosser Konsequenz von unabhängigen Labors durchgeführt werden. Andererseits auch, dass der Schweizer Hersteller des von den Dopern benutzten Dritt-Generations-EPO bei der Entwicklung eines Nachweisverfahrens dafür mit gearbeitet haben, so dass dieses Medikament bereits bei seiner Markteinführung im Blut von spritzenden Athleten gefunden werden kann.

Die Tour wird in einer Woche Vergangenheit sein. Mit oder ohne weitere nachgewiesene Doping-Vergehen stellt sie hoffentlich den lange ersehnten Zeitenwechsel im Radsport dar, der ja der am strengsten kontrollierte Sport überhaupt ist. Es wird interessant sein, ob an der nächsten sportlichen Grossveranstaltung gleich konsequent getestet wird und die chinesischen Organisatoren ihr Versprechen der sauberen olympischen Spiele einhalten werden.

Denn es soll sich niemand der Illusion hingeben, dass nur der Radsport an massivem Doping litt und andere Sportarten sauber sind. Wo immer Ruhm, Geld und die Befriedigung des Egos auf dem Spiel stehen, wird es auch Athleten geben, die ihrem Talent mit mehr oder weniger wirksamen Tricks auf die Sprünge helfen wollen. Die Tour scheint ihre Wiedergeburt dieses Jahr unter Schmerzen zu erleben… andere Sportarten sind noch nicht einmal von ihrem Sockel gestossen worden.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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