Ärzte ohne Grenzen machen WHO und Regierungen verantwortlich

Ebola: Weltweite Untätigkeit führte zu Eskalation

publiziert: Montag, 23. Mrz 2015 / 16:48 Uhr / aktualisiert: Montag, 23. Mrz 2015 / 17:07 Uhr
An den Folgen des Ebola-Fiebers waren in den letzten zwölf Monaten mehr als 10.000 Menschen gestorben.
An den Folgen des Ebola-Fiebers waren in den letzten zwölf Monaten mehr als 10.000 Menschen gestorben.

Paris - Eine «weltweite Koalition der Untätigkeit» hat zum weltweit tödlichsten Ausbruch von Ebola beigetragen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Ärzte ohne Grenzen.

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Ein Jahr nach der Bekanntgabe des Ausbruchs ist laut der Hilfsorganisation klar, dass frühes Ansuchen um Hilfe von den lokalen Regierungen aber auch von der Weltgesundheitsorganisation ignoriert wurde. Zahlreiche Institutionen hätten versagt. Das habe zu tragischen und vor allem vermeidbaren Folgen geführt. An den Folgen des Ebola-Fiebers sind in den letzten zwölf Monaten mehr als 10'000 Menschen gestorben. Die meisten Todesfälle waren in den am stärksten betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone zu beklagen.

Die erste Person, die während dieses Ausbruchs an den Folgen der Krankheit gestorben ist, dürfte ein Kleinkind in einer entlegenen Region von Guinea gewesen sein. Es starb im Dezember 2013. Drei Monate später wurde der Ebola-Ausbruch von der WHO offiziell bekannt gegeben. Es dauerte weitere fünf Monate bis die Weltgesundheitsorganisation eine globale Notsituation ausrief. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits mehr als 1000 Menschen gestorben.

Warnungen nicht gehört

Henry Gray, Notfallkoordinator bei MSF, erklärte gegenüber der BBC, dass die Organisation den Ernst der Lage im März und April vergangenen Jahres bereits erkannt und versucht habe, die WHO und die Regierungen der betroffenen Länder zu warnen. «Es war frustrierend, nicht angehört zu werden. Dieser Umstand hat wahrscheinlich zu dem Ausmass der Epidemie geführt, mit der wir heute konfrontiert sind.» Die Hilfsorganisation räumt auch ein, dass sie früher mehr ihrer eigenen Ressourcen hätte nutzen sollen.

Kranke weggeschickt

Für die Studie wurden unter anderem Dutzende Interviews mit MSF-Mitarbeitern geführt. Es zeigte sich, dass bereits Ende August die Behandlungszentren in Liberia überfüllt waren. Die Mitarbeiter waren gezwungen, offensichtlich kranke Menschen wegzuschicken - und das in vollem Bewusstsein, dass sie wahrscheinlich andere infizieren würden. Im Januar 2015 räumte die WHO in einer Notfallssitzung ein, dass es zu spät sei, zu reagieren. Laut WHO-Generaldirektorin Margaret Chan habe die Welt zu langsam auf die Entwicklungen reagiert. Es gibt bereits Vorschläge, ein spezielles Team zusammenzustellen, das in Zukunft eine raschere Reaktion auf derartige Situationen ermöglichen soll.

Ebola-Ausbruch nicht beendet

Die Anzahl der Erkrankungen geht derzeit zurück. Laut MSF ist der Ebola-Ausbruch noch nicht vorbei. Insgesamt seien die Zahlen seit Januar nicht deutlich zurückgegangen. In Liberia wurde am vergangenen Freitag die erste Erkrankung seit mehr als zwei Wochen gemeldet. In Guinea nimmt die Anzahl der Erkrankungen nach einem Rückgang Anfang des Jahres wieder zu. In Sierra Leone sind manche Patienten nicht auf den Listen bekannter Ebola-Kontakte zu finden. Damit liegt nahe, dass Übertragungswege nicht entdeckt werden. Der Ausbruch wird erst dann als offiziell beendet erklärt werden, wenn in allen drei am stärksten betroffenen Ländern mindestens sechs Wochen keine Erkrankungen mehr gemeldet werden.

 

 

(fest/pte)

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