Dreifaches Nein - Abfuhr für die SVP

publiziert: Sonntag, 1. Jun 2008 / 07:45 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 1. Jun 2008 / 19:29 Uhr

Bern - Keine Einbürgerungen an der Urne, kein Maulkorb für den Bundesrat und kein neuer Verfassungsartikel zur Krankenversicherung: Volk und Stände haben die drei eidgenössischen Abstimmungsvorlagen vom Sonntag deutlich abgelehnt.

Die SVP scheiterte mit ihrem millionenschweren Abstimmungskampf.
Die SVP scheiterte mit ihrem millionenschweren Abstimmungskampf.
9 Meldungen im Zusammenhang
Der Bundesrat habe mit Befriedigung vom Abstimmungsausgang Kenntnis genommen, sagte Bundesrat Pascal Couchepin vor den Medien. Mit seinen drei Nein habe der Souverän eindeutig klar gemacht, dass Willkür, Diskriminierungen und Redeverbote in der schweizerischen Rechtsordnung keinen Platz hätten.

Der Bundespräsident gratulierte Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf zu ihrem mit «Eleganz, Brio und Mut» geführten Abstimmungskampf gegen die Einbürgerungsinitiative «ihrer» SVP. Die Justizministerin wertete das Nein als Bekenntnis zum Rechtsstaat und zum Föderalismus.

Mit dem Nein zur Volksinitiative der SVP «für demokratische Einbürgerungen» bleiben Einbürgerungen an der Urne ausgeschlossen. Ablehnende Entscheide sind zu begründen und können angefochten werden.

Schlappe für SVP

Die SVP fing mit der Vorlage eine regelrechte Schlappe ein. Das Volk lehnte ihre Initiative mit rund 1 415 200 Nein (63,8 Prozent) gegen 804 700 Ja (36,3 Prozent) ab.

Auch das Ständemehr war kein Thema: Nur gerade Schwyz stimmte zu. Mit teilweise über 80 Prozent Nein-Stimmen verworfen wurde die Initiative in der Westschweiz. Die Stimmbeteiligung lag bei knapp 45 Prozent.

Die SVP ist wenig erstaunt über das klare Nein. «Wir hatten eine breite Front gegen uns», sagte SVP-Vizepräsident Adrian Amstutz. Die SVP wolle die Niederlage nicht als Fehlstart ihrer Oppositionspolitik verstanden wissen, sagte Amstutz.

Die Gegner der Vorlage sehen mit dem Nein vor allem den Schweizer Rechtsstaat bestätigt. Das Schweizer Volk habe mit seiner Ablehnung ein klares Signal gesetzt, dass rechtsstaatliche Prinzipen unverändert gälten.

Pragmatische Lösungen verlangt

Noch deutlicher verworfen als die Einbürgerungsinitiatie wurde die Vorlage zum Gesundheitsartikel. Gegen die von der Linken und am Ende auch von der CVP bekämpfte Parlamentsvorlage stimmten 69,5 Prozent, dafür nur 30,5 Prozent der Stimmberechtigten. Kein einziger Kanton konnte sich für den Verfassungsartikel erwärmen.

Durchsetzen konnten sich jene, die den neuen Verfassungsartikel im besten Fall für unnötig hielten oder im schlimmsten Fall das Ende der freien Arztwahl, ein Diktat der Krankenkassen und den Absturz in eine Zweiklassenmedizin befürchteten. Geschlagen wurden jene, die mehr Wettbewerb, Transparenz und Effizienz versprachen.

Bundesrat Couchepin sagte nach der Abstimmung, das Volk wolle in der Krankenversicherung pragmatische Lösungen und keine ideologischen Debatten.

Maulkorbinitiative abgeschmettert

Mit 75,2 Prozent zu 24,8 Prozent haushoch verworfen wurde die Volksinitiative «Volkssouveränität statt Behördenpropaganda». Alle 26 Stände winkten ab. Das Initiativkomitee sprach von einem «schwarzen Tag für die direkte Demokratie».

Nach dem Nein des Souveräns ist der Weg frei für eine vom Parlament gutgeheissene Gesetzesänderung. Damit werden die Leitlinien «umfassend, transparent, objektiv und verhältnismässig» für die Behördeninformation festgeschrieben. Zudem darf der Bundesrat keine Parole vertreten, die von der Empfehlung der Bundesversammlung abweicht.

(rr/sda)

xxxFORUMHINWEISxxx
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Bern - Die SVP hat bei der letzten Volksabstimmung über die ... mehr lesen
Alt SVP-Bundesrat Christoph Blocher überzeugt nicht mehr im gleichen Umfang.
Mit einer Integrationsvereinbarung werden Ausländer verpflichtet, sich in die Gesellschaft einzubringen.
Vaduz - Ausländer, die sich in ... mehr lesen
Bern - Der Thurgauer SVP-Nationalrat Peter Spuhler will vermehrt jüngere ... mehr lesen
Die SVP steckt gemäss Nationalrat Peter Spuhler  im Moment in einer «Formkrise».
Etschmayer Es war ein ziemlich schwarzes Wochenende für die SVP. Zwei eigene und eine mitgetragene Gesetzesvorlage werden mit Nein-Stimmen-Anteilen von knappen z ... mehr lesen 
 
Die SVP will sich von der ... mehr lesen
Weitere Artikel im Zusammenhang
Brüssel - Im umliegenden Ausland ist ... mehr lesen
Für die ausländische Presse ist Christoph Blocher noch immer der Inbegriff der SVP.
Die Medien gehen mit der SVP hart ins Gericht.
Bern - Die Schweizer Presse wertet ... mehr lesen
Bern - Die SVP ist nicht erstaunt über das klare Nein zur Einbürgerungsinitiative. ... mehr lesen
Adrian Amstutz: «Einbürgerungen sind nicht nur den SVP-Wähler ein Anliegen.»
Das Stimmvolk hat sich gegen das Kassendiktat entschieden.
Bern - Die Gesundheitsdirektoren ... mehr lesen
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 
Günstige und häufig verwendete Medikamente werden teurer.
Günstige und häufig verwendete Medikamente werden teurer.
Apotheke & Pharma News Änderung der Margenregelung für Medikamentenpreise  Der Bundesrat plant, Generika zu unterstützen. Ab dem 1. Juli wurden die Vertriebsanteile von Medikamenten angeglichen. Dies hat zur Folge, dass einige Medikamente günstiger und andere teurer werden. So sollen in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) etwa 60 Millionen Franken eingespart werden. mehr lesen  
ASALfutur, das Projekt zur Modernisierung der Arbeitslosenversicherung, erreicht einen weiteren Meilenstein. Seit Anfang Juni können Insolvenzentschädigungen über das neue, digitale System ASAL 2.0 abgewickelt werden. mehr lesen  
Publinews Am 14. Mai führte Bundesrat Guy Parmelin Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern der Schweizer ... mehr lesen  
Bundesrat Guy Parmelin empfing Vertreter der Exportwirtschaft.
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet.
Verbände Schon früh hat der sgv vor den finanziellen Folgen einer 13. AHV-Rente gewarnt. Die ... mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • melabela aus littau 1
    es geht nicht nur um homosexuelle ich bin eine frau und verheiratet mit einem mann. leider betrifft es ... So, 14.08.16 13:18
  • Pacino aus Brittnau 731
    Kirchliche Kreise . . . . . . hatten schon immer ein "spezielles" Verhältnis zu ... Do, 09.06.16 08:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • Pacino aus Brittnau 731
    Demokratie quo vadis? Wenn die Demokratie den Stacheldraht in Osteuropa-, einen Wahlsieg von ... Mo, 06.06.16 07:55
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Es... muss darum gehen, die Kompetenz der Kleinbauern zu stärken. Das sorgt ... Do, 02.06.16 13:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Kindeswohl egal! Es geht doch vor allem um die eigenen Kinder der Betroffenen. Die ... Do, 02.06.16 08:10
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Verlust der Solidarität: Verlust der Demokratie! Vollständig und widerspruchsfrei beantworten lässt sich das wohl nicht. ... Mi, 01.06.16 00:18
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Unterstützung "Deshalb sind für die Sozialhilfe 267 Millionen Franken mehr und für ... Di, 31.05.16 10:38
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Do Fr
Zürich 9°C 20°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig recht sonnig
Basel 9°C 22°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig recht sonnig
St. Gallen 7°C 17°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich recht sonnig
Bern 9°C 16°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig recht sonnig
Luzern 11°C 16°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich recht sonnig
Genf 12°C 17°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig recht sonnig
Lugano 10°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen freundlich
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten