Dutroux zum Prozessauftakt kamerascheu - Mitangeklagte halten Abstand

publiziert: Montag, 1. Mrz 2004 / 15:47 Uhr / aktualisiert: Montag, 1. Mrz 2004 / 16:10 Uhr

Arlon - Der belgische Kinderschänder Marc Dutroux hat sich zum Auftakt seines Prozesses überraschend kamerascheu gezeigt. Wiederholt hat der Vergewaltiger einst den Missbrauch betäubter minderjähriger Mädchen selbst per Videokamera aufgenommen.

Doch als Dutroux heute - mehr als siebeneinhalb Jahre nach den Taten - in Arlon vor Gericht erscheinen musste, bestand er darauf, weder fotografiert noch gefilmt zu werden. Diesem Wunsch musste Richter Stéphane Goux stattgeben. Deshalb sind zu Prozessbeginn nur Bilder von Dutroux mit einem schwarzen Balken über den Augen erlaubt.

Mitangeklagte im Blitzlichtgewitter

Die mutmasslichen Komplizen des 47-Jährigen zeigten sich weniger zimperlich. Die drei Mitangeklagten liessen das Blitzlichtgewitter der Fotografen ungerührt über sich ergehen. Sie scheuten auch die Kameras der 99 angemeldeten Fernsehstationen nicht. Doch zu Dutroux hielten sie Abstand. Seine Ex-Frau Michelle Martin rückte so weit von ihm ab wie es der enge Panzerglaskäfig mit vier Sitzplätzen nur zuliess.

Rolle der Ehefrau

Mehrere Wochen wird das Paar hier nebeneinander sitzen müssen: Der wegen früherer Taten bereits verurteilte Entführer und Vergewaltiger und seine dreieinhalb Jahre jüngere Komplizin. Diese hatte den Vater ihrer drei Kinder Anfang der 90er Jahre im Gefängnis geheiratet. Im November 2003 - erneut in Haft - liess sie sich wieder scheiden. Von einstiger Liebe kann nur noch Hass geblieben sein. Michelle Martin hat gestanden, ihrem Ex-Mann als dessen willenloses Werkzeug bei seinen Taten geholfen zu haben.

Sechs Entführungen, vier Morde

Im Mittelpunkt der Anklage steht die Entführung von sechs Mädchen, von denen vier qualvoll starben. Der Mord an einem Komplizen, mehrere Vergewaltigungen, Drogenhandel und Bandenbildung sollen ebenfalls aufgerollt werden. Mitangeklagt sind der 33-jährige Michel Lelièvre sowie der 63-jährige Michel Nihoul. Letzterer gilt als möglicher Verbindungsmann von Dutroux und unterhielt Kontakte zu einflussreichen Persönlichkeiten.

Nihoul sass am Montag als erster im Glaskasten. Er kam ganz in schwarz gekleidet, mit undurchdringlichem Gesichtsausdruck und einem goldglänzenden Armband am rechten Handgelenk, als wolle er das perfekte Bild eines Mafiapaten abgeben.

Die Angehörigen

"Wir sind froh, dass der Prozess beginnt", hatte Betty Marchal, die Mutter eines der ermordeten Mädchen, dem belgischen Fernsehen vor dem Prozesse gesagt. Doch als sie Dutroux im Gerichtssaal sah, traten ihr Tränen in die Augen. Aus Solidarität hatten Mitglieder eines Unterstützer-Komitees weisse Schleifen und Bilder der ermordeten Mädchen an die Absperrung vor dem Gebäude gehängt. "Wir sind nicht sehr viele, aber es gibt uns noch", sagte eine Aktivistin, die 1996 den Weissen Marsch von fast 300 000 Menschen für die Dutroux-Opfer mitorganisiert hatte.

Dutroux ohne sichtbare Regung

Am ersten Verhandlungstag begann das Verfahren mit der Auswahl von zwölf Geschworenen und ihren Stellvertretern. Anlass zur Heiterkeit für Lelièvre: Er lachte, als ein Kandidat das Ehrenamt mit der Begründung ablehnte, er könne weder lesen noch schreiben. Marc Dutroux hingegen tat, als gehe ihn das Ganze nichts an. Der Hauptbeschuldigte nickte vornüber gebeugt ein und wachte erst auf, als Richter Goux ihn zur Ordnung rief.

(Roland Siegloff/dpa)

 
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