Die letzten Damen

publiziert: Mittwoch, 13. Jun 2012 / 08:51 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 14. Jun 2012 / 19:51 Uhr
Valérie Trierweiler bei der Inauguration von François Hollande: Auf dem Weg in den Staatsbesitz.
Valérie Trierweiler bei der Inauguration von François Hollande: Auf dem Weg in den Staatsbesitz.

First Lady wird Michelle Obama zärtlich genannt. Première Dame säuseln die Franzosen, wenn sie von der Journalistin Valérie Trierweiler reden. Da lob ich mir die deutsche Sprache: «Frau des Bundespräsidenten» heisst das Plus1 in Deutschland. Mit Ausnahme englischer Hochglanzblätter gibt es wenigstens sprachlich keine erste, die schliesslich das Letzte ist.

6 Meldungen im Zusammenhang
Hobbes, Locke, Rousseau mögen sich zwar einige Gedanken über den Gesellschaftsvertrag gemacht haben, doch in einer wichtigen Frage wussten sie keine Antwort: Sind die Frauen von Präsidenten Menschen, Bürgerinnen oder Staatseigentum?

Valérie Trierweiler hat studiert. Valérie Trierweiler ist Journalistin. Valérie Trierweiler ist alleinerziehende Mutter. In ihrer Freizeit geht Valérie Trierweiler ab und an (so nehmen wir mal an) mit François Hollande ins Bett, deshalb nennt man sie Lebensgefährtin, Partnerin oder Freundin des bis vor kurzem brav agierenden Parteisoldaten.

Seit der Wahl ihres Liebsten hat Valérie Trierweiler eigentlich alles verloren. Sie ist, ohne dass dies irgendwo rechtlich festgelegt wurde, in Staatsbesitz übergegangen. Sie darf nicht mal mehr irgendwelche Meldungen tweeten, schon wird sie zum staatspolitischen Ereignis. Deshalb ist Frankreich seit gestern in Aufruhr. Denn Valérie Trierweiler hat das getan, was normale Frauen, die noch nicht hundertprozentig Eigentum ihres Bettgefährten sind, noch dürfen: Sie wünschte ihrem Lieblingskandidaten in La Rochelle, Olivier Faroni, alles Gute für den Wahlkampf. Wo liegt das Problem? Ahhh, ganz vergessen. Faroni ist der Gegenkandidat von Ségolène Royal, ehemalige Lebensgefährtin des jetzigen Präsidenten, Mutter «seiner» vier Kinder, vor fünf Jahren sozialistische Herausforderin von Nicolas Sarkozy.

Womit die klassische Häme der Nach- auf die Vorfrau zur Staatsaffäre wird.

«Malaise existentiel» nennt die Le Monde die Tatsache, dass «erste Frauen» eigentlich nicht mehr politisch, beruflich oder sonst wie unabhängig tätig sein sollten. Die «ersten» Frauen haben mit der Wahl ihres Partners in einer der höheren Sphären alle ihre klassischen bürgerlichen Rechte verwirkt. Nicht formell natürlich, sondern informell. Wie alle Entrechtlichungen westlicher Frauen kaum mehr formell, dafür umso effizienter informell passieren. Was bedauerlicherweise dann dazu führen kann, dass Frauen sich lieber gegenseitig die Augen auskratzen, statt die entwürdigenden Klischees der existentiellen Malaise, dass Frauen nach wie vor keine Subjekte sind, zu bekämpfen - siehe Trierweiler, die wahrscheinlich Besseres zu tun hätte, als die schon am Boden liegende Ségolène Royal noch zu treten.

Sie könnte sich ja ein Beispiel an Michelle Obama nehmen. Die ehemalige Klassenbeste, Princeton- und Harvardstudentin, äusserst erfolgreiche Juristin tut das, was studierten westlichen Ehefrauen und Müttern früher oder später normalerweise blüht: Sie pflegt den ehelichen Garten. Schön, dass sie darüber immerhin ein Buch schreiben darf! Denn die «ersten Damen» im Staat sind, realistisch gesehen, das Letzte.

(Regula Stämpfli/news.ch)

Machen Sie auch mit! Diese news.ch - Meldung wurde von 3 Leserinnen und Lesern kommentiert.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Paris - Valérie Trierweiler, Lebensgefährtin von Frankreichs Präsident François ... mehr lesen
Valérie Trierweiler verzichtet auf eine Fernsehsendung.
Paris - Nach der Twitter-Botschaft ... mehr lesen
Ségolène Royal kämpft ums politische Überleben. (Archivbild)
In der zweiten Runde wird die entgültige Zusammensetzung ermittelt.
Paris - Nach der ersten Runde der ... mehr lesen
Paris - Trotz des Versprechens, ein ... mehr lesen 3
«Beispielhafte» Regierung ...
Weitere Artikel im Zusammenhang
Disney zensiert die Werbespots im Kinderprogramm.
New York/Washington - Der Unterhaltungsgigant Disney will ungesunde Kost aus den Werbepausen seiner Sender verbannen. Künftig solle auf allen Kanälen, die sich besonders an Kinder und ... mehr lesen
Annehmlichkeiten?
vielleicht ist es mehr die Zuneigung zum Partner als die "Ehre" First Lady zu sein? Nebenbei: diese Ladies, wenn sie denn intelligent sind, können viel bewirken, sind Aushängeschild,wenn es um Humanistisches geht, Soziales, Sponsoring. Dies wäre ja das mindeste, neben den Möglichkeiten, sich schön zu machen, zu präsentieren, wenn dies müssen. Ich beneide sie nicht, kenne eine Schweizer-Lady, die von ihrem Mann voll gespielter Herzlichkeit vorgeführt wurde, aber Zuhause.....,da war ein anderer Ton
die letzten Damen
wie geht es denn "unsern Anhängsel" neben den Rät/Innen?
Erwähnt? Gesichtet? Bei Michelle Obama weiss man wenigsten, dass sie gern gärtnert, dass sie gerne Mutter ist, dass ihr nicht verwehrt wurde, ein Buch zu schreiben. Also, WO sind unsere Partner/Innen der Regierenden? Was tun denn sie? Nichts? Und, weshalb diese Kolumne, die überhaupt nicht interessiert.
der Geist ist willig...
Kann man nicht davon ausgehen, dass ein Anwärter auf irgendein Präsidentenamt dies im Einverständnis mit seiner Partnerin tut? Sollte sie dies ablehnen, steht es ihr frei, ganz einfach tschüss zu sagen.

Aber vermutlich sind die Annehmlichkeiten, die man als First Lady geniessen darf, doch zu verführerisch, als dass man in klassenkämpferischer Manie(r) à la Stämpfli darauf verzichten würde!
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Frauenrechtlerin Ada Wright in London, 1910: Alles könnte anders sein, aber nichts ändert sich.
Frauenrechtlerin Ada Wright in London, 1910: ...
«Männer stimmten für Hofer, Frauen für Van der Bellen» titelte die FAZ nach dem Wahlkrimi in Österreich. «Warum wählen junge Männer so gern rechts?» fragte jetzt.de einen Soziologen. «Duh» war meine erste Reaktion, hier ein paar weitere. mehr lesen 3
Gewinnorientierte Unternehmen wie der ORS machen aus der Flüchtlingshilfe ein Geschäft. Das Rote Kreuz und die Caritas, die gemeinnützig sind und seit Jahren über grosse Erfahrung in der Betreuung von Menschen auf der Flucht ... mehr lesen
Flüchtlinge (hier in Mazedonien): Mit Gewinnziel zu verwaltende Konkursmasse oder doch Menschen?
Armeechef Blattmann: bedenklicher Umgang mit demokratischen Grundrechten.
Korpskommandant André Blattmann wird von den Mainstreammedien der «Beleidigung» bezichtigt. Er nannte den Rundschau-Chef Sandro Brotz, «Sandro Kotz.» Wer meint, dies sei nur ein Sturm im Wasserglas, irrt. Blattmann ... mehr lesen   2
«Bist Du nicht willig, stimmen wir ab.» So lautet die Devise der unschweizerischen bürgerlichen Mehrheit seit den Wahlen im Herbst 2015. «Wie schamlos hätten Sie es denn gerne?» titelte klug (aber leider zu spät) der TagesAnzeiger. Zeit für eine Umfrage- und Medienschelte. mehr lesen   2
Typisch Schweiz Der Bernina Express Natürlich gibt es schnellere Bahnverbindungen in den Süden, aber wohl ...
Highlight der Kollektion: Eine Gibson Les Paul von 1959, die 300.000 bis 500.000 Pfund einbringen soll.
Shopping Mark Knopfler verkauft seine Gitarrensammlung Die Gitarrensammlung vom Dire Straits-Gitarristen Mark Knopfler wird am 31.01.2024 bei Christie's versteigert.
Erstaunliche Pfingstrose.
Jürg Zentner gegen den Rest der Welt.
Jürg Zentner
Frauenrechtlerin Ada Wright in London, 1910: Alles könnte anders sein, aber nichts ändert sich.
Regula Stämpfli seziert jeden Mittwoch das politische und gesell- schaftliche Geschehen.
Regula Stämpfli
«Hier hätte ich noch eine Resistenz - gern geschehen!» Schematische Darstellung, wie ein Bakerium einen Plasmidring weiter gibt.
Patrik Etschmayers exklusive Kolumne mit bissiger Note.
Patrik Etschmayers
Obama in Hanoi mit der Präsidentin der Nationalversammlung, Nguyen Thi Kim Ngan auf einer Besichtigungstour: Willkommenes Gegengewicht zu China.
Peter Achten zu aktuellen Geschehnissen in China und Ostasien.
Peter Achten
Recep Tayyp Erdogan: Liefert Anstoss, Strafgesetzbücher zu entschlacken.
Skeptischer Blick auf organisierte und nicht organisierte Mythen.
Freidenker
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mi Do
Zürich 4°C 11°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Basel 5°C 12°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 2°C 9°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 4°C 10°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen starker Schneeregen
Luzern 6°C 12°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass wechselnd bewölkt, Regen
Genf 8°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 12°C 18°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig wechselnd bewölkt
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten