Die Welt ändert sich und mit ihr die Mikroben

publiziert: Montag, 27. Feb 2006 / 08:21 Uhr / aktualisiert: Montag, 27. Feb 2006 / 08:44 Uhr

Hamburg - Vogelgrippe und Sars, Aids und BSE: Die meisten neuen gefährlichen Erreger stammen aus dem Tierreich. Ihre Zahl scheint anzusteigen, sagt Klaus Stöhr, Leiter des Grippe-Programms der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Im Durchschnitt kommt jedes Jahr eine neue Infektionskrankheit hinzu.
Im Durchschnitt kommt jedes Jahr eine neue Infektionskrankheit hinzu.
29 Meldungen im Zusammenhang
Ein Grund sei der weltweite Wandel in vielen Bereichen. Die Kultur ändere sich ebenso wie die sozialen Verbindungen und die Transportmittel. Auch die Tierzucht wandle sich und die Art, Nahrungsmittel zu produzieren. «All das wird ohne jeden Zweifel einen Einfluss auf den Weg haben, wie Mikroorganismen uns erreichen können.» Und ebenso darauf, wie die Erreger sich verhalten und entwickeln.

Bessere Diagnostik

Im Durchschnitt komme jedes Jahr eine neue Infektionskrankheit hinzu, erläutert der Infektionsbiologe Jörg Hacker von der Universität Würzburg. Der Anstieg von registrierten Keimen verschiedener Herkunft liege unter anderem an der besseren Diagnostik, insbesondere per Gentechnik. Hacker verweist jedoch auch auf das Bevölkerungswachstum - im 20. Jahrhundert hat sich die Zahl der Menschen auf rund sechs Milliarden vervierfacht. «Die Menschen rücken immer dichter zusammen.»

Hygieneregeln einhalten

Besonders beim engen Kontakt von Menschen und Tieren müssten laut Hacker bestimmte Hygieneregeln eingehalten werden. Solche Traditionen aus Gesellschaft und Religion würden jedoch zuweilen vergessen oder nicht mehr gelebt.

Früher habe es etwa in Afrika Regeln gegeben, Wildtiere zu achten. «Sie wurden nur im Zusammenhang mit gewissen Ritualen getötet und gegessen», betont Hacker. «Es scheint so, dass Ebola und Aids durch das Jagen von Wildtieren zum Menschen kamen.»

Der Leiter des Berliner Robert Koch-Instituts, Reinhard Kurth, sieht auch in der Ausbreitung des Menschen einen Grund für den Ausbruch neuer Krankheiten: «Mittlerweile ist der Mensch in so ziemlich jeden Winkel der Erde vorgedrungen.»

Mensch fördert Verbreitung

Er sei daher mit fast allen Tieren und Pflanzen in Kontakt gekommen und somit auch mit neuen Erregern. «Die Affenpocken zum Beispiel traten in Zentralafrika praktisch nur dort auf, wo umfangreiche Waldrodungen vorgenommen worden waren.»

Die Verbreitung der Erreger unterstützt der Mensch zuweilen tatkräftig. «Schon Cholera, Pest und Pocken breiteten sich früher entlang der Handelsstrassen aus», sagt der Direktor des Hamburger Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin, Bernhard Fleischer.

«Heute geht alles viel schneller.» Aids sei wahrscheinlich schon viele Jahrzehnte in Afrika gewesen, erläutert Fleischer mit Verweis auf neue Tests von alten Blutproben.

Anderen Erregern bietet erst die Technik optimale Lebensbedingungen. So können sich Legionellen hervorragend in Warmwasser- und Klimaanlagen ausbreiten.

Lebenserwartung trotzdem gestiegen

Doch es gibt auch einen positiven Wandel: Vor allem dank besserer Hygiene und Ernährung hat sich die Lebenserwartung der Menschen im 20. Jahrhundert weltweit von 35 auf 66 Jahre nahezu verdoppelt. Mit Hilfe von Impfstoffen wurden die Pocken ausgerottet, Kinderlähmung und Masern zurückgedrängt.

Noch vor wenigen Jahrzehnten schien es, als könne der Mensch die Erreger besiegen. Hacker verweist jedoch darauf, dass sich einige Infektionskrankheiten wie Aids oder auch der Durchfallerreger Campylobacter heute stärker ausbreiten: «Die Erreger sind doch cleverer als wir dachten. Die ändern ständig ihr Gesicht.»

(Simone Humml/dpa)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
Oxford/Leuven - Die Aids-Pandemie ... mehr lesen
Der Ursprung von Aids liegt in den 1920er-Jahren - durch Bevölkerungswachstum, Sex und Eisenbahnen konnte sich die Krankheit ausbreiten.
Nur 86 Prozent der Schweizer sind gegen Masern geimpft.
Bern - Eine Masern-Epidemie zieht über die Schweiz. Seit Anfang Jahr hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 414 Fälle registriert, davon 236 im Kanton Luzern. Jeder zehnte Kranke ... mehr lesen
Vorbeugen durch Grippeimpfung ist wichtig vor allem für ältere Personen.
Bern - Die Grippe breitet sich in der ... mehr lesen
Bern - Die Grippewelle hat praktisch die ganze Schweiz erfasst. Überall wurde in ... mehr lesen
Der Impfschutz ist dieses Jahr nicht optimal.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Sollte H5N1-Virus mutieren und sich leicht von Mensch zu Mensch übertragen, sind sogar Staatskrisen zu befürchten.
Washington - Der Internationale ... mehr lesen
Rangun - Die Vogelgrippe ist erstmals in Birma festgestellt worden. Die gefährliche Tierseuche wurde bei Geflügel in einem Zuchtbetrieb in Mandalay im Zentrum des Landes nachgewiesen. mehr lesen 
Ein polnische Referenzlabor testete die Schwäne positiv auf H5. (Archivbild)
Warschau - Polen hat den dritten Verdachtsfall von Vogelgrippe gemeldet. Der Wildschwan war wie zuvor bereits zwei Artgenossen am Wochenende im nordpolnischen Torun verendet aufgefunden ... mehr lesen
Paris - Die UNO-Organisation für ... mehr lesen
Die Industrieländer hätten das Problem nicht ernst genug genommen.
Am Wochenende wurden gehäuft tote Wildvögel gefunden. (Archivbild)
Bern - In der Schweiz sind vier ... mehr lesen
Jakarta - In Indonesien ist die ... mehr lesen
Alle Tiere sollen innerhalb eines Monats geimpft werden. (Archivbild)
Bisher standen alle Opfer in sehr engem Kontakt mit Geflügel. (Archivbild)
Jakarta - In Indonesien und China ... mehr lesen
Bukarest - Die Vogelgrippe hat das ... mehr lesen
Der Bregenzer Hafen im Vorarlberg.
Zu Frankreichs Geflügelexporten gehören auch Delikatessen wie die Gänseleber (Foie Gras).
Paris - Die Regierung in Paris hat ... mehr lesen
Frauenfeld - Der in Genf gefundene Gänsesäger ist am Vogelgrippe-Virus verendet, ... mehr lesen
Der in Genf gefundene Gänsesäger ist am gefährlichen Virus H5N1 verendet. (Archivbild)
Die Katze war am vergangenen Wochenende aufgefunden worden.
Riems - Erstmals seit Ausbruch der ... mehr lesen
Zürich - Bis am Dienstag sind in der Schweiz 126 verendete Wasservögel negativ auf das Vogelgrippe-Virus H5 getestet worden. Damit bleibt es vorläufig bei einem positiven Fall. mehr lesen 
Lindau - Am östlichen Bodenseeufer in der Nähe von Lindau fanden die Behörden eine Ansammlung von 24 toten Wildvögeln. Ob die Tiere an der Vogelgrippe starben, wird spätestens am Mittwoch bekannt. mehr lesen 
Insbesondere darf man keine Rabenkrähen erlegen, die als Aasfresser den Virus tragen könnten.
Bern - Auf Empfehlung des Bundes ... mehr lesen
Bern - Nach dem ersten Fall von Vogelgrippe in der Schweiz laufen die Untersuchungen von Vögeln auf Hochtouren. mehr lesen 
Bern - Die Vogelgrippe hat die Schweiz ... mehr lesen
Der Bereich um den Jet d'eau wurde weiträumig abgesperrt. (Archivbild)
Die Stallpflicht sei genug im Kampf gegen die Vogelgrippe.
Bern - Der Schweizerische ... mehr lesen
Bern - Die Vogelgrippe hat die ... mehr lesen
Die verendeten Tafelenten befanden sich auf der deutsche Seite des Bodensees.
BAG-Chef Thomas Zeltner sieht der Vogelgrippe gelassen entgegen.
Bern - Thomas Zeltner, der Direktor ... mehr lesen
Etschmayer H5N1. Vier Buchstaben. Eine Riesenpanik. Schwäne fallen vom Himmel und wenn irgendwo eine tote Amsel liegt, rückt sofort die Feuerwehr an, um den Kada ... mehr lesen 
Die Verbreitungswege der Vogelgrippe sind noch nicht klar.
Bern - In der Schweiz könnten Wildvögel zum ersten Angriffsziel des Vogelgrippe-Virus H5N1 werden. Doch ist offen, welche Arten es treffen könnte und wie viele Opfer es geben wird. mehr lesen
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Alleine im US-Staat Iowa, dem grössten Eierproduzenten des Landes, wurden 25 Millionen Tiere gekeult, die meisten von ihnen Legehennen. (Symbolbild)
Alleine im US-Staat Iowa, dem grössten Eierproduzenten des Landes, ...
Versorgungslage angespannt  Washington - Zur Eindämmung der Vogelgrippe sind in den USA inzwischen fast 40 Millionen Hühner und anderes Geflügel gekeult worden. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums aus dieser Woche sind mehr als 39 Millionen Vögel von dem aggressiven Erreger H5N2 betroffen. mehr lesen 
Tötung wegen Vogelgrippe  Den Haag - Wegen des Ausbruchs der Vogelgrippe in den Niederlanden haben die Behörden die Tötung tausender Enten angeordnet. In der Gemeinde Barneveld sollten «als Vorsichtsmassnahme» etwa 8000 Tiere geschlachtet werden, teilte das Wirtschaftsministerium am Samstag mit. mehr lesen  
Importverbot wegen Vogelgrippe  Bern - Nach dem Ausbruch der Vogelgrippe in Grossbritannien und in den Niederlanden hat das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) Geflügel-Importe aus Schutz- und ... mehr lesen
Geflügelpest  London - Die Vogelgrippe hat sich bis nach Grossbritannien ausgebreitet. Nach Fällen in Deutschland und ... mehr lesen  
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
  • Freie Stellen aus den Berufsgruppen Akutpflege, Ärzte - Assistenz-, Fach-, Oberärzte, Labor, Analyse
  • Technische:r Assistent:in 80 - 100%
    Uetendorf - Dein Aufgabenbereich Du erfasst, planst und disponierst Baustoffprüfungen. Dazu bist du telefonisch... Weiter
  • Dipl. Fachfrau/-mann Operationstechnik HF oder OTA/TOA 50-80%
    Brugg - Auf Sie wartet eine verantwortungsvolle Aufgabe, bei der Sie unsere ambulanten Patienten kompetent... Weiter
  • Dipl. biomed. Analytiker/in HF / Zytologieassistent/in
    Allschwil - Ihre Aufgaben In unserem hochmodernen Zytologielabor screenen Sie Präparate der gynäkologischen... Weiter
  • Laborleiter/in
    Samedan - Ihre Aufgaben Als Laborleiter/in führen Sie das Team von 5 Mitarbeitern und sind verantwortlich für... Weiter
  • Fachperson Gesundheit EFZ 20% - 100%
    Bassersdorf - Das ist dein Job Grund- und Behandlungspflege in häuslicher Umgebung Beratung und Begleitung der... Weiter
  • Fachmitarbeiterin Annahme & Prä-/Postanalytik (m/w/d), 80-100%, Bern
    Bern - Die Probenannahme stellt die erste Anlaufstelle für eintreffendes Probenmaterial dar und bildet... Weiter
  • Dipl. Pflegefachperson HF/FH 60% - 100%
    Küsnacht - Küsnacht am Zürichsee gilt dank ausgezeichneter Lage als attraktive Gemeinde in der Nähe von... Weiter
  • Dipl. Pflegefachperson HF/FH für die Fallführung 20% - 100% (Spitex)
    Küsnacht - Küsnacht am Zürichsee gilt dank ausgezeichneter Lage als attraktive Gemeinde in der Nähe von... Weiter
  • Pflegefachperson HF/FH Privatstation F / Nachtdienst 70%
    Kilchberg -