Der Schweizerische Ruderverband (SRV) erwartet von seinem
Spitzenathleten Xeno Müller eine schriftliche Entschuldigung für
dessen «inakzeptablen und unfairen» Äusserungen in einem
amerikanischen Magazin. Erfolgt diese nicht innerhalb der nächsten
14 Tage, hat das Konsequenzen für die Selektionen zur WM Mitte
August auf dem Rotsee.
«Der SRV wird Xeno Müller vorerst nur provisorisch für die WM
selektionieren», sagte SRV-Direktor René Fischer an einer gestern
eigens dafür einberufenen Pressekonferenz bei den Schweizer
Meisterschaften auf dem Rotsee. Man habe Müller schriftlich
mitgeteilt, was man von ihm erwartet. Der in Amerika lebende
Olympiazweite von Sydney muss sich innerhalb der nächsten acht bis
14 Tage schriftlich erklären und sich gegenüber Swiss Olympic und
der Schweizer Sporthilfe für die gemächten Äusserungen
entschuldigen. Eine dürre E-Mail-Nachricht in zwei kurzen Sätzen
reiche dafür jedoch nicht aus. Weil die WM-Selektionen bereits in
zehn Tagen erfolgen, könne man Müller deshalb nur provisorisch
anmelden, obwohl sich dieser beim Weltcup-Start in Princeton die
sportliche Qualifikation gesichert hatte. Zudem will sich der SRV
allfällige weitere Massnahmen gegen Müller vorbehalten.
Walter Kägi, der Präsident von Swiss Olympic, der bei der
gestrigen Pressekonferenz zufällig auch anwesend war, betonte, dass
von Seiten von Swiss Olympic kein Handlungsbedarf vorliege. Er habe
jedoch Müller mitgeteilt, dass dessen Äusserungen einer groben
Unsportlichkeit gleichkommen und den eigenen Interessen
widersprechen. Auf die WM-Selektionen werde Swiss Olympic deswegen
aber keinen Einfluss nehmen. Man habe volles Vertrauen in den
Ruderverband.
Xeno Müller hatte in der neusten Ausgabe des seriösen
amerikanischen Sportmagazins «The Independent Rowing News» zum
Rundumschlag gegen Schweizer Funktionäre ausgeholt und dabei
insbesondere Hansjörg Wirz, den Headcoach von Swiss Olympic, in der
Fäkalsprache beleidigt. Wegen einem Missverständnis war vorerst
Kägi als «Arschloch» betitelt worden, ehe Müller präzisierte, dass
er Wirz und nicht seinen guten Bekannten sowie früheren SRV-
Präsidenten Kägi gemeint habe. Der SRV hatte sich noch am Freitag
in einem Communiqué bestürzt über das Interview gezeigt, das
Vorgehen aufs Schärfste verurteilt und sich in aller Form von den
Aussagen distanziert.
(sda)