Eiskunstlauf: Sensationeller Lambiel Vierter

publiziert: Donnerstag, 25. Mrz 2004 / 23:09 Uhr

Stéphane Lambiel hat an den Eiskunstlauf-WM in Dortmund das Podest knapp verpasst. Mit der viertbesten Kür blieb der Walliser auf dem 4. Platz. Dies ist die beste Schweizer WM-Klassierung seit der Silbermedaille von Hans Gerschwiler 1948.

Lambiel bewies einmal mehr, dass er schwierige Situationen liebt. (Bild: Archiv)
Lambiel bewies einmal mehr, dass er schwierige Situationen liebt. (Bild: Archiv)
Gold ging wie erwartet an den Russen Jewgeni Pluschenko, der seinen dritten Weltmeister-Titel feierte, den zweiten in Serie. Der französische Europameister Brian Joubert sicherte sich mit Silber die erste WM-Medaille. Dritter wurde der überraschende Deutsche Stefan Lindemann.

Der bald 19-jährige Lambiel bewies in der erstmals gut gefüllten Westfalenhalle einmal mehr, dass er schwierige Situationen liebt. Als Zweiter der letzten Gruppe absolvierte der EM-Sechste eine phänomenale Kür ("Flamenco"). Gleich zu Beginn des Programms stand er den Dreifach-Axel und die Kombination Vierfach-Toeloop/Dreifach-Toeloop (ein bisschen überdreht) - beide Elemente im gleichen Wettkampf waren ihm zuvor nur an den letztjährigen WM in Washington in der Qualifikation gelungen.

Die Erleichterung war Lambiel anzumerken. Angefeuert von seinem zahlenmässig zwar kleinen, jedoch mit Kuhglocken umso lauteren Fanclub wuchs Lambiel über sich hinaus und realisierte einen weiteren Vierfach-Toeloop sowie fünf weitere Dreifach-Sprünge inklusive einer Kombinationen. Zwei Vierfache in einem Programm hatte er überhaupt noch nie gemacht! Zudem war die Kür nur so gespickt mit schwierigen Schritten und herrlichen, selbstkreierten Pirouetten. Dies manifestierte sich in beiden Noten, die mit 5,6 bis 5,9 für die technische Bewertung sowie 5,6 bis 5,8 für den künstlerischen Ausdruck hoch ausfielen. Die verdiente Belohnung war eine Standing Ovation.

Dass Lambiel ohne Medaille blieb, nahm er gelassen hin. "Ich hatte mich nicht so weit vorne erwartet", sagte der Schützling von Peter Grütter. Im vergangenen Jahr sei er Zehnter geworden, eine solche Verbesserung sei nicht normal. Ein Podestplatz dürfte allerdings nur eine Frage der Zeit sein.

Ende Juni schliesst Lambiel die Schule mit der Matura ab, wodurch er sich vermehrt aufs Eiskunstlaufen konzentrieren kann. Bereits kurz vor Dortmund hat er schulmässig zurückgesteckt und den Tagesablauf voll auf die WM ausgerichtet. Das Ergebnis ist bekannt; es bringt der Schweiz auch im kommenden Jahr in Moskau zwei Startplätze.

Garant für eine erfolgreiche Zukunft ist Lambiels Persönlichkeit - auf und neben dem Eis. Der in einer Woche 19 Jahre alt werdende Unterwalliser ist einer der wenigen, der das Publikum dank seiner elektrisierenden Ausstrahlung auch ohne Sprünge in den Bann ziehen würde.

Dass Lambiel speziell ist, zeigt auch die Tatsache, dass er neben Pluschenko als einziger Athlet zwei verschiedene Küren zeigte. In der Qualifikation war er zur Musik des ungarischen Geigers Edvin Marton ("Gipsy Dance") gelaufen. "Ich mag beide Programme sehr gerne", sagte Lambiel, der Eintönigkeit hasst.

Pluschenko diesmal souverän

Wie bei den EM startete Topfavorit Jewgeni Pluschenko als Letzter, damit endeten aber auch schon die Parallelitäten. Diesmal hielten die Nerven des 21-jährige Russen. Der Olympia-Zweite von Salt Lake City bot eine beinahe fehlerfreie Kür mit zwei Vierfach-, und sieben Dreifach-Sprüngen. Nur vor dem letzten Sprung blieb er irgendwie hängen und stürzte. In der B-Note erhielt er viermal die 6,0.

Der im äussersten Osten Sibiriens geborene Pluschenko begann mit vier Jahren mit dem Sport, der Grund dafür ist aussergewöhnlich. Weil ihn eine chronische Erkältung zu ergreifen drohte, empfahl der Arzt eiszulaufen. Daraufhin zog die Familie ins mehr als 6000 km entfernte, mit einem milderen Klima ausgestatte Wolgograd.

Weil 1993 die dortige Eishalle in eine Autowerkstatt umgebaut wurde, fuhr die Mutter mit Pluschenko nach St. Petersburg zu "Eislauf-Professor" Alexej Mischin, der damals auch den inzwischen zurückgetretenen Olympiasieger Alexej Jagudin unter den Fittichen hatte.

Jagudin ist nun Co-Trainer des zweitplatzierten Brian Joubert. Der aus der französischen Provinzstadt Poitiers stammende Europameister präsentierte sich auch in Dortmund sehr stabil. Dem 19-Jährigen, der zuerst Eishockey-Spieler werden wollte, gelangen unter anderem zwei Vierfach-Toeloops.

Der erstaunliche Stefan Lindemann gewann erstmals an internationalen Elite-Meisterschaften eine Medaille. Für den nur 1,63 m grossen Sportsoldaten ist dieser Erfolg eine besondere Genugtuung. Nach dem Junioren-Weltmeistertitel 2000 bekundete der EM-Fünfte Verletzungs- und Motivationsprobleme und kam bis auf diese Saison hin nicht mehr auf Touren. An den letzten beiden WM war er nicht einmal dabei, weil er sich 2002 nicht qualifizierte und 2003 nicht berücksichtigt wurde.

Dortmund. WM. Männer. Schlussklassement: 1. (1. in der Kür) Jewgeni Pluschenko (Russ) 2,0. 2. (2.) Brian Joubert (Fr) 4,0. 3. (3.) Stefan Lindemann (De) 6,0. 4. (4.) Stéphane Lambiel (Sz) 8,8. 5. (5.) Johnny Weir (USA) 10,2. 6. (6.) Michael Weiss (USA) 11,0. 7. (7.) Min Zhang (China) 12,8. 8. (8.) Emanuel Sandhu (Ka) 16,2. 9. (9.) Frédéric Dambier (Fr) 16,6. 10. (10.) Chengjiang Li (China) 19,2. Eistanz. Stand nach dem Originaltanz: 1. Tatjana Nawka/Roman Kostomarow (Russ) 1,0. 2. Albena Denkova/Maxim Staviski (Bul) 1,6. 3. Jelena Gruschina/Ruslan Gonscharow (Ukr) 2,6. 4. Kati Winkler/René Lohse (De) 3,2. 5. Tanith Belbin/Benjamin Agosto (USA) 4,6. 6. Isabelle Delobel/Olivier Schoenfelder (Fr) 4,8. 7. Marie-France Dubreuil/Patrice Lauzon (Ka) 5,4. 8. Galit Chait/Sergej Sachnowski (Isr) 6,4. 9. Federica Faiella/Massimo Scali (It) 7,4. 10. Oksana Domnina/Maxim Schabalin (Russ) 8,4.

(bert/Si)

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