Eine logische Pole-Position für Nico Rosberg

Einer, der in den Klassementen sämtlicher drei freien Trainings ganz vorne steht, hat sich den besten Startplatz redlich verdient. Rosbergs Pole-Position, die dritte ohne Unterbruch (und die vierte in Folge für das Team Mercedes), ist also eine logische, keineswegs aber eine selbstverständliche. Zumindest nicht auf dem engen Stadtkurs in Monte Carlo, auf dem schon der kleinste Fehler gravierende, unerwünschte Auswirkungen haben kann.

Das Glück des Tüchtigen

Rosberg und seine Crew liessen sich auch von den schwierigen äusseren Bedingungen nicht vom Erfolgspfad abbringen. Während der ersten Tranche des Qualifyings hatte der Regen die Aufgabe zusätzlich erschwert. Als die Strecke immer mehr abtrocknete, vermochten der Weltmeister-Sohn und Mercedes ihre Stärken wieder vollends auszuspielen. Der seit frühester Jugend im Fürstentum lebende Deutsche hatte zudem das Glück (des Tüchtigen) auf seiner Seite, denn sein Sieg in der Qualifikation hing an einem seidenen Faden. Hamilton war um den Hauch von 91 Tausendsteln langsamer, der Weltmeister und WM-Führende Sebastian Vettel lag lediglich eine Zehntelsekunde zurück.

Die Tatsache, dass in Monte Carlo wegen der praktisch inexistenten Möglichkeiten zum Überholen der beste Startplatz so wichtig ist wie bei keinem anderen Grand Prix, bestärkt Rosberg im Glauben, dass es mit dem zweiten Vollerfolg in der Formel 1 nach jenem im April 2012 in China und zwei erfolglosen Versuchen aus vorderster Front endlich klappen könnte. In Bahrain war er bis in den neunten Rang durchgereicht worden, in Spanien war ihm lediglich Platz 6 geblieben. Beide Male waren ihm die im Übermass abbauenden Reifen am Mercedes zum Verhängnis geworden.

"Es ist ein grossartiges Gefühl, in jener Stadt auf 'Pole' zu stehen, in der ich aufgewachsen bin. Es bedeutet mir unheimlich viel, in einem 'Silberpfeil' hier durch die Strassen fahren zu dürfen", erzählte Rosberg nach getaner Arbeit. Mit Blick auf den Sonntag gab er sich zuversichtlicher als noch in Sakhir oder Montmeló. "Die Pace im Rennen ist zuletzt unsere Schwäche gewesen. Wir haben aber eine Menge gelernt und Fortschritte gemacht. Dazu sollte uns dieser Kurs hier helfen." Vorsichtiger drückte sich Hamilton aus. "Wir müssen auf die Reifen aufpassen und die Anzahl an Boxenstopps vornehmen, die wir geplant haben. Ausserdem müssen wir darauf achten, die Reifen länger am Leben zu erhalten als die anderen. Es wird schwierig, ist aber nicht unmöglich", sagte der Brite, der schon in Spanien neben Rosberg losgefahren war.

Vettel ärgerte sich über die knapp verpasste Möglichkeit, sich zum zweitenmal nach 2011 in Monaco den besten Startplatz zu sichern. "Es wäre dringelegen, den einen Zehntel schneller zu sein. Die entscheidende Runde war mir nicht optimal geglückt. Deshalb bin ich auf mich selber etwas wütend", bilanzierte der im Thurgau wohnende Hesse. Derweil Vettel seine Chance auf den Sieg als intakt sieht, machte sich bei Fernando Alonso nach Startplatz 6 Skepsis breit. "Unmöglich ist zwar nichts. Doch es ist eher unwahrscheinlich, dass wir ganz vorne werden mitkämpfen können. Wir waren heute nicht konkurrenzfähig."

Nur Zuschauer am Samstagnachmittag war Felipe Massa. Der Brasilianer war im dritten freien Training am Samstagmorgen verunfallt und beschädigte dabei den Ferrari massiv. Die Reparatur nahm zu viel Zeit in Anspruch, als dass Massa zum Qualifying hätte antreten können.

Hülkenbergs zu später Reifenwechsel

Das Fahrer-Duo des Teams Sauber verpasste das Finale der besten zehn. Nico Hülkenberg scheiterte rangmässig als Elfter knapp, doch fehlten ihm auf Platz 10 beinahe sechs Zehntelsekunden. Eine Marge, die er nach eigener Einschätzung gleichwohl hätte gutmachen können. "Ich habe zu spät auf die superweichen Reifen gewechselt und konnte deshalb nur noch eine gezeitete Runde drehen. Das war eine vertane Chance." Esteban Gutierrez dagegen scheiterte schon im ersten Teil deutlich. Dem Mexikaner blieb lediglich Startposition 19. Für sein enttäuschendes Abschneiden führte er fehlende Haftung der Intermediate-Reifen ins Feld. Zudem machten ihm blockierende Vorderräder zu schaffen.

(tafi/Si)