Erster Runder Tisch

Entschädigung für Verdingkinder noch offen

publiziert: Donnerstag, 13. Jun 2013 / 21:04 Uhr
Simonetta Sommaruga hatte sich im April bei den Opfern entschuldigt.
Simonetta Sommaruga hatte sich im April bei den Opfern entschuldigt.

Bern - Am ersten Runden Tisch für Verdingkinder und andere Opfer fürsorgerischer Massnahmen sind am Donnerstag noch keine konkreten Beschlüsse gefasst worden. Bis zur zweiten Sitzung im Oktober sollen nun Modelle für Entschädigungszahlungen an die Opfer ausgearbeitet werden.

5 Meldungen im Zusammenhang
Der Runde Tisch diene der Aufarbeitung «eines dunklen Kapitels der Schweizer Sozialgeschichte», sagte alt Ständerat Hansruedi Stadler (CVP) bei der ersten Sitzung gemäss einer Mitteilung. Stadler war vom Bundesrat zum Delegierten für Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen ernannt worden.

An der Sitzung nahm auch Justizministerin Simonetta Sommaruga teil. Sie hatte sich im April im Namen des Bundesrats bei den Opfern der Zwangsmassnahmen entschuldigt.

Die Opferorganisationen hatten im Vorfeld des ersten Runden Tisches konkrete finanzielle Forderungen gestellt. So sollen die Opfer in einem ersten Schritt Nothilfebeiträge von je 10'000 Franken erhalten. Ab 2014 sollen dann Entschädigungen von je 120'000 Franken in Form einer Zusatzrente ausbezahlt werden.

Der Runde Tisch habe die entsprechende Anträge entgegengenommen, hiess es in der Mitteilung. Nun würden im Hinblick auf die zweite Sitzung in der zweiten Oktoberhälfte Modelle für mögliche finanzielle Leistungen erarbeitet.

Kritik im Vorfeld

Der Runde Tisch war im Vorfeld in die Kritik geraten. So hatte der Verein «netzwerk verdingt» erst nicht am Treffen teilnehmen wollen. Die Organisation störte sich insbesondere am Umstand, dass auch Vertreter der katholischen Kirche zum Treffen geladen waren. Die Teilnahme von Bundesrätin Sommaruga bewog das «netzwerk verdingt» schliesslich zum Umdenken.

Nach Angaben Stadlers verlief die erste Sitzung in einer «konstruktiven Atmosphäre». Ein Vertreter der Schweizerischen Staatsarchive sei beauftragt worden, bis zur nächsten Sitzung eine Auslegeordnung zu Fragen der Akteneinsicht auszuarbeiten. Im Oktober sollen überdies Historiker Lösungsvorschläge zur historischen Aufarbeitung präsentieren.

Bis spätestens Mitte 2015 will das von Stadler geleitete Gremium seine Arbeit abschliessen.

Opfer von Behördenwillkür

Bis über die Mitte des 20. Jahrhunderts hinaus wurden in der Schweiz zahlreiche Kinder aus armen Familien an Bauernbetriebe verdingt. Oft wurden die Verdingkinder dabei auch Opfer von Missbrauch.

«Administrativ versorgt» wurden Menschen noch bis zu Beginn der 1980-er Jahre. Der Behördenwillkür waren beispielsweise Frauen ausgesetzt, die unverheiratet schwanger wurden oder junge Männer, die als «arbeitsscheu» eingestuft wurden.

Seit Dezember 2012 existiert nun eine Anlaufstelle für Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen, zu denen auch Zwangssterilisierte und Zwangsadoptierte gehören. Alt Ständerat Stadler wurde mit der Aufgabe betraut, zwischen den Betroffenen und den Behörden zu vermitteln.

(bg/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Bern - Ehemalige Verdingkinder und ... mehr lesen
Bis über die Mitte des 20. Jahrhunderts hinaus wurden zahlreiche Kinder an Bauernbetriebe verdingt.(Archivbild)
Mümliswil SO - In Mümliswil SO ist eine nationale Gedenkstätte für Verding- und Heimkinder eröffnet worden. Ermöglicht wurde der Umbau eines ehemaligen Kinderheims durch die Guido Fluri Stiftung. Fluri lebte als Kind selber in diesem Heim und ist heute millionenschwerer Immobilienhändler. mehr lesen 
Die Schweiz präsentiere sich einmal mehr als «Sonderfall des hässlichen Kleinkrämers, der sich vor der Verantwortung drücken will.»
Bern - Nach der Gedenkfeier von Mitte ... mehr lesen
Bern - Ehemalige Verdingkinder und all jenen Menschen, die im vergangenen Jahrhundert Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen geworden sind: Sie hat Justizministerin Simonetta Sommaruga am Donnerstag an einem Gedenkanlass in Bern um Verzeihung gebeten. mehr lesen  3
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Die Verzinsung bietet einen Anreiz, Covid-19-Kredite nicht länger als notwendig zu beanspruchen.
Die Verzinsung bietet einen Anreiz, ...
Buchhaltung Bern - Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 27. März 2024 beschlossen, die Zinssätze für die ausstehenden Covid-19-Kredite per 31. März 2024 unverändert zu belassen. Für Kredite bis 500'000 Franken sind weiterhin 1,5 Prozent und für Kredite über 500'000 Franken 2 Prozent zu entrichten. mehr lesen  
Bei einem Treffen am 13. Februar 2024 in Bern diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der Kantone, Städte, Gemeinden, Bau- und Immobilienwirtschaft sowie der Zivilgesellschaft unter Leitung von Bundesrat Guy ... mehr lesen
Teil des Plans ist die Durchmischung von Arbeits- und Wohnzonen sowie eine Überprüfung möglicher höherer Bauprojekte an geeigneten Standorten.
Buchhaltung Das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) hat ihren Jahresabschlussbericht für das Jahr 2023 vorgelegt und ... mehr lesen  
Bernerhof, Sitz des Staatssekretariat für internationale Finanzfragen SIF.
Titel Forum Teaser
  • melabela aus littau 1
    es geht nicht nur um homosexuelle ich bin eine frau und verheiratet mit einem mann. leider betrifft es ... So, 14.08.16 13:18
  • Pacino aus Brittnau 731
    Kirchliche Kreise . . . . . . hatten schon immer ein "spezielles" Verhältnis zu ... Do, 09.06.16 08:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • Pacino aus Brittnau 731
    Demokratie quo vadis? Wenn die Demokratie den Stacheldraht in Osteuropa-, einen Wahlsieg von ... Mo, 06.06.16 07:55
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Es... muss darum gehen, die Kompetenz der Kleinbauern zu stärken. Das sorgt ... Do, 02.06.16 13:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Kindeswohl egal! Es geht doch vor allem um die eigenen Kinder der Betroffenen. Die ... Do, 02.06.16 08:10
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Verlust der Solidarität: Verlust der Demokratie! Vollständig und widerspruchsfrei beantworten lässt sich das wohl nicht. ... Mi, 01.06.16 00:18
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Unterstützung "Deshalb sind für die Sozialhilfe 267 Millionen Franken mehr und für ... Di, 31.05.16 10:38
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 0°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Basel 5°C 14°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 1°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Bern 0°C 11°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Luzern 1°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Genf 5°C 13°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Lugano 6°C 10°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten