Eine Amerikanerin in Venedig

publiziert: Montag, 24. Sep 2007 / 09:47 Uhr

Frankfurt/Main - Eine amerikanische Leidenschaft hat sich Donna Leon bewahrt: Sie liebt Eis. Ansonsten hält sie von ihrer früheren Heimat nicht sehr viel - und das beruht durchaus auf Gegenseitigkeit.

Donna Leon geniesst die Anonymität in Venedig.
Donna Leon geniesst die Anonymität in Venedig.
In Europa sind ihre Commissario-Brunetti-Krimis Bestseller, in den USA lässt der Erfolg auf sich warten.

Ihr Protagonist sei den Amerikanern zu intellektuell, glaubt die Autorin, die am 28. September 65 Jahre alt wird.

1965 verliess die 1942 in New Jersey geborene Donna Leon - ihr Name ist übrigens kein Pseudonym - die USA aus «purer Neugierde», wie sie einmal sagte.

Viel gereist

In Italien beendete sie ihr Literaturstudium, anschliessend reiste sie durch die Welt.

Sie arbeitete als Reiseleiterin in Rom, als Werbetexterin in London, unterrichtete Englisch im Iran, in China und in Saudi-Arabien und liess sich schliesslich in Venedig nieder.

Dort lebt sie bis heute und unterrichtet als Professorin für englische und amerikanische Literatur regelmässig an einer Aussenstelle der Universität Maryland auf einem US-Luftwaffenstützpunkt in der Nähe der Lagunenstadt.

Wettbewerb bringt Karriere in Schwung

Ihre Karriere als Krimiautorin begann eher zufällig: 1991 reichte sie ein Manuskript bei einem japanischen Krimiwettbewerb ein - und gewann. Das Buch erschien in Amerika, wurde aber ein Flop.

Die deutsche Übersetzung jedoch, die der Diogenes Verlag auf den Markt brachte, war ein riesiger Erfolg.

Der erste Krimi mit Commissario Brunetti als Hauptfigur, «Venezianisches Finale», wurde binnen drei Jahren 200'000 mal verkauft.

Bücher erscheinen nicht auf Italienisch

Die Idee zu der Figur des Guido Brunetti sei ihr spontan bei einem Opernbesuch gekommen, erklärte die passionierte Opernliebhaberin Donna Leon später.

Wie «Venezianisches Finale» wurden auch die folgenden Bücher um den melancholischen Polizisten, seine Familie und seine Kollegen zu Bestsellern - inzwischen ist der 15. Band erschienen.

Alle Krimis spielen in Venedig, und immer wieder geht es um Verschwörungen, politische Intrigen und um Korruption. Das ist ein Grund dafür, warum die Autorin möchte, dass ihre Bücher nicht ins Italienische übersetzt werden: Sie befürchtet, sie könnten als Beleidigung von Land und Leuten aufgefasst werden.

Der zweite Grund: Donna Leon möchte ihr beschauliches Leben nicht aufgeben müssen und als Berühmtheit durch Venedig gehen. «Das wäre furchtbar, die Leute bestaunen einen, werden verlegen, ich werde auch verlegen», sagte sie vor einigen Jahren in einem «Handelsblatt»-Interview.

Grosser Händel-Fan

Die bald 65-Jährige geniesst die Ruhe in der Lagunenstadt. Einen Fernseher besitzt sie nicht, ihre Leidenschaft gehört der Oper, insbesondere Händel. Der höchste Genuss sei es, Händel zu hören und dabei ein Eis zu schlecken, sagte sie.

Überhaupt ist ihr gutes Essen wichtig - offenbar ein Relikt aus ihrer Kindheit: «Alles Essen haben wir selber gemacht, echte Sachen. Wir haben geerntet, eingelegt, geschlachtet», erzählte sie in der Zeitschrift «Der Feinschmecker».

Noch nie in ihrem Leben habe sie bei McDonald's gegessen, und auf Fleisch habe sie selten Lust.

Gummistiefel und Gärtnerhut

Von ihrer Mutter hat sie ausserdem die Lust am Gärtnern geerbt. Gemüse und Obst baut sie im Garten ihres Landhauses ausserhalb von Venedig selbst an.

«Nach all der Hirnarbeit geniesse ich es, nur so zu hacken, in Gummistiefeln mit Gärtnerhut», erklärte die Autorin.

Ihre schriftstellerische Arbeit bewertet sie trotz des kommerziellen Erfolges eher kritisch. Richtige Literatur hätten Leute wie Charles Dickens oder Jane Austen - über die sie promoviert hat - verfasst. «Das Talent habe ich nicht.»

(rr/AP)

 
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