Anklage zum Zusammenbruch des Erb-Imperiums

Erb-Imperium: Millionensaläre trotz drohender Firmenpleite

publiziert: Montag, 2. Mai 2011 / 15:28 Uhr / aktualisiert: Montag, 2. Mai 2011 / 23:10 Uhr
Rolf Erb machte seine Kleinkinder zu Schlossherren.
Rolf Erb machte seine Kleinkinder zu Schlossherren.

Winterthur - Die Verantwortlichen des Erb-Imperiums zahlten sich trotz drohender Firmenpleite noch Millionensaläre aus. Rolf Erb, der im Januar 2012 in Winterthur vor Gericht steht, kassierte zwischen 1998 und 2003 bis zu 1,2 Millionen Franken pro Jahr.

4 Meldungen im Zusammenhang
Sein Vater Hugo Erb, gestorben im Juli 2003, genehmigte sich ein Jahressalär von rund einer Million. Bruder Christian, gegen den die Ermittlungen eingestellt wurden, erhielt jeweils eine halbe Million Franken. Dies geht aus der Anklageschrift zum Zusammenbruch des Erb-Imperiums hervor, die am Montag veröffentlicht wurde.

140 Seiten zählt die Anklage, die dem 59-jährigen operativem Leiter Rolf Erb gewerbsmässigen Betrug, Urkundenfälschung und Gläubigerschädigung vorwirft. In den Jahren 1998 bis 2002 soll Erb rund 20 Banken und anderen Kreditgebern falsche Abschlüsse und Revisionsberichte vorgelegt haben, um so die finanzielle Lage und damit die Kreditwürdigkeit der Gruppe massiv zu beschönigen.

Als Folge davon gewährten viele Banken, darunter die Credit Suisse, die UBS und die Migros-Bank Kredite in Millionenhöhe. Beim Zusammenbruch des komplizierten Firmengeflechtes schuldeten die Erbs ihren Geldgebern rund 2,2 Milliarden Franken.

Ein Gutachten des Erb-Sanierers Hans Ziegler kam nach dem Kollaps zum Schluss, dass ohne diese Täuschung die immense Überschuldung der Erb-Gruppe bereits Mitte der 90er-Jahre ans Licht gekommen wäre - nicht erst beim Zusammenbruch im Dezember 2003.

Baby als Schlossherr

Weiter soll Rolf Erb die Gläubiger bewusst geschädigt haben, indem er das Vermögen vor dem Kollaps verkleinerte. Er schenkte erhebliche Summen und das Schloss Eugensberg (TG) seiner Lebensgefährtin und den gemeinsamen Zwillingssöhnen.

Dieses Anwesen hat gemäss Anklageschrift einen Wert von 27 Mio. Franken. Die Knaben waren zum Zeitpunkt, an dem sie zu Schlossherren wurden, gerade mal zehn Monate alt.

Der Angeklagte habe damals gewusst, dass es bei der Hugo Erb AG in absehbarer Zeit zu einem Zwangsvollstreckungsverfahren kommen würde, schreibt die Staatsanwältin in der Anklageschrift. Er habe somit in Kauf genommen, dass die Gläubiger geschädigt worden seien.

Welches Strafmass die Staatsanwaltschaft verlangt, wird erst am Prozess bekannt gegeben. Dieser beginnt am 23. Januar 2012 und wird voraussichtlich mehrere Tage in Anspruch nehmen.

Für den Anklagepunkt des gewerbsmässigen Betrugs droht Erb eine Höchststrafe von zehn Jahren Freiheitsentzug. Für die Straftatbestände Urkundenfälschung und Gläubigerschädigung beträgt die Höchststrafe je fünf Jahre.

Vater beschuldigt

Der Angeklagte bestreitet bis heute, dass er sich strafbar gemacht hat. Allerdings räumte er 2006 ein, dass er durchaus eine Mitschuld am Zusammenbruch des Erb-Imperiums trage, weil er bei den Töchtern Volcafé, Uniwood und im Autoimportgeschäft operativ eine leitende Funktion ausgeübt habe.

Im August gleichen Jahres veröffentlichte der Angeklagte im Selbstverlag ein Buch mit dem Titel «Hugo Erb 1918-2003», in dem er Leben und Werk seines Vaters beschrieb. Darin schiebt der Angeklagte die Hauptschuld seinem Vater zu, der nicht habe loslassen können und insbesondere die Finanzen bis zum Schluss kontrolliert habe.

Die Erb-Gruppe war 1920 in Form einer kleinen Reparaturwerkstätte in Winterthur-Töss gegründet worden. Bei ihrem Zusammenbruch umfasste sie 82 Firmen in vier Holdinggesellschaften und beschäftigte 4900 Mitarbeiter, davon 2500 in der Schweiz.

Der Zusammenbruch der Erb-Gruppe gilt als zweitgrösste Firmenpleite der Schweiz, gleich nach dem Ende der Swissair.

(fest/sda)

Machen Sie auch mit! Diese news.ch - Meldung wurde von einer Leserin oder einem Leser kommentiert.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Winterthur - Im Strafprozess gegen ... mehr lesen
Für Rolf Erb sieht es nicht sonderlich gut aus.
Winterthur ZH - Der Strafprozess gegen den Unternehmer Rolf Erb wird nicht verschoben. Das Winterthurer Bezirksgericht hat am Montag zum Prozessauftakt den Antrag auf Entlassung der Pflichtverteidiger und die Verschiebung der Verhandlung abgelehnt. Der Gerichtspräsident sprach von rechtsmissbräuchlichen Anträgen. mehr lesen 
Rolf Erb, werden gewerbsmässiger Betrug, Urkundenfälschung und Gläubigerschädigung vorgeworfen.
Winterthur ZH - Im Zusammenhang mit dem Konkurs der Erb-Gruppe Ende 2003 hat die Zürcher Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Rolf Erb, Sohn des verstorbenen Firmengründers Hugo Erb, ... mehr lesen
Steckborn - Die Pleite der ... mehr lesen
Die Erb-Gruppe war im letzten Jahr ins Trudeln geraten (Hugo, Rolf und Christian Erb).
unglaubliches Tempo der Justiz
... und nun steht die Verjährung bevor? Es ist und bleibt unverständlich, weshalb derartige Prozesse nicht innert Monaten sondern erst nach X Jahren stattfinden. Bei aller Komplexität, so lange darf das auch bei Wirtschaftsdelikten nicht dauern.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der Weg für Peppr war mit Hindernissen gepflastert.
Der Weg für Peppr war mit Hindernissen gepflastert.
Publinews In der sich ständig weiterentwickelnden Welt der Technik gewinnen Anwendungen oft schnell an Aufmerksamkeit, nur um später wieder von der Bildfläche zu verschwinden. Peppr, einst ein heisses Thema unter Technikbegeisterten, ist ein Beispiel für diesen Trend. Was zeichnete Peppr also aus, und welche Herausforderungen führten zu seinem Niedergang? mehr lesen  
Menschliche Beteiligung ist unerlässlich für KI-generierte Kunstwerke ohne US-Copyright  In zunehmend mehr Bereichen wird die KI-Technologie eingesetzt, jedoch hat ein US-Gericht bestätigt, dass Kunstwerke, die von dieser Technologie erstellt wurden, keinen ... mehr lesen
Das KI-erzeugte Bild «A Recent Entrance to Paradise» (2018) ist «Public Domain».
Wehrt sich gegen das KI-Training von OpenAI mit ihren Texten: The New York Times.
Die New York Times prüft eine Urheberrechtsklage gegen OpenAI, ein KI-Forschungslabor, das ChatGPT entwickelt hat, einen Chatbot, der Texte ... mehr lesen  
Grosse Musikkonzerne machen jetzt Druck vor Gericht  Das gemeinnützige Internet Archive wurde von sechs grossen Musiklabels verklagt, weil es Aufnahmen von 78rpm-Schallplatten, die bis etwa in die 1950er Jahre produziert wurden, digitalisiert und weitergegeben hat. mehr lesen  
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute So Mo
Zürich 10°C 16°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig recht sonnig
Basel 10°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
St. Gallen 9°C 13°C bedeckt, wenig Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig recht sonnig
Bern 10°C 16°C bedecktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
Luzern 11°C 17°C bedeckt, wenig Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig recht sonnig
Genf 12°C 17°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
Lugano 13°C 21°C gewitterhaftleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten