Die Taliban sind in Afghanistan wieder auf dem Vormarsch

publiziert: Dienstag, 11. Nov 2003 / 21:30 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 11. Nov 2003 / 21:58 Uhr

Kabul - Zwei Jahre nach ihrem Sturz sind die Taliban in Afghanistan wieder auf dem Vormarsch. Schritt für Schritt gewannen sie zuletzt an Stärke zurück, weite Teile im Südosten des Landes sind inzwischen wieder in ihrer Gewalt.

Mit ihrer Offensive konnten die US-geführten Streitkräfte und ihre Verbündeten von der Nordallianz im Oktober und November 2001 die radikalislamischen Extremisten nicht vollständig und dauerhaft vertreiben.

Präsident Hamid Karsai ist um Verhandlungen mit den früheren Machthabern bemüht und verfolgt eine Politik der ausgestreckten Hand. Gemäss einem im Oktober veröffentlichten UNO-Bericht kontrollieren die Taliban wieder die Verwaltung in einigen Gebieten an der Grenze zu Pakistan.

Mobile Einheiten

Mit Guerilla-Taktik und Stosstrupps eroberten die Kämpfer in kleinen mobilen Einheiten mehrheitlich von Paschtunen bewohnte Regionen, wo sie ohnehin oftmals Rückhalt in den Dörfern und Stämmen haben. So konnten sie in den Provinzen Kandahar, Helmand, Orusgan und Sabul sowie Ghasni, Paktika, Paktia und Chost wieder Fuss fassen.

Bislang gelang es den von den US-geführten Streitkräften eingesetzten Regierungstruppen, die Machtausweitung der Taliban in Schach zu halten. Aber die Bedrohung wächst. Genährt wird sie durch die zunehmende Frustration der Paschtunen, die sich als die grossen Verlierer des politischen Übergangsprozesses und Wiederaufbaus sehen. Denn die afghanische Regierung wird von Tadschiken aus dem Panschir-Tal dominiert.

Amnestie angeboten

Präsident Karsai, selbst Paschtune, will die Sympathien seiner eigenen Volksgruppe gewinnen und zugleich die Taliban aus dem Weg räumen. Mehrfach rief der Regierungschef die einfachen Kämpfer der radikalislamischen Miliz auf, ihre Waffen abzugeben und bot ihnen dafür Amnestie an.

"Es gibt wahrscheinlich nicht mehr als etwa fünfzig Menschen, die am Terrorismus und der Gewalt gegen das afghanische Volk mitwirken", sagte Karsai Anfang Oktober. Deren Rückkehr dürfe nicht akzeptiert werden. "Tausende von gewöhnlichen Taliban" seien in Afghanistan jedoch "willkommen", fügte der Regierungschef hinzu.

Nach ihrer Flucht Richtung Pakistan und Übergabeverhandlungen wurden zahlreiche ehemalige Kämpfer der Taliban wieder in allen Ebenen der Verwaltung und der Sicherheitsorgane der Regierung integriert.

Wiedereingliederung

Ein Beispiel für diese Wiedereingliederung ist der amtierende Gouverneur der Provinz Paktika, Mohammed Ali Dschalali, der unter den Taliban bereits Polizeichef in der Nachbarprovinz Ghasni war. In der Praxis waren die Kontakte nie abgebrochen.

Die kürzliche Freilassung des früheren Taliban-Aussenministers Wakil Ahmed Mutawakil durch die US-Armee nährte Spekulationen über Verhandlungen auf höchstem Niveau zwischen der afghanischen Regierung und den früheren radikalislamischen Machthabern. Die afghanische Präsidentschaft bestreitet kategorisch, Gespräche mit Mutawakil oder früheren Gefährten von Talibanführer Mullah Mohammed Omar aufgenommen zu haben.

Rund ein halbes Jahr vor der Präsidentschaftswahl hat Karsai ein klares Interesse an Verhandlungen: Indem er zwischen den gemässigten Taliban einerseits und den "Komplizen des Terrornetzwerks el Kaida" andererseits unterscheidet, kann er den Gegner schwächen. Auch geht es ihm darum, die Legitimation in den Reihen seines Stammes, der Paschtunen, zu festigen.

(Von Hervé Bar, afp/sda)

 
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