Ein verstörendes Bild Amerikas

publiziert: Dienstag, 14. Nov 2006 / 10:33 Uhr

New York - Einsamkeit und Entfremdung, Verschwörung und Verlust - seit mehr als 30 Jahren seziert US-Autor Don DeLillo die Vereinigten Staaten mit kritischem Blick.

Don DeLillo wurde am Montag 70 Jahre alt.
Don DeLillo wurde am Montag 70 Jahre alt.
De Lillos brillant geschriebenen Gesellschaftsanalysen entwerfen das verstörende Bild einer Massen- und Medienwelt, die dem Einzelnen keine Chance mehr lässt.

Mit Autoren wie Paul Auster und Thomas Pynchon gehört DeLillo zu den Grossen der amerikanischen Gegenwartsliteratur.

«Selten ist so klug, so witzig und auch so giftig über die Amerikaner und ihren Alltag geschrieben worden», urteilte ein Kritiker.

«Jahrhundertwerk»

Weltweit hat sich der Sohn italienischer Einwanderer vor allem mit seinem 1996 erschienenen Roman «Unterwelt» einen Namen gemacht.

Der als «Jahrhundertwerk» gefeierte Bestseller liefert ein grandioses Kaleidoskop der USA in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Die beiden Hauptfiguren, Müllmanager Nick Shay und Konzeptkünstlerin Klara Sax, sind Ausgangspunkt für ein raffiniertes Geflecht dichter Geschichten, die den Bogen vom Baseballspiel über die Atombombe bis zum Kalten Krieg spannen.

Werbetexter und Theologe

Es war der elfte Roman DeLillos, und erstmals klang darin auch seine eigene Geschichte an.

In einem italoamerikanischen Viertel der Bronx in New York aufgewachsen, hatte er sich zunächst als Werbetexter verdingt. Später studierte er Theologie und Philosophie und hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser.

Obwohl er schon mit 17 seine erste Kurzgeschichte geschrieben hatte («sie sollte so sein wie eine von Hemingway»), erschien erst 1971 sein Romandebüt «Americana», eine Geschichte über den Ausstieg eines erfolgreichen Filmemachers aus der grossen Kinomaschinerie.

Nobelpreis-Kandidat

«Es gibt kein richtiges Leben im falschen» - diese Erkenntnis von Theodor W. Adorno hat DeLillo seither in allen Varianten durchgespielt. So zeichnet er in «Sieben Sekunden» (1988) in einer düsteren Verschwörungstheorie halb fiktiv, halb dokumentarisch das Leben des Kennedy-Attentäters Lee Harvey Oswald nach.

In «Mao II» (1991) geht es um die Auseinandersetzung eines zurückgezogen lebenden Schriftstellers mit dem Terrorismus. Und «Körperzeit» (2001) ist eine düstere Parabel über die Abgründe menschlicher Einsamkeit.

DeLillos Werk ist vielfach ausgezeichnet worden, seit Jahren wird sein Name bei den aussichtsreichen Anwärtern auf den Nobelpreis gehandelt.

Für «Weisses Rauschen», eine bittere Satire über die Bedrohung einer amerikanischen Kleinstadt durch eine Giftwolke, erhielt er 1985 den renommierten National Book Award. Gleichwohl verstand er auch die eigene Rolle immer kritisch: «Der Schriftsteller ist jemand, der ausserhalb der Gesellschaft steht.»

Hellsichtig

Er sei ziemlich faul, behauptete DeLillo in einem Interview. Trotzdem hat er inzwischen 13 Romane geschrieben, freilich auch solche wie zuletzt «Cosmopolis» (2003), der bei der Kritik auf ein eher verhaltenes Echo stiess.

Dazwischen tue er Dinge, die jeder tue, sagt der Autor: Baseball gucken, Freunde treffen, ins Kino gehen und Musik hören, vor allem Jazz.

Mitte 2007 soll unter dem Titel «Falling Man» ein neuer Roman erscheinen, Inhalt unbekannt. «Vielleicht sehe ich einiges klarer und früher als andere», hat er einmal gesagt.

(Von Nada Weigelt, DPA/sda)

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