Eine Wärme-Kraft-Strategie für die Energiewende

publiziert: Dienstag, 4. Okt 2011 / 09:00 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 18. Dez 2011 / 18:39 Uhr
Gastautor Beat Jans ist Nationalrat und Mitglied der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie UREK.
Gastautor Beat Jans ist Nationalrat und Mitglied der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie UREK.

Der Atomausstieg darf nicht auf Kosten des Klimas geschehen. Das kann gelingen, wenn Strom- und Wärmeerzeugung gesamthaft betrachtet und optimiert werden.

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Wenn Schweizer Atomkraftwerke vom Netz gehen, fehlen vor allem in den kalten Monaten grosse Mengen an Elektrizität. Erneuerbare Energien allein können das Winterdefizit wohl nicht decken. Auch wenn sie für die Wintermonate interessanter sind, als zuweilen dargestellt wird. Windkraft hat seine Produktionsspitzen im Winter. Und sogar Photovoltaik, sofern sie in den Alpen über der Nebeldecke produziert, liefert zwischen Februar und April gleich grosse Mengen wie im Sommer. Dennoch, das Winterdefizit wird die entscheidende Herausforderung für die Energiewende sein.

Wärmekraftkopplung: Strom produzieren beim Heizen

Die sogenannte Wärmekraftkopplung (WKK) drängt sich als Lösung auf. Sie verbindet die Wärmeproduktion mit Stromerzeugung und liefert genau dann Strom, wenn der Bedarf am höchsten ist. Und sie erhöht den Wirkungsgrad der eingesetzten Energie. Es gilt, die herkömmlichen Gas- und Öl-Heizungen durch WKK-Anlagen zu ersetzen. Diese Umrüstung ist aber nur bei grossen Anlagen interessant. Kleinere Gas- oder Öl-Heizungen sollten mit Wärmepumpen oder solarer Wärme ersetzt werden. Ein interessantes Gesamtkonzept stützt sich auf grosse WKK-Anlagen, die im Verbund mit vielen kleineren Wärmepumpen arbeiten.

Die Firma Eicher und Pauli hat dazu interessante Zahlen präsentiert. Sie geht davon aus, dass nur grosse Heizungen ab ca. 1 MW Leistung mit fossilen WKK betrieben werden sollen. Anlagen dieser Grösse können etwa 150 Haushalte beheizen. Mittlere Anlagen von 0,5 bis 1 MW würden mit Biogas, und alle kleineren Heizungen mit elektrischen Wärmepumpen ersetzt. Eicher und Pauli schätzen, dass die Stromproduktion bis 2030 mit realistischen Umbauraten um 23 Prozent erhöht werden könnte. Gleichzeitig könnte der jährliche CO₂ -Ausstoss um eine Million Tonnen - also um rund zwei Prozent - gesenkt werden. Wird ein Ersatz der Heizung genützt um gleichzeitig das Gebäude energetisch zu sanieren, kann die Bilanz weiter verbessert werden. Ebenso wenn die Anlagen mit Biogas, Klärgas oder Holz betrieben werden.

Stromkonzerne bekämpfen dezentrale Ansätze

Eine Wärme-Kraft-Strategie ist ein dezentraler Ansatz, eine Lösung, von welcher lokale Elektrizitätswerke oder kleine Unternehmen profitieren können. Damit sie rasch greift, braucht es ein WKK-Obligatorium für Grossfeuerungen und ein Verbot von elektrischen Widerstandsheizungen ab 2025.

Das grösste Hindernis für diese Strategie werden die Schweizer Stromkonzerne Axpo, Alpiq, BKW und ihre Kommunikationsstrategen von Burson Marsteller sein. Die Atomkonzerne verlieren mit den alten AKWs riesige Marktanteile. Diese können sie nur ersetzen, wenn sie entweder neue Atomkraftwerke oder fossile Grosskraftwerke ans Netz bringen. Dezentrale Ansätze, wie etwa die kostendeckende Einspeisevergütung nach deutschem Vorbild, bekämpfen sie seit Jahren mit Erfolg.

(Gastautor Beat Jans/ETH-Zukunftsblog)

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