Wieder Proteste

Druck auf die ukrainische Regierung steigt

publiziert: Sonntag, 8. Dez 2013 / 18:54 Uhr
Demonstranten machen in Kiew auf sich aufmerksam. (Archivbild)
Demonstranten machen in Kiew auf sich aufmerksam. (Archivbild)

Kiew - Trotz Einschüchterungen der Polizei haben in der Ukraine am Sonntag Hunderttausende Menschen gegen die pro-russische Politik der Regierung protestiert. Zuletzt kam dabei eine Stimmung auf wie zum Ende der Sowjetunion: Demonstranten stürzten eine Lenin-Statue.

10 Meldungen im Zusammenhang
Am Rande der Massendemonstrationen zogen Maskierte ein Stahlseil um das Revolutionsdenkmal und kippten die Figur, wie ein Polizeisprecher am Sonntag sagte. Die zentrale Lenin-Statue stand etwa einen Kilometer vom Unabhängigkeitsplatz entfernt.

Auf diesem war am Nachmittag die Tochter der inhaftierten Oppositionsführerin Julia Timoschenko aufgetreten. «Es steht auf Messers Schneide, ob wir endgültig in eine grausame Diktatur fallen oder ob wir in die europäische Gemeinschaft zurückkehren», las sie aus einem Schreiben ihrer Mutter.

Auf dem Platz hatten sich nach Angaben der Opposition eine halbe Million Menschen versammelt, Beobachter sprachen von rund 300'000 Personen. Ihnen rief der Oppositionspolitiker und Profiboxer Witali Klitschko im Schneegestöber zu, die Ukrainer hätten sich versammelt, weil sie nicht in einem korrupten Land ohne Gerechtigkeit leben wollten.

Ambitionen aufs Präsidentenamt

Klitschko forderte vor der Menschenmenge auch die Freilassung politischer Gefangener, die Bestrafung aller Verantwortlichen für die jüngste Polizeigewalt, den Rücktritt von Ministerpräsident Mikola Asarow sowie vorgezogene Wahlen für das Parlament sowie das Präsidentenamt. Zugleich ermahnte Klitschko die Menge, weiterhin friedlich zu demonstrieren.

Bereits vor einer Woche hatten 350'000 Menschen gegen die Entscheidung von Präsident Viktor Janukowitsch protestiert, ein Assoziierungsabkommen mit der EU in letzter Minute platzen zu lassen. Bei den Protesten waren zahlreiche Demonstranten verletzt worden.

Klitschko werden Ambitionen für das Amt des Präsidenten nachgesagt. Nach einem Bericht des deutschen Magazins «Spiegel» wollen die konservativen europäischen Regierungschefs, darunter die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, an einem Treffen in Brüssel zusammen mit Klitschko auftreten. Dies könnte dem Boxer in der Öffentlichkeit den Rücken stärken.

Die EU-Kommission kündigte am Sonntag an, dass Aussenbeauftragte Catherine Ashton in Kürze zu Gesprächen nach Kiew reisen werde. Sie wolle dort helfen, nach einem Weg aus der politischen Krise zu suchen, hiess es in Brüssel.

Hoffnung auf billigeres Gas

Der ukrainische Präsident Janukowitsch hatte am Freitag überraschend den russischen Präsidenten Wladimir Putin in Sotschi am Schwarzen Meer getroffen, um über eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit zu beraten. Medienberichten zufolge will die Ukraine der Zollunion mit Russland, Weissrussland und Kasachstan beitreten.

Im Gegenzug würde die Regierung in Moskau den Preis für Erdgas halbieren und dem Nachbarn Finanzhilfen anbieten. Der ukrainische Ministerpräsident Asarow sprach am Samstag lediglich von Spekulationen. Es sei eine Zusammenarbeit in den Bereichen Industrie, Luftfahrt und Energie besprochen worden.

Ein Sprecher von Putin erklärte, es gebe noch keine endgültige Einigung. Die Verhandlungen sollen in den kommenden Tagen fortgesetzt werden. Für den 17. Dezember ist ein erneutes Treffen angesetzt.

Der ukrainische Oppositionsführer Arseni Jatsenjuk warf Janukowitsch vor, die Interessen des Landes zu verraten und aus reinem Eigennutz zu handeln. Die Ukraine muss nach Expertenschätzungen im kommenden Jahr 17 Milliarden Dollar für Gas-Importe und Schuldenzahlungen aufbringen, was etwa den gesamten Devisenreserven der ukrainischen Zentralbank entspricht.

(bg/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Präsident Wladimir Putin sagte, er zähle auf eine friedliche, politische Einigung.(Archivbild)
Moskau - Präsident Wladimir Putin hat den Willen Russlands zur Partnerschaft mit der krisengeschüttelten Ukraine bekräftigt. In seiner jährlichen Rede an die Nation sagte Putin, ... mehr lesen
Washington - Die Ukraine hat nach Angaben der USA zugesagt, auf den Einsatz von ... mehr lesen
Die USA setzt sich gegen einen Militäreinsatz des ukrainischen Militärs ein. (Archivbild)
Präsident Viktor Janukowitsch.
Nach neuen Ausschreitungen zwischen Regierungsgegnern und Sicherheitskräften in Kiew bemüht sich die ukrainische Regierung offenbar um eine Verhandlungslösung. Präsident Viktor ... mehr lesen
Kiew - Nach tagelangen Protesten ist der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch zu Gesprächen mit der Opposition bereit. ... mehr lesen
Ukraines Präsident Janukowitsch ist zu Gesprächen mit der Opposition bereit.
Weitere Artikel im Zusammenhang
«Wir tun dies, damit Präsident Viktor Janukowitsch unsere Forderungen endlich hört», so Vitali Klitschko.
Kiew - Nach einer Grosskundgebung ... mehr lesen
Klitschko (l.) hatte die Regierungsgegner am Vorabend noch einmal zu einer regen Teilnahme aufgerufen.
Kiew - Bei eisigen Temperaturen haben sich heute in Kiew Tausende Anhänger der ukrainischen Opposition um Boxweltmeister Vitali Klitschko zu erneuten Protesten versammelt. ... mehr lesen
Guido Westerwelle kritisiert Russlands Verhalten. (Archivbild)
Kiew - In der Ukraine haben sich westliche Politiker anlässlich des OSZE-Ministertreffens hinter die Protestbewegung gegen Präsident Viktor Janukowitsch gestellt. Der deutsche ... mehr lesen
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Das Ziel des Starshield-Projekts ist die kontinuierliche Überwachung der Erdoberfläche, insbesondere für militärische Zwecke.
Das Ziel des Starshield-Projekts ist die kontinuierliche ...
Nach Berichten aus den USA plant SpaceX den Bau eines neuen Satellitennetzwerks für einen US-Geheimdienst. Dieses Netzwerk namens «Starshield» soll die gesamte Erdoberfläche überwachen. mehr lesen 
Musikstreaming-Apps im App Store  Brüssel hat Apple mit einer Geldstrafe in Höhe von 1,8 Milliarden Euro belegt. Laut einer Untersuchung der EU-Kommission hat das US-Unternehmen seine dominante Stellung durch bestimmte ... mehr lesen
Apple hatte Musikstreaming-Konkurrenten im App Store benachteiligt.
Internationales Super-Wahljahr 2024.
Während die USA und andere Länder sich auf die bevorstehenden Wahlen vorbereiten, prognostiziert eine neue Studie eine Eskalation der täglichen Aktivitäten von bösartig-manipulierenden Akteuren, ... mehr lesen  
Obwohl künstliche Intelligenz komplexe Probleme lösen kann, hat sie auch ihre Grenzen. In einem virtuellen Test des US-Militärs mit KI-gesteuerten Drohnen sollen laut einem Bericht des britischen Guardian unerwartete und tödliche Folgen aufgetreten sein. Es wird behauptet, dass die Drohne jeden attackierte, der sich einmischte. mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    belustigend peinlich Das kommt schon fast in die Nähe der Verwechslung von Oekonomie mit ... Mi, 28.12.16 01:21
  • Unwichtiger aus Zürich 11
    Grammatik? Wie kann Stoltenberg denn Heute schon wissen, welche Entscheidungen am ... Sa, 22.10.16 10:59
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Der phallophile Blick eines cerebrophoben Schäfleins! Frau Stämpfli schrieb am Ende ... Mo, 26.09.16 17:32
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    phallophobe Geschichtsrückblicke "Und die grösste Denkerin des 21. Jahrhunderts? Verdient ihr Geld mit ... Sa, 13.08.16 17:48
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Alle Demonstranten gefilmt. Der Erdogan lässt doch keine Domo gegen sich zu! Die ... Di, 21.06.16 16:42
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Konzernrecht? Konzernpfusch! Was ist denn das? Konzerne werden vorwiegend von Vollidioten geführt. ... Fr, 10.06.16 17:49
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Der... Daesh (IS) kommt immer mehr unter Druck. Davon sind inzwischen auch ... Do, 02.06.16 19:22
Jonathan Mann moderiert auf CNN International immer samstags, um 20.00 Uhr, die US- Politsendung Political Mann.
CNN-News Was würde «Präsident Trump» tatsächlich bedeuten? Noch ist absolut nichts sicher, doch es ...
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 0°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Basel 5°C 14°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 1°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Bern 0°C 11°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Luzern 1°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Genf 5°C 13°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Lugano 6°C 10°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten