Wahlsieg in der Türkei
Erdogan verspricht eine «neue Ära»
publiziert: Montag, 11. Aug 2014 / 06:44 Uhr / aktualisiert: Montag, 11. Aug 2014 / 10:32 Uhr

Ankara - Regierungschef Recep Tayyip Erdogan wird der erste direkt gewählte Präsident in der Geschichte der Türkei. Der 60-jährige islamisch-konservative Politiker sicherte sich am Sonntag im ersten Wahlgang eine absolute Mehrheit und muss deshalb nicht zu einer Stichwahl antreten.

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Nach vorläufigen inoffiziellen Ergebnissen gewann er die Wahl mit rund 52 Prozent der Stimmen. Der Gemeinschaftskandidat der beiden grössten Oppositionsparteien CHP und MHP, Ekmeleddin Ihsanoglu, lag demnach bei rund 39 Prozent. Der Kandidat der pro-kurdischen HDP, der Kurde Selahattin Demirtas, erzielte nach diesen vorläufigen Resultaten knapp zehn Prozent.

Im Zentrum von Istanbul feierten tausende Anhänger Erdogans Wahlsieg. Sie schwenkten türkische Fahnen und hielten Porträts des künftigen Präsidenten hoch. In der Hauptstadt Ankara wurden Feuerwerke gezündet.

Nach seinem Sieg versprach Erdogan seinem Land einen Neuanfang. Er wolle eine "neue Ära" beginnen und den "Streit der Vergangenheit" beilegen, sagte der islamisch-konservative Politiker am Sonntagabend.

"Demokratie hat gesiegt"

"Ich danke allen Bürgern, ob sie mich gewählt haben oder nicht, die dazu beigetragen haben, Geschichte zu schreiben an so einem historischen Tag", sagte Erdogan in einer Ansprache vor Anhängern in Ankara auf dem Balkon des Gebäudes seiner Partei AKP.

"Heute hat nicht nur Recep Tayyip Erdogan gewonnen", fügte der Wahlsieger hinzu. "Heute hat der Wille des Volkes einmal mehr gesiegt. Heute hat die Demokratie einmal mehr gesiegt."

Der 60-Jährige kündigte einen "neuen sozialen Versöhnungsprozess" an. Alle Türken, ganz gleich welcher Herkunft und welchen Glaubens, sollten gleichberechtigte Bürger sein.

"Ich möchte ein Präsident sein, der mit ganzem Herzen 77 Millionen Menschen umarmt, so wie ich es mein ganzes Leben lang und während meines gesamten politischen Kampfes getan habe", sagte Erdogan. Kritiker, die ihn als "Diktator" bezeichneten, sollten sich selbst in Frage stellen.

"Politik überdenken"

Die Opposition solle "ihre Politik überdenken", um mit dem Ideal einer "neuen Türkei" übereinzustimmen. "Diejenigen, die uns einer Ein-Mann-Herrschaft beschuldigen, sollten sich bitte selbst ernsthaft hinterfragen."

Erdogans Amtseinführung ist für den 28. August geplant. Der Politiker blickt auf das schwierigste Jahr seiner 2003 begonnen Regierungszeit zurück. Doch weder landesweite Proteste noch eine beispiellose Korruptionsaffäre oder internationale Kritik an seinem autoritären Regierungsstil vermochten seine Machtstellung ernsthaft zu gefährden.

Viele der rund 77 Millionen Türken preisen den früheren Bürgermeister von Istanbul als Vater jenes bemerkenswerten Wirtschaftswachstums, mit dem sich die Türkei international grösseres Gewicht verschafft hat. Auch gilt Erdogan gerade dem streng religiösen Mittelstand als Hüter einer islamischen Ordnung, die wichtiger sei als demokratische Freiheiten.

Ernüchterung herrschte bei der Opposition: "Nicht Ihsanoglu hat die Wahl verloren, sondern der Wunsch nach einer sauberen und ehrlichen Politik und das Streben nach Demokratie", sagte Haluk Koc, der Sprecher der Republikanischen Volkspartei, die Ihsanoglu unterstützte.

(bert/sda)

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