Marktwert nur selten von Umsatz gedeckt

Droht eine erneute Internetblase?

publiziert: Montag, 21. Feb 2011 / 11:45 Uhr / aktualisiert: Montag, 21. Feb 2011 / 12:05 Uhr
Die Vorreiter der Spekulationen: Facebook, Twitter und Groupon.
Die Vorreiter der Spekulationen: Facebook, Twitter und Groupon.

Twitter machte 2010 einen erwarteten Gewinn von nur 150 Millionen Dollar, wird aber mit bis zu zehn Milliarden bewertet. Facebook hat über 600 Millionen Benutzer, kann aber kaum Gewinn aus ihnen schliessen - trotzdem bewertet sich das Unternehmen selbst mit 60 Milliarden Dollar. Es mehren sich Zweifel, ob die neuen Internet-Unternehmen diesen enormen Wert überhaupt rechtfertigen können.

17 Meldungen im Zusammenhang
Die Bewertungen der neuen Internetunternehmen, allen voran der Social-Media-Branche, steigen beinahe unaufhaltsam. Nun beginnen sich einzelne Branchenexperten an die sogenannte «Dotcom»-Blase aus dem Jahr 2000 zu erinnern. Damals schoss die Nasdaq-Technologiebörse auf knapp über 5000 Punkte - nur um innerhalb von einigen Monaten auf unter die Hälfte zu fallen, und diesen Höchststand nie wieder zu erreichen. Man rechnete mit enormen Umsätzen im Internet-Bereich, die jedoch nie erreicht wurden. Befinden wir uns heute am Anfangspunkt einer neuen Internetblase?

Noch-Google-Chef Eric Schmidt erwähnte in einem Interview mit der «Bilanz», dass es auf die gute Umsetzung des Geschäftsmodells der Firmen ankäme, aber auch er sieht «klare Hinweise auf eine Blase». Auch Anthropologin Sekai Farai von der Columbia University sieht Probleme. Ihr zufolge hat der Boom erst gerade begonnen: «Der Gedanke, dass deine Idee das nächste, grosse Ding werden könnte, ist allgegenwärtig. Es liegt eine enorme Aufregung in der Luft», so Farai gegenüber dem «Guardian». Könnte dies alles in Tränen enden? «Das macht es immer!»

Gegenüber der «Süddeutschen Zeitung» befürchtet Yahoo-Chefin Carol Bartz dasselbe. Und in einer Umfrage des Wirtschaftsdienstes «Bloomberg» äussern sich 69 Prozent der Anleger und Investoren besorgt über eine allfällige neue Spekulationsblase.

Facebook gleich viel Wert wie BMW - trotz einem Bruchteil an Gewinn

Mit dem angeblichen Wert von über 50 Milliarden Dollar wird Facebook in etwa gleich hoch gehandelt wie der Fahrzeughersteller BMW - dieser erwirtschaftete 2010 jedoch ein vielfaches an Gewinn. Investoren und einige Marktbeobachter rechnen bei Facebook jedoch noch mit einem enormen Gewinn in der Zukunft, denn mit 600 Millionen Benutzern sitzt Facebook auf einem enormen Berg an potentiellen Kunden und Kundendaten. Aus ihnen muss nur noch Profit geschlagen werden.

Facebook erwirtschaftete in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 20010/11 einen Umsatz von 1,2 Milliarden Dollar. Das wären umgerechnet knapp zwei Dollar pro Mitglied. Es kann vermutet werden, dass die Benutzerzahl von Facebook weiterhin wachsen wird, ebenso jedoch die kritische Betrachtung des Unternehmens.

Die Facebook-Problemzonen Datenschutz und Privatsphäre gelangen immer mehr ins Auge der Öffentlichkeit, was potentielle Profitnahme schwieriger macht. Es gilt somit abzuwarten, ob es Facebook um den geplanten Börsengang im Jahr 2012 gelingen wird, mehr Gewinn aus seinen Benutzern zu ziehen.

Ausserbörslicher Handel bereits in vollem Gange

Auf den Handelsmärkten «Secondmarket» oder «Sharespost» werden Firmenanteile von Mitarbeitern oder Besitzern ausserbörslich gehandelt. Mit dem Einstieg von Facebook, LinkedIn und Twitter hat sich das Handelsvolumen auf der Plattform knapp vervierfacht. Bereits vor dem grossen Börsengang (Facebook strebt nächstes Jahr an; LinkedIn will noch 2011 an die Börse) will sich jeder ein Stück von dem grossen Kuchen bereits im Voraus sichern.

Nachdem die russische Investmentfirma Digital Sky Technologies bei Facebook investiert hat und Goldmann Sachs vor kurzem einen Facebook-Spezialfonds gegründen hat, steigt nun JP Morgan ebenfalls mit einem Web 2.0-Fonds in das Rennen mit ein, und ermöglicht somit mehr wohlhabenden Privatinvestoren die verfrühte Beteiligung an den neuen IT-Giganten. Dies zeigt neben einem grossen Hype ebenfalls den Trend zum Handel von Firmenanteilen ausserhalb der Börse.

Weitere Hinweise

Und es finden sich noch mehr Zeichen für eine klare Überbewertung vieler Internet-Start-Ups:

Das amerikanische Schnäppchen-Portal Groupon erhielt von Google ein Übernahmeangebot in der Höhe von 5,3 Milliarden Dollar - und liess den Grosskonzern abblitzen. Groupon plant nun den Börsengang und will dort 15 Milliarden Dollar erzielen - immerhin mit einem geschätzen Umsatz von 800 Millionen im letzten Jahr.

Demand Media, eine sogenannte «Content Farm», verdient ihr Geld durch Ausnutzung eines Systemfehlers in der Google-Suche und produziert oberflächlich-triviale Texte, die oft gefunden und deshalb mit teurer Werbung versehen werden können. Obwohl Google an der Lücke arbeitet und das Geschäftsmodell von Demand Media bald zu Bruch gehen könnte, erreichte es beim Börsengang ein Kapital von 1,9 Milliarden - gleich auf mit der «New York Times».

Auch der Social-Games-Hersteller Zynga wird mit einem Wert von zehn Milliarden Dollar bewertet. Zynga produziert Spiele wie «FarmVille» oder «CityVille», die über Facebook in sozialer Interaktion gespielt werden können. Das Grundspiel ist hierbei kostenfrei, aber es können zusätzliche Spielinhalte, wie neues Saatgut oder verbesserte Maschinen, erworben werden. Desöfteren wird in den Medien behauptet, dass Zynga mehr Gewinn abwerfen würde, als Facebook. Obwohl es auf das soziale Netzwerk angewiesen ist.

Unternehmenswert vom fünfundzwanzigfachen des Jahresumsatzes

Im Vergleich zur DotCom-Blase wirkt die Situation im Moment zwar eher ruhig. Nur wenige Firmen (Groupon, Twitter, Facebook, Zynga und Co.) erreichen Marktwerte in dieser enormen Höhe. Ausserdem kann man bei den führenden Social-Media-Unternehmen von einem andauernden Zuwachs an Benutzern ausgehen. Facebook hat sich bereits dermassen stark etabliert, dass einem Konkurrenzprodukt in der gleichen Nische kaum Existenzmöglichkeiten übrig bleiben. Doch soll Facebook mit einem Jahresumsatz von unter zwei Millionen Dollar wirklich mehr als fünfundzwanzigmal so viel Wert sein?

 

(David Nägeli/news.ch mit Agenturen)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Twitter scheint nicht nur bei seinen ... mehr lesen 1
Mancher Beobachter fürchtet eine neue Blase.
Facebook New York - Das jüngste Preisschild auf dem weltgrössten Online-Netzwerk ... mehr lesen
Facebook.
P für Pandora.
Die nächste Internetfirma mit einer ... mehr lesen
Facebook New York - Das soziale Netzwerk Facebook will US-Medien zufolge bei einem ... mehr lesen
Mark Zuckerberg, Chef von Facebook.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Yandex gilt als «Google von Russland».
New York - Im Sog der aktuellen ... mehr lesen
Mitarbeiter von Google Zürich bei der Arbeit.
San Francisco - Ein gratis ... mehr lesen
Facebook Paolo Alto/Hamburg/Wien - Das ... mehr lesen
Groupon muss sich vor der Konkurrenz durch den Giganten Facebook fürchten.
Fast jeder Amerikaner hat einen Facebook-Auftritt.
Facebook New York - Mehr als die Hälfte aller ... mehr lesen
Nie war er so wertvoll wie heute: Der Internet-Kurznachrichtendienst Twitter soll in Gesprächen mit Kaufinteressenten mit bis zu zehn Milliarden Dollar bewertet werden. Wie das Wall Street Journal heute berichtet, hätten unter anderem Facebook und Google bei Twitter schon einmal vorgefühlt. Die Gespräche sind bisher allerdings ohne Ergebnis geblieben. mehr lesen 
Facebook kündigte die Offenlegung seiner Bilanz an.
Facebook Seattle - Das Internet-Netzwerk ... mehr lesen
Premium Website Ranking
GLOBONET GmbH
Toggenburgerstrasse 26
9500 Wil SG
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Die Schweizer Berghilfe übernimmt pauschal 50 Prozent der Kosten, maximal jedoch 10'000 Franken.
Die Schweizer Berghilfe übernimmt pauschal 50 Prozent der ...
Die Schweizer Berghilfe erweitert ihr bestehendes WLAN-Programm für Gastronomiebetriebe in Bergregionen. Bisher unterstützte dieses in Zusammenarbeit mit GastroSuisse lancierte Programm Hotels und Berggasthöfe bei der Anschaffung und Erneuerung ihrer WLAN-Infrastruktur. Neu können auch Restaurants oder Cafés einen Antrag bei der Schweizer Berghilfe einreichen. mehr lesen 
Um der steigenden Verbreitung manipulierter Inhalte entgegenzuwirken, haben sich Google, Meta und OpenAI der C2PA angeschlossen. Ihr Ziel ... mehr lesen  
Berühmtes Deepfake: Papst Franziskus in fetter Daunenjacke.
Während die USA und andere Länder sich auf die bevorstehenden Wahlen vorbereiten, prognostiziert eine neue Studie eine Eskalation der täglichen Aktivitäten von bösartig-manipulierenden Akteuren, die von KI gesteuert werden, bis Mitte 2024. mehr lesen  
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=861&col=COL_2_1
Die Ozlo Sleepbuds im Case.
eGadgets Die Kopfhörer für erholsamen Schlaf Schlafstörungen sind ein weit verbreitetes Problem. ...
Domain Namen registrieren
Domain Name Registration
Zur Domain Registration erhalten Sie: Weiterleitung auf bestehende Website, E-Mail Weiterleitung, Online Administration, freundlichen Support per Telefon oder E-Mail ...
Domainsuche starten:


 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 1°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Basel 9°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig gewitterhaft wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 7°C 19°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Bern 3°C 18°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wolkig, aber kaum Regen
Luzern 1°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt
Genf 15°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
Lugano 6°C 10°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten