Die grünende Wirtschaft

publiziert: Donnerstag, 7. Apr 2011 / 09:00 Uhr
Lucas Bretscher ist Professor für Ressourcenökonomie an der ETH Zürich.
Lucas Bretscher ist Professor für Ressourcenökonomie an der ETH Zürich.

In Wirtschaft und Politik gelten die Ziele von «Green Growth» und «Clean Tech» heute als sehr attraktiv. Durch die jüngsten Umweltkatastrophen wurde vielerorts der Wille noch verstärkt, Anstrengungen in Richtung einer «grünen» Wirtschaft zu unternehmen.

Weiterführende Links zur Meldung:

How rich is the 2000 Watt Society?
Studie vom Center of Economic Research, 2010, ETH Zurich
www.cer.ethz.ch

Das verspricht bessere ökologische Rahmenbedingungen und mehr Arbeitsplätze in umweltschonenden Sektoren. Aber: Wie steht es bei dieser Wandlung um die volkswirtschaftlichen Kosten, die Funktion der Märkte und die Rolle des Staates?

Kosten sind verkraftbar

Eine grünende Wirtschaft zeichnet sich vor allem aus durch eine Verringerung der Emissionen, eine Verbesserung der Ressourceneffizienz und die Entwicklung umweltfreundlicher Technologien. Ein vordringliches Anliegen ist dabei die Verringerung der CO₂-Emissionen. Internationale Klimastudien und entsprechende Berechnungen für die Schweiz kommen zum Schluss, dass eine kontinuierliche Anpassung der CO₂-Emissionen an das 2°C-Ziel wirtschaftlich gut verkraftbar ist. Ein Wachstum wird nicht verunmöglicht, sondern leicht verzögert. Für gewisse Branchen ergeben sich sogar eindeutige Vorteile. Faktoren wie Einwanderung und eine abweichende ausländische Politik sind dabei für die Schweiz mit in die Betrachtung einbezogen worden.¹ Was vermieden werden muss sind kurzfristige Schocks wie die Energieschocks in den 1970er Jahren. Damit können wir in der Regel nicht sehr gut umgehen.

«Magic of the Marketplace»

Studien und Prognosen sind für die Meinungsbildung wichtig, treffen aber in der Politik selten bis nie auf volle Zustimmung. Umweltschutz und Energieeffizienz werden bisweilen immer noch als teuer bezeichnet. Indes, was teuer und was billig ist lässt sich nur abschätzen, wenn der Kostenbegriff umfassend verwendet wird, also z.B. Fixkosten in der Zukunft oder soziale Kosten nicht unterschlagen werden. Nur volle Kosten signalisieren den Marktteilnehmern die tatsächlichen Knappheiten und steuern so deren wirtschaftliche Entscheidungen über die Preise optimal. Die Anpassungsfähigkeit von Marktwirtschaften wird in der öffentlichen Diskussion oft unterschätzt. Die Tugenden unseres dezentralen und flexiblen Steuerungssystems der Ökonomie sind aber gerade für die Ziele der grünen Wirtschaft relevant. Der frühere US-Präsident Ronald Reagan sprach oft vom «Magic of the Marketplace» und meinte damit, dass ein marktwirtschaftliches System mit Limitierungen gut umgehen kann, vor allem über Innovationen.

Private Initiative und Staat

Eine anderes Argument zweifelt nicht am Ziel der grünen Wirtschaft sondern am Weg dorthin. Die Wirtschaft könne Ziele wie Emissionsvermeidung am besten selbst verfolgen, staatliche Nachhilfen seien deshalb unerwünscht, wird manchmal argumentiert. Es ist nicht zu bezweifeln, dass viele Firmen schon viel in Richtung Emissionsminderung und Ressourceneffizienz unternommen haben. Gesamtwirtschaftlich ist der Umweltverbrauch aber immer noch sehr hoch und das Tempo der Emissionsreduktionen im Klimabereich zu gemächlich; es bleibt eine Rolle für den Staat. In jüngster Zeit sind es vermehrt auch «Vorreiter-Firmen», die eine verstärkte allgemeine Umweltschonung fordern, auch über Umweltabgaben. Damit werden ihre eigenen Investitionen nicht ab- sondern zusätzlich aufgewertet, weil sie in den neuen Märkten zuerst Fuss gefasst haben.

Gibt es den Gestaltungswillen?

Wenn die Gestaltbarkeit Richtung grüne Wirtschaft gegeben ist, wird der Gestaltungswille entscheidend. «All we need now is the political will», sagt Nobelpreisträger Paul Krugman in der New York Times zum Thema «Building a Green Economy». Auf dem politischen Parkett haben sich in den letzten Wochen einige Wandlungen vollzogen, aber eine langfristige Neuausrichtung in Richtung Nachhaltigkeit ist noch keineswegs garantiert. Erst ein gefestigter gesellschaftlicher Konsens über die ausgewogene Verbindung von Ökologie und Ökonomie wird helfen, die Farbe der Wirtschaft anhaltend zu verändern.

¹ Vgl. unsere Studie unter http://www.cer.ethz.ch/resec/news/Brochure_2kW.pdf (siehe weiterführende Links)

(Prof. Lucas Bretschger/ETH-Zukunftsblog)

.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Mit Biogas betriebene Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen (WKK) können fluktuierenden Solarstrom kompensieren und Gebäude beheizen.
Mit Biogas betriebene ...
Eine zentrale Herausforderung der Energiewende ist es, die schwankende Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen auszugleichen. Eine Machbarkeitsstudie zeigt nun für drei Schweizer Kantone auf, wie ein Verbund von Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen kurzfristige Engpässe überbrücken und Gebäude mit Strom und Wärme versorgen kann. mehr lesen 
Vor rund hundert Jahren begann die Industrialisierung der Landwirtschaft - heute erleben wir den Beginn ihrer Digitalisierung. Damit die Big-Data-Welle den Bauer nicht vom Acker schwemmt, sondern ihn optimal ... mehr lesen
Vor rund hundert Jahren begann die Industrialisierung der Landwirtschaft - heute erleben wir den Beginn ihrer Digitalisierung.
Wie werden Wasserkraftwerke wieder rentabel?
Die Schweizer Wasserkraft darbt. Die Ursache dafür sind letztlich Verzerrungen im europäischen Strommarkt. Nun diskutiert die Politik Subventionen für die Grosswasserkraft. Allfällige Rettungsaktionen sollten ... mehr lesen  
Climate change has been communicated as a global concern affecting all of mankind; but this message doesn't seem to be getting through. If ... mehr lesen  
Climate change has been communicated as a global concern affecting all of mankind; but this message doesn't seem to be getting through.

Fakten und Meinungen zu Nachhaltigkeit

Der Zukunftsblog der ETH Zürich nimmt aktuelle Themen der Nachhaltigkeit auf. Er bietet eine Informations- und Meinungsplattform, auf der sich Expertinnen und Experten der ETH zu den Themenschwerpunkten Klimawandel, Energie, Zukunftsstädte, Welternährung und Natürliche Ressourcen äussern. Prominente Gäste aus Forschung, Politik und Gesellschaft tragen mit eigenen Beiträgen zur Diskussion bei.

Lesen Sie weitere Beiträge und diskutieren Sie mit auf: www.ethz.ch/zukunftsblog

Viele Start-ups in der Schweiz haben sich dem Umweltschutz verschrieben.
Green Investment Start-ups für die Nachhaltigkeit aus der Schweiz Kaum ein anderes Land in Europa ist beim ...
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 0°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Basel 5°C 14°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 1°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Bern 0°C 11°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Luzern 1°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Genf 5°C 13°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Lugano 6°C 10°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten