Siege gegen Finnland sind selten. Den letzten gab es vor drei
Jahren ebenfalls während der WM-Vorbereitung in Zürich (4:2). Aus
den letzten 19 Partien resultierte ansonsten aber bloss noch ein
Remis (3:3 1999 in Herisau). Trotzdem ist übertriebener Jubel nach
dem 2:1 von Genf nicht angebracht. Es war ein Sieg mit Vorbehalten:
Trotz nur einem Gegentor überzeugten beispielsweise die Schweizer
in defensiver Hinsicht inklusive Torhüter Lars Weibel nicht nur.
Ausserdem sind die Finnen in ihrer Vorbereitung noch nicht so weit
fortgeschritten wie die Schweizer. Im Suomi-Land ist der Playoff-
Final zwischen Jokerit Helsinki und Tappara Tampere noch im Gang.
Die entscheidende Szene spielte sich nach 35 Minuten ab. Zuerst
verpasste Kimmo Rintanen gegen Weibel die finnische Führung; im
Gegenzug gelang Adrian Wichser, der in Kloten normalerweise mit
Rintanen in einem Block spielt, mit seinem zweiten Länderspieltor
das 2:1. Der Genfer Lokalmatador Flavien Conne bereitete für
Wichser diesen Treffer vor.
Die ersten beiden Tore waren im Startdrittel unmittelbar nach
abgelaufenen Strafen gefallen: Rintanen brachte die Finnen in der
10. Minute in Führung, als er mit dem von der Strafbank
zurückkehrenden Lasse Pirjetä in 2:1-Überzahl auf das Schweizer Tor
zulaufen konnte. 186 Sekunden und ein erfolgloses Powerplay später
gelang Thomas Ziegler mit der besten Schweizer Kombination der
ersten Spielhälfte der Ausgleich.
Der Schweizer Sieg war glückhaft, weil mit Ausnahme jener kurzen
Phase, in der das 2:1 fiel, der Gegner absolut ebenbürtig war. Im
letzten Abschnitt standen die Finnen dem 2:2 oftmals näher als die
Schweizer einem dritten Treffer. Finnlands Captain Petteri Nummelin
(46.), der baldige Weltrekord-Internationale Raimo Helminen (53.
und 54.) sowie nochmals Rintanen (55.) verpassten aber gute
Möglichkeiten.
Auffällig ist, dass die Schweizer im 13. Länderspiel dieser
Saison schon zum sechsten Mal nach einem Rückstand noch gewannen.
Zuvor war ihnen das im November zweimal gegen Kanada und einmal
gegen Deutschland, im Februar vor Olympia gegen die Slowaken und
letzte Woche gegen die Tschechen gelungen.
Personell fiel auf, dass Ralph Krueger mit den ZSC-Verteidigern
Mark Streit und Mathias Seger sowie Jean-Jacques Aeschlimann vom HC
Lugano drei WM-Fixstartern einen Ruhetag gönnte. Neben diesen drei
Akteuren sassen noch Marco Bührer, Alain Demuth, Thierry Paterlini
und Frédéric Rothen überzählig auf der Tribüne. Timo Helbling von
den Milwaukee Admirals kam zum Länderspiel-Debüt und verliess das
Eis mit einer Plus-1-Bilanz.
In Genf erhielt das Eishockey-Nationalteam ausserdem eine
Quittung für das Olympia-Abschneiden und die Querelen der letzten
Tage und Monate. Trotz Eishockey-Begeisterung nach dem Aufstieg von
Servette in die Nationalliga A kamen bloss 2451 Zuschauer in die
Les-Vernets-Halle. Gerechnet hatten die Genfer Organisatoren mit
3500 bis 5000 Besuchern. Weniger Besucher an einem Länderspiel gab
es letztmals im April 1999 beim 5:3 gegen Norwegen in... Genf
(damals 2251).
Schweiz - Finnland 2:1 (1:1, 1:0, 0:0)
Les Vernets, Genf. -- 2451 Zuschauer. -- SR Bertolotti, Linke/
Stricker (alle Sz).
Tore: 10. Rintanen (Pirjelä, Tuulola) 0:1.
13. Thomas Ziegler (Christen, Della Rossa) 1:1. 36. Wichser (Conne)
2:1.
Strafen: 2mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 3mal 2 Minuten
gegen Finnland.
Schweiz: Weibel; Beat Gerber, Steinegger; Hirschi, Bezina;
Helbling, Höhener; Patrick Fischer II; Rüthemann, Jeannin, Rötheli;
Wichser, Martin Plüss, Conne; Della Rossa, Crameri, Christen;
Reichert, Burkhalter, Baldi; Thomas Ziegler.
Finnland: Norrena; Laitinen, Laamanen; Niskala, Tuulola; Kakko,
Nummelin; Juha Gustafsson, Petriläinen; Viitakoski, Helminen, Lind;
Vahalahti, Viinanen, Somervuori; Rintanen, Pirjetä, Turunen;
Miettinen, Viuhkola, Tuokko; Vihko.
Bemerkungen: Schweiz ohne Martin Gerber (Ersatztorhüter) und
Hänni (nicht eingesetzt). Bührer, Seger, Streit, Aeschlimann,
Demuth, Paterlini und Rothen alle überzählig auf der Tribüne. --
Timeout Finnland (59.). -- Powerplay: Schweiz 0/3; Finnland 0/2
(Rolf Bichsel/sda)