Ende der CVP-Niederlagen nicht absehbar

publiziert: Mittwoch, 10. Dez 2003 / 13:45 Uhr

Bern - Die Nichtwiederwahl von Bundesrätin Ruth Metzler widerspiegelt die Schwäche der CVP: Seit 1979 sinkt der Wähleranteil der Partei kontinuierlich. Ihr fehlt ein klares Profil und das C reicht nicht mehr, um Wähler bei der Stange zu halten.

Geht es der Partei von CVP-Präsident Philipp Stähelin wie einst der LdU?
Geht es der Partei von CVP-Präsident Philipp Stähelin wie einst der LdU?
In den Nationalratswahlen 1919 verloren die Freisinnigen die parlamentarische Mehrheit. Sie sahen sich gezwungen der "Schweizerischen Konservativen Volkspartei" einen zweiten Bundesratssitz zu überlassen. Diese Partei heisst heute CVP und muss nun den damals gewonnenen Sitz der konservativen Schweizerischen Volkspartei abtreten.

Über acht Jahrzente waren die Christlichdemokraten eine ausserordentliche stabile Partei. Bis 1983 galt das auch für ihren Wähleranteil. Er lag immer zwischen 20 und 23 Prozent. Dann ging es bergab: 1987 sank der Wähleranteil erstmals unter 20, 2003 unter 15 Prozent.

Für den Politologen Andreas Ladner ist nicht klar, ob und wie dieser Abwärtstrend gestoppt werden kann. Die notwendige klare Positionierung der Partei hält er für fast nicht möglich. Das verheisse für die Zukunft des Labels "CVP" nichts Gutes.

Im Katholizismus verankert

Den Hauptgrund für den Wählerschwund sieht Ladner im sozialen Wandel und namentlich in der Säkularisierung. Der Katholizismus hat eine stark nachlassende Bedeutung für das Wahlverhalten.

Das war in den Nachkriegsjahrzehnten noch anders. Bis 1967 war die hohe Zeit der CVP. In den ehemaligen Sonderbundskantonen war sie die dominierende Partei. In Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Freiburg, Wallis und Zug hatte sie im Ständerat bis 1955 überall Doppelmandate. Heute ist das nur noch in Uri und Wallis der Fall.

In den 50-er Jahren stellte die CVP im Bundesrat sogar drei Bundesräte - gleichviel wie die FDP. Die Christlichdemokraten waren wesentlich am Zustandekommen der Zauberformel beteiligt. Sie wurde 1959 Wirklichkeit. FDP und CVP traten der SP je einen Sitz ab.

Wenig städtische Wähler

Anders als in den katholischen Gebieten hatten die Christlichdemokraten in reformierten Mittellandkantonen wie Zürich, Bern und Waadt immer eine eher schwache Position. Und es waren auch diese Kantone, in denen die Erosion der ohnehin geringen Wähleranteile einsetzte.

Mit der Parteireform von 1970 versuchte die Partei, darauf zu reagieren. Mit einem fortschrittlicheren Programm wollte man die Menschen in den städtischen Zentren ansprechen. Bei dieser Gelegenheit erhielt die Partei auch ihren heutigen Namen: Christlichdemokratische Volkspartei (CVP).

Programmatischer Zickzack-Kurs

Trotzdem verlor die CVP in den Zentren weiter an Terrain. Gleichzeitig fühlten sich in den Stammlanden viele Wähler durch die Neuausrichtung vor den Kopf gestossen. In der Folge gab es konservative Gegenbewegungen.

Ein Beispiel für die schwankende Haltung der CVP ist die Frage der europäischen Integration. Dabei war die Partei in einem entscheidenden Moment auf der falschen Seite: Die CVP Schweiz gab für die EWR-Abstimmung die Ja-Parole aus. Der Entscheid wurde von der Basis nicht mitgetragen und die Parteileitung desavouiert.

"Das Engagement für den EWR war für die CVP fatal", ist Ladner überzeugt. Es erleichterte der SVP das Vordringen in die CVP-Hochburgen. Daran konnte das spätere europapolitische Zurückbuchstabieren nichts mehr ändern.

CVP wie LdU?

Solches Hüst und Hott habe dazu geführt, dass heute bei der CVP keine konsistente politische Linie mehr erkennbar sei, meint der Politologe Ladner. Wer heute noch CVP wähle, wähle Köpfe und nicht ein Programm. Eine Situation, die bis zu einem gewissen Grad mit jener des verblichenen LdU vergleichbar sei.

(Andreas Minder/sda)

.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Das Gewinnerbild des Swiss Press Photo 2004 in der Kategorie Aktualität von Karl-Heinz Hug.
Das Gewinnerbild des Swiss Press Photo 2004 in der Kategorie ...
Barberêche FR - Der Fotograf Karl-Heinz Hug gewinnt den Preis Swiss Press Photo 2004 in der Kategorie Aktualität für eine Fotografie von Ruth Metzler anlässlich ihrer Abwahl. Für Karl-Heinz Hug bringt die digitale Fototechnik nicht nur schnellere, sondern auch bessere Bilder. mehr lesen 
Bern - Ein Jahr nach den Eidg. Wahlen stecken die Verlierer von damals noch immer mitten in Erneuerungsprozessen. FDP und CVP suchen indes nur zaghaft nach ... mehr lesen  
Kooperationen der Mitte-Parteien mit der SVP stören SP-Präsident Hans Jürg Fehr.
Die neue Zauberformel hat bei der Bevölkerung Anklang gefunden.
Bern - Nach der neusten UNIVOX-Erhebung der gfs-zürich hat die Zufriedenheit mit der Regierung seit der neuen Zusammensetzung des Bundesrats zugenommen. Die ... mehr lesen  
Bern - Die CVP-Fraktion steht hinter ihrem Chef Jean-Michel Cina. Sie hat ihm in Bern das Vertrauen ausgesprochen, nachdem sich die abgewählte Bundesrätin Ruth Metzler beklagt hatte, gegenüber Josph Deiss ... mehr lesen
Jean-Michel Cina wurde von Ruth Metzler attackiert.
Titel Forum Teaser
  • melabela aus littau 1
    es geht nicht nur um homosexuelle ich bin eine frau und verheiratet mit einem mann. leider betrifft es ... So, 14.08.16 13:18
  • Pacino aus Brittnau 731
    Kirchliche Kreise . . . . . . hatten schon immer ein "spezielles" Verhältnis zu ... Do, 09.06.16 08:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • Pacino aus Brittnau 731
    Demokratie quo vadis? Wenn die Demokratie den Stacheldraht in Osteuropa-, einen Wahlsieg von ... Mo, 06.06.16 07:55
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Es... muss darum gehen, die Kompetenz der Kleinbauern zu stärken. Das sorgt ... Do, 02.06.16 13:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Kindeswohl egal! Es geht doch vor allem um die eigenen Kinder der Betroffenen. Die ... Do, 02.06.16 08:10
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Verlust der Solidarität: Verlust der Demokratie! Vollständig und widerspruchsfrei beantworten lässt sich das wohl nicht. ... Mi, 01.06.16 00:18
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Unterstützung "Deshalb sind für die Sozialhilfe 267 Millionen Franken mehr und für ... Di, 31.05.16 10:38
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=22&col=COL_2_1
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mi Do
Zürich 4°C 11°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass wechselnd bewölkt, Regen
Basel 5°C 11°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 2°C 9°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 4°C 10°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen starker Schneeregen
Luzern 6°C 11°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass wechselnd bewölkt, Regen
Genf 8°C 11°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 13°C 19°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig wechselnd bewölkt
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten