Erstes Duell ohne K.O.-Schlag - Obama in Umfragen Sieger

publiziert: Samstag, 27. Sep 2008 / 07:48 Uhr / aktualisiert: Samstag, 27. Sep 2008 / 12:03 Uhr

Washington - Der Präsident zählte zu den wenigen, die sich das Fernsehereignis des Jahres entgehen liessen. Während Barack Obama und John McCain zur ersten TV-Debatte antraten, wohnte George W. Bush einem Galadinner in der Kongressbibliothek bei.

Moderator Jim Lehrer befragte die beiden ungleichen Wahl-Kontrahenten.
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Der unpopuläre Präsident wird geahnt haben, dass er bei dem Wortgefecht allenfalls als Instrument zum Quälen des Gegners gefragt war.

Obama stellte McCain als Bushs politischen Erben dar, McCain bezichtigte Obama in der Irak-Politik einer «Sturheit» Bush-ähnlichen Ausmasses.

Die Vorwürfe flogen hin und her, ein K.O.-Schlag gelang jedoch keinem von beiden.

Keine Versteckspiele

Nicht einmal zwei Minuten benötigt der Demokrat Obama, ehe er den Kern seiner Debattenstrategie enthüllt. «Die Finanzkrise ist das abschliessende Urteil über acht Jahre einer fehlgeschlagenen Wirtschaftspolitik, wie sie von Präsident Bush und Senator McCain betrieben wurde», sagt er.

Bush habe aus ideologischen Gründen die Regulierung der Finanzmärkte vernachlässigt, habe durch eine «Orgie der Ausgaben» den Staatshaushalt ruiniert - und dabei auf die Hilfe seines Parteifreundes McCain zählen können.

McCain betont demgegenüber seine Distanz zu Bush. «Ich habe eine lange Karriere als ein unabhängiger Kopf und als Querdenker im Senat», sagt McCain. Auch der 72-jährige Senator macht rasch klar, in welche Richtung seine Argumentation geht.

Immer wieder streut er den Satz ein: «Senator Obama versteht es nicht.» McCain zitiert die Krisenherde Afghanistan, Iran, Irak und folgert: «Ich glaube einfach nicht, dass Senator Obama das nötige Wissen und das Urteilsvermögen besitzt.» Er selber könne das Präsidentenamt übernehmen, ohne dass es einer «Lernphase» bedürfe.

Unterschiedliche Strategien

Viel stärker als Obama setzt McCain auf den persönlichen Angriff. In McCains bisweilen aggressivem Auftreten spiegelt sich die schwierige Lage wider, in der er das Duell antritt.

Eigentlich sollte die Debatte ganz der Aussenpolitik gewidmet sein, sie gilt als McCains Domäne. Doch die dramatische Finanzkrise schob sich in den Vordergrund, und mit seinem Vorschlag, die Debatte wegen der Krise zu verschieben, hatte McCain weithin Verwunderung geerntet.

«Senator Obama» und «John»

McCain wirkt in der Debatte angespannter, nur selten blickt er seinen Gegner an, den er stets distanziert als «Senator Obama» anspricht. Obama bleibt beim vertraulichen «John».

Beide Kandidaten sind sich einig, dass es zum umstrittenen 700-Milliarden-Dollar-Paket zur Stützung des Finanzsektors keine Alternative gebe. Trotz vierfacher Nachfrage von Moderator Jim Lehrer sagen beide freilich nicht, in wie weit für das Rettungspaket andere Finanzierungsprojekte aufgeschoben oder gestrichen werden müssten.

Irak und Afghanistan

Im aussenpolitischen Teil versucht McCain seine Stärke auszuspielen. Er wirft Obama vor, im vergangenen Jahr die letztlich erfolgreiche Entsendung zusätzlicher Soldaten in den Irak abgelehnt zu haben. Obama pariert mit dem Hinweis, dass der Einsatz im Irak nur von der wichtigeren Mission in Afghanistan ablenke.

Einen entscheidenden Moment, der die Dynamik des Wahlkampfs hätte verändern können, gab es in dem Duell nicht. In einer ersten Blitzumfrage des Senders CNN gaben aber 51 Prozent an, sie sähen Obama als Sieger. Nur 39 Prozent sagten dies über McCain.

(Peter Wütherich, AFP/sda)

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Noch am Mittwoch wollte McCain wegen der Finanzkrise auf die Debatte verzichten.
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