«Die Schweizer haben sich im Ausland festgebissen»

publiziert: Montag, 22. Mai 2006 / 10:18 Uhr / aktualisiert: Montag, 22. Mai 2006 / 16:17 Uhr

Bochumtrainer Marcel Koller sieht im aktuellen WM-Kader mehr Teamgeist als in der Mannschaft von 1994 um Alain Sutter und Adrian Knup.

Marcel Koller denkt, Schweizer Fussballer haben gelernt, sich im Ausland durchzusetzen.
Marcel Koller denkt, Schweizer Fussballer haben gelernt, sich im Ausland durchzusetzen.
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Marcel Koller, in 20 Tagen beginnt die WM. Wo schauen Sie sich die Spiele an?

In der Schweiz und in Bochum. Ich hoffe, dass ich das eine oder andere Spiel noch im Stadion schauen kann.

Haben Sie Eintrittskarten?

Ich habe eine Karte für das Spiel Portugal gegen Mexiko erhalten.

Werden Sie sich auch eine Partie der Schweiz im Stadion anschauen?

Wahrscheinlich nicht. Aber ich hoffe, dass ich noch Karten für das Spiel Schweiz – Togo bekomme.

Der Schweizer Nationaltrainer Jakob Kuhn hat am Montag den Kader für die WM präsentiert. Hakan Yakin ist nicht dabei. Kann die Schweiz auf einen kreativen Spieler wie ihn verzichten?

Scheinbar ja. Hakan Yakin hat zwar viel getan für den Schweizer Fussball, aber das nicht entscheidend. Als Trainer muss man schauen, wie ein Spieler in Form ist, und ob er das zeigen kann, was von ihm verlangt wird. Yakins Leistungen waren zuletzt wieder besser, allerdings war er vorher lange Zeit verletzt. Köbi Kuhn ist offenbar überzeugt, dass er die Aufgabe WM ohne ihn lösen kann.

Sie sehen also keinen Substanzverlust für die Mannschaft?

Ich kann das nur von aussen beurteilen. Aber es spricht für das aktuelle Nationalteam, dass man einen solchen Spieler Zuhause lassen kann. Die Mannschaft hat in den letzten Spielen der Qualifikation demonstriert, zu was sie fähig ist. Jene Spieler, die gespielt haben, zeigten, dass sie dank den Erfahrungen im Ausland gereift sind.

Wie wichtig sind die Legionäre für den Schweizer Fussball?

Sehr wichtig. Man bekommt in einer internationalen Mannschaft die verschiedenen Mentalitäten mit. Zudem muss man lernen, sich als Ausländer durchzusetzen. In der Super League werden die Ausländer umsorgt; anderswo musst du als Schweizer zeigen, was du kannst. Und wenn du nichts kannst, dann lassen sie dich links liegen. Wenn du dich hingegen durchbeisst, dann bist du einen Schritt weiter.

Wie stark ist die aktuelle Nationalmannschaft?

Bei der Europameisterschaft in Portugal hatte ich das Gefühl, dass alle mit der Teilnahme zufrieden waren. Aber richtig an die Chance geglaubt, hatte damals niemand. Jetzt denke ich, dass sich gerade die jungen Spieler weiterentwickelt haben.

Inwiefern?

Was die Erfahrung betrifft. Wie gesagt: Die Schweizer haben sich im Ausland festgebissen. Tranquillo Barnetta zum Beispiel hatte bei Hannover eine Kreuzbandverletzung, sich danach aber bei Leverkusen einen Stammplatz erkämpft. Mit entsprechendem Selbstvertrauen geht er auch in die Spiele mit der Nationalmannschaft. Es gibt allerdings Stimmen, die sagen, dass die WM für die junge Mannschaft zu früh kommt, und sie eigentlich erst für die EM in zwei Jahren so weit wäre. Diese Haltung finde ich allerdings gefährlich. Es ist schliesslich nicht selbstverständlich, dass wir uns für eine WM qualifizieren. Man muss ja nicht gleich sagen: Wir werden Weltmeister. Ich finde aber, man soll sich da hineinhängen und das Optimum herausholen.

Ist das eine Frage der Mentalität?

Ich bin nun schon eine Zeit lang in Deutschland. In der Schweiz ist die deutsche Mentalität bekannt: Hier tritt man selbstbewusster, direkter und offener auf. Da bekommst du auf Deutsch gesagt auch mal eins in die Fresse. In der Schweiz spielt man in solchen Situationen die beleidigte Leberwurst und zieht sich zurück. Viele sind den harten Umgang nicht gewohnt.

Bei der letzten WM-Teilnahme 1994 scheiterte die Schweiz gegen Spanien im Achtelfinale. Was trauen sie der aktuellen Mannschaft zu?

Ich denke, nein, ich hoffe, dass sie die Gruppenphase übersteht. An guten Tagen kann sie auch noch eine Runde weiterkommen. 1994 lag die Klasse mit Spielern wie Alain Sutter oder Adrian Knup mehr im individuellen Bereich. Im aktuellen Team gibt es zwar auch Individualisten. Aber der Teamgedanke ist ausgeprägter. Das ist es auch, was diese Mannschaft so stark macht.

(Romano Paganini/news.ch)

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