Türkei

Erdogan bekräftigt schwere Vorwürfe gegen Kritiker und Justiz

publiziert: Sonntag, 29. Dez 2013 / 18:51 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 29. Dez 2013 / 19:51 Uhr
Auslaufmodell Recep Tayyip Erdogan.
Auslaufmodell Recep Tayyip Erdogan.

Angesichts wachsenden Drucks aus dem In- und Ausland schlägt der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in der Korruptionsaffäre rund um seine Regierung verbal weiter um sich. Es werde «eine sehr ernstzunehmende Schmierenkomödie» gespielt, sagte er am Samstag in der südtürkischen Stadt Manisa.

10 Meldungen im Zusammenhang
In der Türkei gebe es «eine Bande, die im Begriff ist, sich zu einer kriminellen Gruppierung zu entwickeln», sagte Erdogan mit Blick auf seinen früheren Verbündeten und heutigen Widersacher im religiös-konservativen Lager, Fethullah Gülen, und die türkische Justiz.

«Sie wissen nicht, was Privatsphäre bedeutet, sie überwachen und sie hören ab», fügte er hinzu. Beteiligt seien sowohl Mitarbeiter der Justiz als auch der Polizei.

Erdogans Regierung wird seit Tagen von einem Korruptionsskandal erschüttert. Seit der vergangenen Woche wurden dutzende Geschäftsleute und Politiker aus seinem Umfeld festgenommen.

Am Mittwoch tauschte Erdogan zehn Minister aus, darunter drei kurz zuvor wegen des Korruptionsskandals zurückgetretene Ressortchefs. Hintergrund der Affäre ist laut Erdogans eigenen Angaben ein Machtkampf mit der Bewegung des im Exil lebenden islamischen Predigers Gülen.

Gewaltsamer Polizeieinsatz

Erdogan gerät in der Affäre immer stärker unter Druck. Die Autorität des seit dem Jahr 2002 amtierenden Regierungschefs ist vier Monate vor den Kommunalwahlen angeschlagen.

In Istanbul und Ankara forderten am Freitag tausende Demonstranten den Rücktritt der Regierung. Allein auf dem zentralen Taksim-Platz in Istanbul versammelten sich tausende Regierungsgegner. «Regierung, tritt zurück» und «Korruption ist überall», skandierten sie.

Die Polizei ging gewaltsam gegen die Demonstranten vor; sie setzte Wasserwerfer, Gummigeschosse und Tränengas ein, um sie auseinanderzutreiben. Die Zusammenstösse breiteten sich auch in Nebenstrassen aus. Einige Protestierende beschossen die Sicherheitskräfte mit Feuerwerk.

Mehrere Menschen wurden dabei verletzt, etwa 70 weitere nach offiziellen Angaben festgenommen. Am Wochenende blieb es weitgehend ruhig.

Kritik von EU-Politikern

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Europäischen Parlament, Elmar Brok, sagte am Samstag, Erdogan habe «seinen Zenit überschritten». Er versuche, «alle Mittel einzusetzen», um sich an der Macht zu halten. Es sei allerdings wichtig, dass die Türkei im «westlichen Lager» bleibe und nicht in einen «islamistischen Prozess» abrutsche.

Zuvor hatte bereits der für die EU-Beitrittsverhandlungen mit Ankara zuständige EU-Kommissar Stefan Füle die Türkei an ihre Pflichten als Beitrittskandidatin erinnert. Er forderte die Regierung in Ankara auf, «alle nötigen Schritte zu unternehmen, damit die Vorwürfe von Rechtsverletzungen ohne Benachteiligung oder Bevorzugung transparent und unparteiisch aufgeklärt werden».

Dagegen forderte der neue türkische EU-Minister Mevlüt Cavusoglu die EU am Sonntag auf, Voreingenommenheit zu vermeiden und Gelassenheit walten zu lassen. Die Türkei werde ihre Probleme auf demokratischem Weg lösen, versicherte Cavusoglu.

 

(fest/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Ankara - Im Zuge der Korruptionsaffäre in der Türkei hat die Regierung am Mittwoch ... mehr lesen 1
Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan greift durch.
Rund 350 Polizisten in Ankara verloren ihre Posten.(Archivbild)
Ankara - Als Reaktion auf die Korruptionsermittlungen gegen seine Regierung hat der türkische Premier Erdogan hunderte Polizisten versetzen lassen. Rund 350 Polizisten in Ankara, ... mehr lesen
Istanbul - Die türkische Regierung will den Spielraum der Justiz erheblich ... mehr lesen
Bekir Bozdag, türkischer Justizminister.
Die türkische Nationalversammlung.
«Frohes neues Jahr» steht auf der Festbeleuchtung, die über die Istanbuler Einkaufsmeile Istiklal Caddesi gespannt ist und nun im Strahl des Wasserwerfers gefährlich ... mehr lesen
Istanbul - Angesichts der Korruptionsaffäre in seinem Umfeld gerät der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan im In- und Ausland immer stärker unter Druck. Die Lage in Istanbul und Ankara beruhigte sich nach einem gewaltsamen Polizeieinsatz gegen tausende Demonstranten zunächst. mehr lesen  1
Weitere Artikel im Zusammenhang
Istanbul - In Istanbul und Ankara ist ... mehr lesen
Wasserwerfer der Polizei. (Archivbild)
Die Regierung soll die Ermittlungen im Korruptions-Skandal behindern. (Symbolbild)
Ankara - Der Korruptionsskandal in der Türkei belastet die Regierung immer mehr. Aus Protest gegen den Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan traten drei Abgeordnete aus dessen ... mehr lesen
Ankara - Wenige Stunden nach dem Rücktritt von drei Ministern wegen eines Korruptionsskandals in der Türkei hat Regierungschef Erdogan sein Kabinett umgebildet. Wie Erdogan am Mittwochabend nach einem Treffen mit Präsident Gül mitteilte, wurden zehn neue Minister ernannt. mehr lesen  1
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Das Ziel des Starshield-Projekts ist die kontinuierliche Überwachung der Erdoberfläche, insbesondere für militärische Zwecke.
Das Ziel des Starshield-Projekts ist die kontinuierliche ...
Nach Berichten aus den USA plant SpaceX den Bau eines neuen Satellitennetzwerks für einen US-Geheimdienst. Dieses Netzwerk namens «Starshield» soll die gesamte Erdoberfläche überwachen. mehr lesen 
Musikstreaming-Apps im App Store  Brüssel hat Apple mit einer Geldstrafe in Höhe von 1,8 Milliarden Euro belegt. Laut einer Untersuchung ... mehr lesen  
Apple hatte Musikstreaming-Konkurrenten im App Store benachteiligt.
Während die USA und andere Länder sich auf die bevorstehenden Wahlen vorbereiten, prognostiziert eine neue Studie eine Eskalation der täglichen Aktivitäten von bösartig-manipulierenden Akteuren, die von KI gesteuert werden, bis Mitte 2024. mehr lesen  
Die US-Army testet KI gesteuerte Drohnen - und wurde überrascht.
Obwohl künstliche Intelligenz komplexe Probleme lösen kann, hat sie auch ihre Grenzen. In einem virtuellen Test ... mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    belustigend peinlich Das kommt schon fast in die Nähe der Verwechslung von Oekonomie mit ... Mi, 28.12.16 01:21
  • Unwichtiger aus Zürich 11
    Grammatik? Wie kann Stoltenberg denn Heute schon wissen, welche Entscheidungen am ... Sa, 22.10.16 10:59
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Der phallophile Blick eines cerebrophoben Schäfleins! Frau Stämpfli schrieb am Ende ... Mo, 26.09.16 17:32
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    phallophobe Geschichtsrückblicke "Und die grösste Denkerin des 21. Jahrhunderts? Verdient ihr Geld mit ... Sa, 13.08.16 17:48
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Alle Demonstranten gefilmt. Der Erdogan lässt doch keine Domo gegen sich zu! Die ... Di, 21.06.16 16:42
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Konzernrecht? Konzernpfusch! Was ist denn das? Konzerne werden vorwiegend von Vollidioten geführt. ... Fr, 10.06.16 17:49
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Der... Daesh (IS) kommt immer mehr unter Druck. Davon sind inzwischen auch ... Do, 02.06.16 19:22
Jonathan Mann moderiert auf CNN International immer samstags, um 20.00 Uhr, die US- Politsendung Political Mann.
CNN-News Was würde «Präsident Trump» tatsächlich bedeuten? Noch ist absolut nichts sicher, doch es ...
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 3°C 5°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Basel 4°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 0°C 5°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 0°C 7°C Schneeschauerleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 3°C 7°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Genf 4°C 9°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 9°C 15°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich recht sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten