Dreckspatz bleibt Dreckspatz

publiziert: Donnerstag, 28. Feb 2008 / 11:31 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 28. Feb 2008 / 12:08 Uhr

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Während der Kindheit des Autors galten Dieselfahrzeuge als dreckige, stinkende, lahme Krücken. Diesel-PW's fielen auf Passstrassen sofort auf, weil sie mit der Geschwindigkeit betäubter Nacktschnecken die Kehren hinauf krochen, derweil sie dunkle Russwolken aus ihren Auspuffen husteten.

Dieses Schreckensimage des Diesels als Antrieb der für Lastwagen OK war aber sonst zu nichts gut, änderte sich Ende der achtziger Jahre, als Audi den ersten TDI vorstellte: Einen Turbo-aufgeladenen Motor, bei dem der Diesel direkt in die Brennräume eingespritzt wurde. In den fast zwanzig Jahren seither wurde der Diesel immer populärer – sogar auf Rennstrecken konnte der nagelnde Ölbrenner Erfolge feiern.

Den Fahrern schwerer SUV's und Nobelkarossen hingegen dient er als ökologisches Feigenblatt: Man wuchtet zwar ein halbes Ferienhaus durch die Gegend, aber immerhin sind wir umweltfreundlich dabei. Nur schade, dass dies ein Irrtum ist.

Denn trotz immer aufwändigerer Filtertechniken ist und bleibt der Diesel eine Dreckschleuder. Eben erst hat die EMPA festgestellt, dass sogar die saubersten Diesel-PW's mit Partikelfiltern hohe Stickstoff-Dioxid-Emissionen haben. Stickstoff-Dioxid (NO2) ist ein Schadstoff, der im Sommer die Vorstufe für Ozon darstellt, aber auch in der Urform schädlich für Lungen und Bronchien ist. Es gäbe zwar eine Lösung für dieses Problem (in den USA ist diese auch vorgeschrieben), nämlich einen zusätzlichen Kat und die Beigabe von synthetischem Harnstoff, dem sogenannten AdBlue. Doch dafür gibt es in der Schweiz keine Vorschriften – bis 2014 dürfen wir weiter husten.

Dass ausgerechnet die Dieselpartikelfilter den NO2-Ausstoss erhöhen, ist schon schlimm genug. Aber das Partikelfilterdrama geht noch weiter. Eingeführt wurden diese Systeme, da moderne Diesel mit ihren hohen Einspritzdrücken bei der Verbrennung immer kleinere Russpartikel erzeugen. Während die alten Stinker, aus der vor-TDI-Ära, zwar hässliche Rauchwolken ausstiessen, waren die dort drin enthaltenen Russpartikel recht gross. Man rotzte vielleicht schwarz, aber in die Lunge schaffte es dieser Staub nicht. Doch die TDI's wurden immer effizienter in der Verbrennung, die Partikel kleiner, deren weg tief in die Lunge einfacher. Und in der Lunge stellen sie eine erhebliche Gefahr dar.

Deshalb also die Filter, welche viele Leute an ihren Autos auch nachrüsten liessen. Leider stellten sich viele dieser Teile als nutzlos heraus. Doch auch jene Filter, die tatsächlich ihre Arbeit machen, können bei weitem nicht alles aus den Abgasen heraus holen. Laut neuesten Studien kommen bei diesen genau die allerkleinsten Partikel durch, die besonders lange in der Luft bleiben und besonders gefährlich für die Lungen sind.

Der saubere Diesel ist im Moment immer noch eine Illusion. Der Dreckspatz bleibt auch gefiltert noch ein Dreckspatz. Und scheinbar bekommt dieser nun auch noch von den Benzinern Gesellschaft: Seit nämlich auch dieser Treibstoff bei den neuesten Modellen direkt in die Brennräume eingespritzt wird, steige auch dort der Gehalt an Russpartikeln in den Abgasen... die nächste Filterdiskussion lauert also schon.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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