Erste Vogelgrippe-Opfer ausserhalb Südostasiens

publiziert: Freitag, 6. Jan 2006 / 14:54 Uhr / aktualisiert: Freitag, 6. Jan 2006 / 15:28 Uhr

Istanbul - Bei der Beerdigung des 14-jährige Knaben vor zwei Tagen in seiner Heimat im osttürkischen Dogubeyazit hat der Imam einen Mundschutz getragen.

Hygienemassnahmen sind in der Türkei schwierig zu erreichen.
Hygienemassnahmen sind in der Türkei schwierig zu erreichen.
11 Meldungen im Zusammenhang
Der Vater bestreute die Leiche mit Kalk, bevor er das Grab des Jungen zuschaufelte. Patienten und Besucher der Uni-Klinik in der südlich von Dogubeyazit gelegenen Stadt Van gerieten in helle Aufruhr, weil Ärzte und Schwestern plötzlich mit Gesichtsmasken über die Flure eilten. Auf der Intensivstation wurden weitere Kinder der Familie behandelt.

Nach dem Knaben starb am Donnerstag seine um ein Jahr ältere Schwester an der Vogelgrippe: Sie sind die ersten Todesopfer des Virus ausserhalb Südostasiens. Aber vielleicht nicht die letzten, fürchten die Türken.

«Die Türkei steht unter Schock», titelte die Zeitung «Hürriyet» am Donnerstag. Nach dem Tod des Knaben am vergangenen Wochenende hatten die Behörden zunächst Entwarnung gegeben: Nicht das Vogelgrippe-Virus, sondern eine Lungenentzündung sei die Todesursache gewesen. Erst als Gewebeproben aus der Lunge des Jungen analysiert wurden, kam die Wahrheit ans Licht. Eine weitere Schwester des Knaben kämpfte am Donnerstag in der Klinik um ihr Leben.

Zugvögel-Gebiet

Die Geschwister hatten auf dem elterlichen Bauernhof in Dogubeyazit eng mit Hühnern zusammengelebt, die sich das Virus offenbar von Zugvögeln eingefangen hatten. Aralik liegt in einem Gebiet, das als Durchgangsgebiet von Zugvögeln auf dem Weg vom Kaukasus nach Afrika bekannt ist.

Das bedeutet Gefahr auch für die anderen beiden Regionen der Türkei, die als «Flugzeugträger» für rastende Zugvögel dienen: Das ist der Westen Anatoliens sowie der Nordwesten der Türkei. Dort war im vergangenen Herbst erstmals in der Türkei das gefährliche H5N1-Virus bei Geflügel festgestellt worden.

Erst in Dogubeyazit gelang es dem Krankheitserreger jedoch, von Vögeln auf Menschen überzuspringen. Nach Angaben der Behörden wird derzeit auch Meldungen über mutmassliche Vogelgrippe-Erkrankungen aus anderen Gegenden des Landes nachgegangen. Nicht zuletzt mit Rücksicht auf die für die Türkei äusserst wichtige Tourismusbranche warnte die Regierung aber vor Panik. Die Regierung schickte Experten in die Osttürkei, die eine weitere Ausbreitung des Virus verhindern sollen. Am Abend wurden Fachleute der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der Türkei erwartet.

Hygiene unrealistisch

Auch eine Aufklärungskampagne gehört zu den Bemühungen gegen die Vogelgrippe: Tausende von Broschüren mit Vorsichtsmassnahmen gegen den Krankheitserreger H5N1 werden in Ostanatolien verteilt. Besonders wichtig sind Hygienemassnahmen wie gründliches Händewaschen und Distanz zu möglicherweise erkranktem Federvieh.

Genau dies ist angesichts der Wirklichkeit in einer der ärmsten Regionen der Türkei jedoch unrealistisch. Die meisten Menschen in den Dörfern Ostanatoliens halten sich ein paar Hühner, um regelmässig Eier und Fleisch essen zu können - und die meisten holen ihr Geflügel abends ins Haus.

(Von Thomas Seibert, AFP/sda)

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