Keine strikte Kopplung

Entwicklungshilfe auch ohne Kooperation

publiziert: Montag, 20. Feb 2012 / 14:03 Uhr
Bundesrätin Simonetta Sommaruga.
Bundesrätin Simonetta Sommaruga.

Bern - Die Schweiz wird bei der Verteilung von Entwicklungsgeldern künftig stärker berücksichtigen, ob ein Staat bei der Rückführung abgewiesener Asylbewerber mit ihr zusammenarbeitet. Dies sagte Bundesrätin Simonetta Sommaruga in einem Interview.

8 Meldungen im Zusammenhang
Einen entsprechenden Entscheid habe der Bundesrat am vergangenen Mittwoch gefällt, sagte die Vorsteherin des Eidg. Justiz- und Polizeidepartements in einem Interview, das am Montag in der «Aargauer Zeitung» und in der «Südostschweiz» veröffentlicht wurde.

«Der Bundesrat wird in der internationalen Zusammenarbeit künftig die Kooperationsbereitschaft eines Staates stärker gewichten», sagte sie. Konkret sprach Sommaruga die Zusammenarbeit mit Tunesien an.

Die Schweiz werde die neue Regierung in ihren Bemühungen unterstützen, ein demokratisches Land aufzubauen. «Wir erwarten aber, dass Tunesien in der Rückkehrfrage auch mit uns zusammenarbeitet.»

Die Kooperation ist gemäss der Justizministerin bereits aufgegleist: Bundesrat Didier Burkhalter habe am WEF mit dem tunesischen Aussenminister «entsprechende Gespräche geführt». Sie könne zwar «nichts versprechen», aber die Verhandlungen würden in den nächsten Wochen weitergeführt.

Eine strikte Kopplung der Zusammenarbeit an die Kooperation bei Rückführungen lehnt der Bundesrat indes ab: Er stellt sich gegen entsprechende Vorstösse. Dies bekräftigte Aussenminister Didier Burkhalter vergangene Woche. Der Nationalrat hat einer Motion der SVP zugestimmt, der Ständerat entscheidet in der Frühjahrssession. Die SVP verlangt, dass die Schweiz nur noch jenen Ländern Entwicklungshilfe leisten soll, die Asylsuchende zurücknehmen.

Verhandlungen mit Italien

Sommaruga betonte, dass die Zusammenarbeit mit vielen Ländern bereits «ausgezeichnet» funktioniere - aber «wo Verbesserungen möglich sind, wollen wir diese realisieren». Mit Guinea sei im letzten Herbst ein Rückübernahmeabkommen unterzeichnet worden.

In zwei Wochen entsende das Bundesamt für Migration zudem eine Verbindungsperson nach Rom. Sommaruga wehrte sich gegen den Vorwurf, Italien sei ein schlechter Partner im Asylbereich. «Die Zusammenarbeit mit Italien kann sicher verbessert werden», sagte sie, «sie ist aber besser als viele behaupten.»

Zum Umgang mit kriminellen Asylbewerbern sagte die Justizministerin: «Ich sage auch, dass es mich stört, wenn Menschen, die ein Asylgesuch stellen, kriminell werden.» Deshalb sei sie auch bereit, den Vorschlag aus dem Tessin zu prüfen, Unterkünfte für renitente Asylbewerber zu errichten.

(bert/sda)

Machen Sie auch mit! Diese news.ch - Meldung wurde von 2 Leserinnen und Lesern kommentiert.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Bern - Der Nationalrat sagt Ja zu Entwicklungshilfe-Krediten von ... mehr lesen 3
Die Anträge der SVP zur Kürzung der Entwicklungshilfe-Krediten scheiterte.
Bundesrätin Simonetta Sommaruga.
Bern - Justizministerin Simonetta ... mehr lesen 2
Bern - Noch bleibt offen, ob Schweizer Entwicklungshilfegelder künftig nur ... mehr lesen 2
Verwirrung nach der Abstimmung. (Archivbild)
Hans-Ulrich Bigler, Direktor Schweizerischer Gewerbeverband.
Bern - Die Schweiz soll Entwicklungshilfe an die Bedingung knüpfen, dass sie im Gegenzug privilegierten Zugang zu den natürlichen Rohstoffen des Empfängerlandes erhält. Diese ... mehr lesen
Bern - In den nächsten vier Jahren soll die Schweiz insgesamt 11,35 Milliarden ... mehr lesen
Das Parlament hatte vor einem Jahr entschieden, die Mittel der Entwicklungshilfe bis 2015 auf 0,5 Prozent des Bruttonationaleinkommens zu erhöhen.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Asylgesuche aus Eritrea werden zu 85 Prozent angenommen. (Symbolbild)
Bern - Wieder ein Höchststand bei den Asylgesuchen: Im Januar 2012 haben so viele Menschen in der Schweiz ein Asylgesuch gestellt wie in keinem Monat seit beinahe zehn Jahren mehr. ... mehr lesen 1
Die Schweiz will Entwicklungsländer zwingen, bei der Asylpolitik zu kooperieren.
Bern - Die Schweiz soll nur noch ... mehr lesen 1
Wem würde denn die Hilfe fehlen? . . .
. . . doch wohl genau jenen, die im Land bleiben trotz aussichtslosen Bedingungen. Gerade die verdienen aber unsere Hilfe damit sie die Situation im eigenen Lande verbessern können. So gesehen kann ich die Entkopplung verstehen.
Eigentlich...
gute Sache, würde sie nicht 20 Jahre zu spät kommen. Auch hier dürfte es sich lediglich um eine Beruhigungspille für die Bevölkerung handeln. Langfristig werden praktisch alle die einmal hier sind auch hier bleiben, da braucht man sich gar nichts vorzumachen.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet.
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine ...
Verbände Schon früh hat der sgv vor den finanziellen Folgen einer 13. AHV-Rente gewarnt. Die Finanzierungsvorschläge des Bundesrates, die eine Anhebung der Lohnprozente vorsahen, werden vom Verband als inakzeptabel bezeichnet. Der sgv spricht sich stattdessen für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet. mehr lesen  
In einer Zeit, in der Veränderungen in unseren Städten in einem beispiellosen Tempo voranschreiten, haben Forscher einen innovativen Ansatz gefunden, um die visuellen Spuren der Gentrifizierung frühzeitig zu erkennen. Mit ... mehr lesen
Obwohl man weiss, dass Gentrifizierung oft zu Vertreibungen führt, ist der Zusammenhang nicht immer klar.
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Do Fr
Zürich 4°C 7°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen trüb und nass
Basel 5°C 10°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen trüb und nass
St. Gallen 3°C 4°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig starker Schneeregen trüb und nass
Bern 4°C 6°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig starker Schneeregen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 5°C 8°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Genf 6°C 11°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 7°C 18°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten