Englands Coach Sven-Göran Eriksson war im Vorfeld der Partie
nicht müde geworden darauf hinzuweisen, dass überzeugenden
Vorstellungen (wie dem 5:1 in Deutschland) in jüngerer
Vergangenheit in unerwünschter Regelmässigkeit britische Schmalkost
folgte. Ohne hundertprozentigen Einsatz sei auf diesem Level nichts
zu gewinnen, warnte der Schwede.
Mitnichten! Ohne sich dem Limit genähert zu haben, überstanden
die Engländer die erste Hürde -- auf der seit Tagen euphorisierten
Insel werden sie die zweite WM-Achtelfinal-Qualifikation
hintereinander zweifellos wie einen Sieg zelebrieren. Und bei aller
Kritik durften die Engländer für sich in Anspruch nehmen, defensiv
kaum einmal auch nur ansatzweise nicht mehr Herr der Lage gewesen
zu sein. Ausser bei einem tückischen Freistoss von Jay-Jay Okocha
brauchte Goalie-Veteran David Seaman nie einzugreifen.
Freudlose Darbietung
Wer aber die zögerliche, ja geradezu freudlose englische
Darbietung gegen die hilflosen Nigerianer sah, dem mussten die
Worte Erikssons unweigerlich in den Sinn kommen. Von einer
formstarken Auswahl, die wenige Tage zuvor Argentinien bezwungen
hat, darf fraglos mehr erwartet werden, als sich mit einer
klassischen Nullnummer zu begnügen
.
Ein Team mit derart brillanten Stürmern wie Emile Heskey und
Michael Owen, mit David Beckham, einem Künstler erster Güte im
Mittelfeld, mit Paul Scholes und Co. müsste sich offensiv gegen
einen gescheiterten und durch zahlreiche Umstellungen völlig
unerfahrenen Kontrahenten weitaus besser in Szene setzen können.
Dass die Engländer ihren Kraftaufwand offenkundig dosierten, ändert
an dieser Einschätzung nichts.
Taktisch klug, oder Unfug?
Nun gut, mit etwas mehr Fortune hätten die Briten das Stadion
gar als Sieger verlassen können. Nicky Butt kam einem Torerfolg am
nächsten. Der mit Fortdauer sicherere Vincent Enyeama, die Nummer 3
Nigerias, lenkte den platzierten Scharfschuss des
ManU-Mittelfeld-Arbeiters unmittelbar vor der Pause mit
spektakulärem Hecht an den Pfosten. Ein zweiter englischer Schuss
ans Alluminium entsprang dem Zufall: Ashley Coles missratener
Flankenball streifte die Latte.
Mehr, und das kann kaum nach dem Gusto der gewaltigen englischen
Fan-Gemeinde in Osaka gewesen sein, wollten die für einmal kühlen
Rechner auf dem Feld nicht bieten. Als taktisch klug werden es die
einen bezeichnen, als gefährlichen Unfug die anderen. Damit
verpassten sie den Gruppensieg und treffen nun auf die Dänen, die
im bisherigen Verlauf der WM den sattelfesteren Eindruck als die
phasenweise allzu undiszplinierten Gipfelstürmer aus Senegal
hinterliessen. Und gegen afrikanische Vertreter hat England keinen
der 13 Vergleiche verloren...
Nigeria - England 0:0
Nagai Stadium, Osaka/Jap. -- 44 864 Zuschauer. -- SR Hall (USA).
Nigeria: Enyeama; Sodje, Yobo, Okoronkwo, Udeze; Justice;
Akwuegbu, Okochoa, Obiorah; Aghahowa, Opabunmi (86. Ikedia).
England: Seaman; Mills, Ferdinand, Campbell, Cole (85. Bridge);
Beckham, Butt, Scholes, Sinclair; Heskey (68. Sheringham), Owen
(77. Vassell).
Bemerkungen: Nigeria ohne Kanu (verletzt), England ohne
Hargreaves (verletzt). 44. Enyeama lenkt Schuss Butts an den
Pfosten. 79. Lattenschuss Cole.
Tabelle Gruppe F
Schweden - Argentinien 1:1 (0:0)
Nigeria - England 0:0
1. Schweden 3 1 2 0 4:3 5*
2. England 3 1 2 0 2:1 5*
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3. Argentinien 3 1 1 1 2:2 4+
4. Nigeria 3 0 1 2 1:3 1+
(ba/news.ch)