Eine Uhrmacherstadt im Wettlauf gegen die Zeit

publiziert: Montag, 17. Dez 2007 / 20:18 Uhr / aktualisiert: Montag, 17. Dez 2007 / 22:40 Uhr

La Chaux-de-Fonds - Die beiden Uhrenindustrie-Städte La Chaux-de-Fonds und Le Locle wollen UNESCO-Weltkulturerbe werden.

Das «Musee international d'horlogerie» in La Chaux-de-Fonds zeigt eine Stempeluhr vom Ende des 19. Jahrhunderts.
Das «Musee international d'horlogerie» in La Chaux-de-Fonds zeigt eine Stempeluhr vom Ende des 19. Jahrhunderts.
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Die Kandidatur soll den beiden Städten im Standortwettbewerb den Rücken stärken.

La Chaux-de-Fonds liegt auf einem Jura-Hochplateau, tausend Meter über Meer. Es ist kalt dort in diesen Tagen, die Strassen sind vereist, und der Schnee häuft sich an den Trottoir-Rändern.

«Diese Gegend hier ist karg und unwirtlich», sagt der städtische Denkmalpfleger Jean-Daniel Jeanneret. Die Bauern im einstigen Dorf betrieben Viehzucht, erzählt er. Doch es mangelte an Wasser. Der Kalkboden des Juras hält keinen Tropfen zurück, und er gibt auch nichts her.

Die nahe französische Grenze hingegen schärfte den Sinn der Bewohner für allerlei Geschäfte. So feilschten die La-Chaux-de-Fonniers mit vorbeiziehenden Armeen, verkauften Pferde, Vieh und Waffen.

Bauer kopierte ein Uhrwerk

Die Legende besagt, dass es einem ansässigen Bauern um 1700 gelang, die Uhr eines englischen Handelsreisenden zu reparieren - und zu kopieren. Der Grundstein für die neue Zeit war gelegt.

Zeit hatten die Bauern in den langen Wintermonaten im Überfluss, handwerkliches Geschick offenbar auch. Das Uhrmacherhandwerk braucht zudem nicht viel Platz, einzig Licht. Genau dieser Tatsache verdanken es heute zahlreiche Gebäude in der Stadt, dass sie als Zeugen der fortschreitenden Industrialisierung dastehen.

Fensterfronten im Hochparterre

Grosszügig angelegte Festerreihen an den Häusern im alten Stadtkern fallen auf einem Rundgang ins Auge. Sie deuten auf die dahinter liegenden Ateliers hin. Bei Häusern aus dem 18. Jahrhundert wurden die Werkstätten oft im Dachstock untergebracht, bei späteren Bauten dann im Hochparterre.

«Die Stadt ist dank der Uhrenindustrie und für die Uhrenindustrie entstanden», sagt Denkmalpfleger Jeanneret. Heute leben in dem Städtchen 37'000 und im benachbarten Le Locle 10'000 Menschen. In La Chaux-de-Fonds arbeiten rund 5'500 Menschen in der Uhrenindustrie, in Le Locle sind es 2000.

Gelbe Nummernschilder an den Autos vor den Kleinfabriken mitten in der Stadt deuten auf die Herkunft eines guten Teils der Arbeitnehmenden hin: Bei Grenzgängern aus Frankreich sind die Arbeitsplätze in der Uhrenindustrie beliebt.

Kultur und eine Avenue wie in Paris

Die Uhrmacher der frühen Zeit kamen in der ganzen Welt herum, machten Station in Genf, Paris und London. Von ihren Reisen brachten sie Ideen für ein Theater, Literatursalons, ein Konservatorium und eine Avenue von Pariser Dimensionen mit heim in ihr Städtchen.

Noch immer hat Chaux-de-Fonds den Ruf, ein anregendes Kulturleben zu bieten. Mehrere ehemalige Uhrenfabriken sind inzwischen zu Lofts geworden. Manche ehemalige Wohnräume wurden indes wieder zu Ateliers umgebaut, zum Beispiel von Graveuren, die für Luxusmarken arbeiten.

«Es macht im Marketing einen Unterschied, wenn wir das UNESCO-Label als Uhrenstadt tragen», sagt Jeanneret. Die Uhrenstädte Biel und Grenchen SO etwa könnten es nicht vorweisen. Der Kampf um Standortvorteile ist mitunter hart, denn Hochpräzisionsarbeit wird im fernen Osten auch für sehr viel weniger Geld geleistet. Erklärtes Ziel der Promotoren ist deshalb, dass Luxusmarken, die ihre Uhren in La Chaux-de-Fonds produzieren, dies auch zu sagen wagen. Und dass die Bevölkerung das Erbe zu schätzen lernt, auf dessen Reichtum La Chaux-de-Fonds noch heute baut.

(von Ursina Trautmann/sda)

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