Dreigeteilter Medienmarkt - Elektronisches Papier am Horizont

publiziert: Dienstag, 2. Jan 2007 / 11:03 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 2. Jan 2007 / 11:23 Uhr

Bern - Die Schweizer Tageszeitungen sind gefordert. Im Markt zeichnet sich eine Dreiteilung in Regionalzeitungen, Gratisblätter und Elitetitel ab. Mit dem elektronischen Zeitungspapier steht bereits der nächste Technologieschub vor der Tür.

Das Internet hat weltweit eine Strukturkrise der Tageszeitungen ausgelöst. Die Medienwissenschafter Stephan Russ-Mohl und Otfried Jarren sind überzeugt, dass die Verleger mit Gratis-Nachrichten im Internet zu dieser Entwicklung wesentlich beigetragen haben.

Gratiszeitungen wie «20 Minuten», «heute» oder «Cash daily» seien die Kinder der Internet-Evolution. Ja mehr noch, die jungen Medien setzten mir ihrer multimedialen Strategie (Printausgabe, Internet-Nachrichten, Ton- und Bildbeiträge) neue Massstäbe.

Zeitungen am Scheideweg

Der Berner Medienwissenschaftler Roger Blum bezeichnet das Jahr 2006 gar als Wendepunkt für die Printmedien. Mit «20 minutes» (Tamedia), «Matin bleu» (Edipresse) in der Westschweiz sowie «heute» und «Cash daily» (beide Ringier) in der Deutschschweiz ist die Zahl der Gratisblätter in den letzten Monaten rasant gestiegen.

«Der Zeitungsmarkt wird sich weiter aufteilen», glaubt Otfried Jarren, Direktor des Instituts für Publizistik und Medienforschung der Universität Zürich. Die Tageszeitung, die alle Leserschichten bediene, werde weiter an Auflage und Reichweite verlieren.

«Es werden sich verschiedene Zeitungstypen herausbilden mit unterschiedlichen publizistischen und werblichen Zielen», sagte Jarren. Statt neuer Bünde und Beilagen in einer Zeitung brauche es diverse Zeitungstypen im Portefeuille eines Medienhauses.

Krise als Chance

Die Gratistitel zwängen die Tageszeitungen zu längst fälligen Strukturbereinigungen. Das stärke deren Konkurrenzfähigkeit, heisst es in einer jüngst veröffentlichten Umfrage der Publicom AG bei 40 Experten aus der Schweizer Kommunikations- und Medienbranche.

Die Tageszeitung sollte die Leserschaft mit Mehrwert überzeugen, sagte Stephan Russ-Mohl, Leiter des European Journalism Observatory in Lugano. Die schrumpfenden Einnahmen liessen sich nicht mit der Vermischung von Werbung und redaktionellen Texten stoppen.

Die Elitetitel sollten ihre Stärken - Analysen, vertiefende Hintergrundberichte und Zusatzinformationen - in die Waagschale werfen. Sie sollten sich nicht scheuen, den Unterschied zu den Gratis-News der Leserschaft auch klar zu kommunizieren.

Alles unter einem Dach

Den integrierten Medienhäusern, die Zeitungen, Online, Radio und TV unter einem Dach beherbergen, gehört laut Russ-Mohl und Jarren die Zukunft. Das multimediale Newsdesk halte derzeit in zahlreichen Redaktionsstuben Einzug.

Die Journalisten werden jedoch auch künftig primär nur für eine Mediengattung arbeiten, ist Blum im Einklang mit seinen Kollegen überzeugt. Die gleichzeitige Bedienung aller Medien gehe auf Kosten der Recherche und damit letztlich der Qualität.

E-Paper vor dem Durchbruch

Während viele Redaktionen noch daran sind, die jüngsten Umwälzungen zu bewältigen, ist schon der nächste Technologieschub am Horizont erkennbar: das elektronische Papier, eine Art faltbarer Bildschirm in Zeitungsformat, steht vor dem Durchbruch.

Er könnte laut Russ-Mohl für die Verleger eine Chance sein. Statt Millionen in Druckmaschinen zu investieren, würde die Zeitung per Mobilfunk auf das elektronische Papier geladen. Dennoch: bis es soweit ist, wird noch manche Zeitung gedruckt, gebündelt und per Post oder Verträger der Leserschaft zugestellt werden.

(von Winfried Kösters/sda)

 
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