In den Viertelfinals war «Hollywood» dank Marc Crawford, dem Trainer der ZSC Lions, und Kevin Schläpfer, seinem Widersacher aus Biel, von Spiel 1 (Crawfords Tirade gegen Schläpfer) bis Spiel 7 ein Dauerthema. Brisant geht es nun auch weiter: Die Star-Regisseure Hollywoods hätten die Eishockey-Playoffs nicht besser inszenieren können.
Im Final wird es diesmal sicher nicht mehr einen Lokaltermin wie vor einem Jahr geben, als die ZSC Lions die Kloten Flyers in bloss vier Spielen besiegten. Im Titelrennen befinden sich nur noch die drei Hockey-Metropolen der Schweiz (Zürich, Genf, Bern) sowie der Dorfklub HC Davos als Rekordmeister und beliebtester Klub im Land.
Im Halbfinal seit 2008
Die Halbfinals erreichten alle Meister der letzten acht Jahre. Die ZSC Lions (2008, 2012 und 2014) und Davos (2007, 2009 und 2011) triumphierten je dreimal, Bern (2010 und 2013) zweimal. Nur der Genève-Servette Hockey Club wurde noch nie Meister, aber auch die Genfer standen 2008 und 2012 im Final. Vor sieben Jahren führten sie in einer der packendsten Finalserien überhaupt gegen die ZSC Lions mit 2:0 Siegen, verloren danach viermal mit einem Goal Unterschied und die letzten beiden Partien sogar erst im Penaltyschiessen.
Auf die ZSC Lions treffen die Genfer auch im Halbfinal wieder. Die ZSC Lions freuen sich über dieses neuerliche Aufeinandertreffen. Die offensichtlichen Parallelen zum letzten Meisterjahr machen den Zürchern Hoffnung auf die erste erfolgreiche Titelverteidigung in der National League A seit 2000 und 2001 (ZSC Lions). Schon vor einem Jahr hatte der ZSC im Viertelfinal völlig unerwartet über sieben Spiele gehen müssen, damals gegen Lausanne. Danach hiess der Gegner im Halbfinal ebenfalls Servette. Die Lions kamen erneut in sieben Spielen weiter, obwohl die erste Partie im Hallenstadion damals 0:5 verloren ging.
Für die Neuauflage erhoffen sich die Zürcher einen besseren Start. Schliesslich spielten sie am Samstag in Spiel 7 beim 5:2-Erfolg über Biel erstmals in diesen Playoffs herausragend und überzeugend. Mathias Seger und Mark Bastl taten nach langen Verletzungspausen wieder mit. Roman Wick deutete mit einem Assist (zum 1:0) und einem Tor (2:0) an, dass er vielleicht doch ein Playoff-Held sein kann. Und wer sorgt diesmal für «Hollywood»? Wieder Marc Crawford? Oder doch eher Genfs Chris McSorley?
Die Hoffnung des CEO
Zürichs CEO Peter Zahner hält die Gefahr eines weiteren Überraschungseffekts für relativ gering: «Wir wissen genau, was auf zukommt. McSorley lässt ein kompromissloses und schnörkelloses Hockey spielen. Sein System ist tief in den Köpfen verankert.» Der operative Chef des Titelhalters hofft, dass die Equipe die Lektion gegen Biel begriffen habe: «Man sollte sich nicht immer darauf verlassen, einen Fehlstart noch korrigieren zu können.» Auf zusätzliche Heimspiele könne er gut verzichten.
In Genf ist die Zuversicht gross. Die Genfer scheinen diese Saison breiter besetzt als auch schon. Im Viertelfinal eliminierten sie Lugano in sechs Spielen, obwohl mit dem Internationalen Kevin Romy und dem letztjährigen Topskorer Matt Lombardi zwei Schlüsselspieler fehlten. Zumindest Romy wird während der Halbfinals zurückerwartet. Vom Final träumen sie in Genf auch, weil es Servette (6. der Qualifikation) bei der elften Playoff-Teilnahme heuer erstmals gelang, einen in der Regular Season besser klassierten Gegner (Lugano als 3.) zu eliminieren. Womöglich gelang das, weil sich Servette in den Viertelfinals keine Undiszipliniertheiten leistete.
Mauert Bern weiter?
Auch der zweite Halbfinal verfügt über eine grosse Vorgeschichte. Von 2001 bis 2007 standen sich Bern und Davos in den Playoffs gleich fünfmal gegenüber, seither aber nicht mehr. Viermal triumphierte Davos, nur einmal Bern. Im Frühling 2007 lieferten sich Davos und Bern eine packende Finalserie, die Davos durch ein Goal im Schlussabschnitt von Spiel 7 mit 1:0 gewann.
Wie wird taktiert? Diese Frage stellt sich primär für den SC Bern. Der HC Davos wird so spielen, wie er das immer tut: mit Vollgas nach vorne. Aber werden die Berner gegen Davos ebenso defensiv und passiv agieren wie gegen Lausanne? Der SC Bern liess in der Serie gegen Lausanne im Schnitt nur ein Gegentor pro Spiel zu. Allerdings erzielten die Berner in sieben Partien selber lediglich zwölf Goals. Zum Vergleich: Der HC Davos skorte gegen Zug in nur vier Spielen 20 Treffer. In Bern hoffen sie, dass die offensivere Spielweise des HCD ihnen entgegenkommen wird.
Eine Rolle könnten die Kraftreserven spielen. Der SC Bern verfügt zwar über viel mehr Routine als der HC Davos; die Leistungsträger sind aber in die Jahre gekommen. Das Team von Arno Del Curto befindet sich im Umbruch wie noch nie, erreichte aber dennoch erstmals seit vier Jahren wieder die Halbfinals. Die Davoser sind im Schnitt markant jünger als die Berner, auf der wichtigen Position des Mittelstürmers sogar mehr als acht Jahre. Die Serie gegen Lausanne mit sieben Spielen, die mit einer Ausnahme bis zuletzt auf der Kippe standen, dürfte die Berner viel mentale Kraft gekostet haben.
Davos erhofft sich während der Halbfinalserie einen «Boost». Reto von Arx, das Davoser «Urgestein», der sich im Januar in seinem 1000. NLA-Spiel an der Schulter verletzt hat, wird spätestens in der zweiten Woche der Serie zurückerwartet.
(nir/Si)