Erdowie, Erdowo, Erdowan!

publiziert: Dienstag, 29. Mrz 2016 / 14:10 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 29. Mrz 2016 / 16:20 Uhr
Präsident Erdowie-Erdowo-Erdogan: Kein Musikgehör für Satire.
Präsident Erdowie-Erdowo-Erdogan: Kein Musikgehör für Satire.

Nach einem Satiresong der Sendung 'Extra 3' über den türkischen Präsidenten Erdogan wurde der deutsche Botschafter ins türkische Aussenministerium vorgeladen, wo er diese Majestätsbeleidigung erklären musste. Leider ist nicht genau bekannt, wie das Gespräch ablief. Bekannt ist hingegen, dass Humor nicht des Herrn Erdogans Sache ist.

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Video Erdowie, Erdowo, Erdogan
Hier noch der Video des Anstosses. Alle Mitsingen!
youtube.com

Humor war für Diktatoren, Autokraten und andere Psychopathen in Machtpositionen immer schon ein Problem. So darf es denn nicht wundern, dass ein Liedchen, in dem einige Höhepunkte seiner jüngeren politischen Laufbahn aufgezählt werden, einige Sicherungen durchbrennen liess.

Dabei besteht der Eindruck, dass Erdogans Psychose erst in jüngerer Zeit wirklich krass geworden ist. Doch vermutlich ist dies vor allem darauf zurückzuführen, dass Erdogan davon ausgeht, dass er es sich nun leisten kann, sich wie ein Vollpfosten zu benehmen. Das - von ihm mitverursachte - Flüchtlingsproblem gibt ihm einen Hebel gegenüber Europa, der nicht zu unterschätzen ist und den er absolut zu nutzen weiss.

Deshalb geht er auch davon aus, dass er in der Türkei jedes erdenkliche Menschenrecht verletzen und jegliche Kritik an seinem Verhalten unterdrücken kann, ohne dafür von seinen 'lieben Partnern' in Europa kritisiert zu werden.

Nun hat er es dank des famosen Flüchtlingsdeals zwar geschafft, dass die Regierungen in Europa zu seinen Eskapaden fast schon peinliches Stillschweigen bewahren. Aber die Medien hat er in Westeuropa noch nicht zum Schweigen gebracht. Sein diplomatischer Protest ist vermutlich der erste Versuch, genau dies zu erreichen.

Der Song, der Erdogans Zornmeter auf 180 schnellen liess - 'Erdowie, Erdowo, Erdogan' - hat eigentlich nichts anderes gemacht, als einige Nachrichtenmeldungen musikalisch zu untermalen. Und das war's auch schon. Doch eben: Das geht gar nicht. Majestätsbeleidigung ist Majestätsbeleidigung, auch wenn sie von extra-territorialen Wunschuntertanen verbreitet wird.

Erdogan ist ein grössenwahnsinniger Popanz (1000-Zimmer-Palast - nein, das lässt nicht auf die Psyche des Bauherrn schliessen - aber sowas von nicht), der Konflikte schürt (Waffen an den IS) und hofft, das Auslöffeln der Suppe entweder anderen überlassen oder zumindest von diesen finanzieren lassen zu können. Und der Erfolg gibt ihm sogar recht.

Seine extrem dünne Haut und seine permanente Angst vor einem Ende à la Ceausescu (der übrigens einen noch wahnsinnigeren Palast als Erdogan hatte bauen lassen) werden durch die brutale Unterdrückung von allen abweichenden Meinungen perfekt reflektiert. Seine unendliche Machtgier beweist er schon dadurch, dass er, um Wahlen zu gewinnen, den eigentlich schon beendeten Kurdenkrieg wieder anfachte und auf dem Altar seiner Präsidentschaft tausende Türken und Kurden zu opfern bereit ist.

Nicht ernst genommen und verspottet zu werden ist für Politiker seines Typus das Schlimmste, das es geben kann. Natürlich ist es pure Küchentischpsychologie, wenn man behauptet, dass Erdogans Persönlichkeitsentwicklung offenbar auf dem Niveau eines verzogenen Sechsjährigen stecken geblieben ist. Doch sein Verhalten lässt fast keinen anderen Schluss zu.

Genau aus diesem Grund ist es von entscheidender Wichtigkeit, dass solche Videos möglichst viel geteilt und weiter verbreitet werden! In diesem Sinne: Teilen, teilen, teilen! Vielleicht platzt Erdogans Kopf doch noch irgendwann vor Wut!
PS: Kaum war die Kolumne publiziert, wurde bekannt, dass Erdogan tatsächlich verlangt, dass der Video von der Extra 3 Website gelöscht werden solle. Also: Kopieren, posten, Erdogan weiter ärgern, solange es das Video noch gibt!

(Patrik Etschmayer/news.ch)

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