«Es lebt sich gut im Chaos»
Togos Nationalcoach Otto Pfister bewegt sich seit Dekaden im Wanderzirkus Fussball.

Der Deutsche entpuppt sich im Gespräch als Mann der «schnurgeraden» Sprüche und als feiner Beobachter der internationalen Szene - vor allem natürlich jener in Afrika. Mit dem schwarzen Kontinent verbindet ihn weitaus mehr als das Business mit dem Ball. «Ich schätze diese eigenartige Welt ungemein.»
Togo ist das siebte afrikanische Land, das er während seiner 45-jährigen Trainer-Karriere coacht. Die beiden wichtigsten Erfolge liegen bereits Jahre zurück.
1991 gewann er mit dem U20-Nachwuchs Ghanas den WM-Titel. Sieben Saisons später führte der «Kosmopolit» (Zitat Pfister) die Saudis an die WM-Endrunde, ehe sich die Araber aber noch vor dem Kick-off von ihm trennten.
Anfang Jahr stand eine WM-Teilnahme für Sie zweifelsfrei nicht zur Debatte?
Otto Pfister: «Naja, ich hoffte, die WM vielleicht innerhalb einer Studiengruppe der FIFA vor Ort zu verfolgen. Das habe ich 1982 schon mal gemacht. Da besuchte ich 19 Spiele. Aber es war mühsam und stressig. Am ruhigsten und besten kann man die WM zu Hause vor dem TV-Gerät verfolgen. Ich beneide die Journalisten jedenfalls nicht, die während vier Wochen den Spielern nachspringen müssen (lacht).»
Sie werden nun selber aktiv zur hektischen Atmosphäre beitragen. Was ging Ihnen vor knapp vier Monaten durch den Kopf, als Sie vom togolesischen Verband kontaktiert worden sind?
«Ich war schon überrascht. Aber damit muss man in diesem Geschäft doch immer rechnen. Am 8. Februar rief mich einer an, ob ich kommen kann. Ich flog sofort dorthin. Innerhalb von zwei Stunden entwickelte ich ein Konzept und legte denen das Papier vor. Ich habe ja genug Erfahrung, wie so etwas funktioniert. Eine Stunde später wurde der Vertrag aufgesetzt. Ich spürte, die wollten mich unbedingt.»
Ihr letztes Engagement in Saudi-Arabien war durch ziemlich chaotische Etappen geprägt. Unmittelbar vor der WM wurden Sie freigestellt, später wieder verpflichtet. Haben Sie sich nun gegen die Einmischung der Funktionäre «abgesichert»?
«Wissen Sie, der Trainer ist allein verantwortlich für die Selektion. Da brauche ich keinen Anwalt, um den Vertrag so abzufassen.»
Sie befürchten keinen Einfluss von übergeordneter Stelle? Verbandspräsident Rock Balakiyem Gnassingbé ist der Bruder von Staatschef Faure und Sohn des ehemaligen Diktators Eyadéma Gnassingbé...
«Einflüsse kann man nie ganz ausschliessen. Eine Mannschaft verliert zwei, drei Spiele hintereinander, dann kommt die erste Sitzung, dann tauchen die Fragen auf, weshalb dieser oder jener nicht spielt. Überall auf der Welt ist das so. Meist gibt dann noch jeder seinen Senf dazu, und schon steht der Trainer unter Druck. Aber Sie wissen, Spitzenfussball ist kein Freizeitsport. Es geht um viel Geld, um Sponsoring. Wir bewegen uns in einem Zirkus.»
In Afrika, so zumindest wird es überliefert, wird im Normalfall noch eine Prise mehr Zirkus geboten. Togo ist das siebte afrikanische Land, das Sie nun coachen. Wo liegt der Ursprung Ihrer Leidenschaft für Afrika?
«Es ist wie ein Virus. Wenn man länger als ein Jahr dort verbringt, entwickelt man trotz der vielen politischen und gesellschaftlichen Probleme ein solches Virus. Ich empfinde in der Tat eine grosse Passion für diesen spannenden Kontinent und habe viele, viele Bücher gelesen über meinen Bubentraum. Seit Jahren verbringe ich die Ferien dort. Ich bereiste die Serengeti. Jedes Mal, wenn ich am Flughafen ankomme, empfinde ich in dieser eigenartigen Welt Gefühle des Glücks. Man wird als Fremder sehr freundlich empfangen.»
Ihre Begeisterung ist spürbar.
«Wenn ich jeweils nach Europa zurückkehre, brauche ich fast 14 Tage, um mich wieder zu akklimatisieren. Am Auto hängen Bussen, all diese Regeln hier, alles ist limitiert. Das ist vielleicht gut so für uns Europäer, aber in Afrika gibts das nicht. Und es lebt sich auch im Chaos gut.»
Afrikanischen Fussballern begegnen einige vielleicht gerade deshalb noch immer mit Skepsis.
«Sicher haben die Afrikaner Handicaps. Aber in den letzten Jahren kam es nicht ohne Grund zu einem eigentlichen Afrika-Boom. Blicken Sie mal nach Frankreich. Bald fünfzig Prozent haben afrikanische Wurzeln. In England spielt praktisch in jedem Klub ein Afrikaner.»
Was zeichnet diese Spieler aus? Worin unterscheiden sie sich vom Rest?
«Der Afrikaner hat das Flair zum Spiel im Blut. Er beherrscht Dinge, die nicht antrainierbar sind. Die ´souplesse naturelle´, sag ich mal, die ist nicht lernbar, sie ist angeboren. Inwiefern sie ihre Ressourcen verschwenden, ist offen. Die Deutschen wären froh, verfügten sie über solch kreative Spieler. Dort werden Waffenläufer gezüchtet. Die Deutschen sprechen von Fussball-Lehrern. Das ist ein falsches Wort. Natürlich braucht es eine Ordnung auf dem Platz. Aber mit der Taktik allein gewinnt man keinen Preis. Das zu spielen, wofür die Qualität vorhanden ist, ist die Kunst.»
In welcher Preisklasse ist Togo anzusiedeln?
«Fast alle spielen in Europa unter professionellen Bedingungen. Bei der Elfenbeinküste gilt das Gleiche. Bei Angola und Ghana könnte es eher Anpassungsschwierigkeiten geben, da ein Teil der Spieler noch immer in Afrika engagiert ist. Die Tunesier spielen praktisch alle zu Hause. Für einen Coach wird es unter diesen Umständen zwangsläufig schwieriger.»
Konkreter, bitte. Was ist für Togo in Deutschland zu erreichen?
«Von uns werden in Togo das Maximum an Resultaten und eine tadellose Präsentation erwartet. Wir vertreten den schwarzen Kontinent, nicht nur das Land selber. Wir werden versuchen, gegen Korea und die Schweiz sehr gut auszusehen. Die Spieler sind unbeschwert und extrem selbstbewusst. Sie freuen sich enorm und rufen mich ständig an, weil sie meine Pläne kennen wollen. Die glauben an ihre Chancen, das versichere ich Ihnen. In einem WM-Spiel kann so viel passieren. Denken Sie zurück ans Eröffnungsspiel 1990 (0:1 des Weltmeisters Argentinier gegen Kamerun). Oder erinnern Sie sich an den Senegal, der an der letzten WM die klar favorisierten Franzosen schlug.»
Am Afrika-Cup hinterliess Togo aber keine Visitenkarte.
«Der Afrika-Cup ist doch längst passé, das zählt nicht mehr. Die Stunde der Wahrheit schlägt im ersten WM-Spiel. Algerien war 1982 die schwächste Mannschaft des Afrika-Cups. Dann fuhren die an die WM, schlagen Deutschland, und alle sind vom Stuhl gefallen. Ein Detail kann alles verändern, deshalb ist der Fussball doch auch so populär.»
Einige Ihrer Kadermitglieder spielen in unteren Ligen...
«Für mich zählt ausschliesslich die Qualität des Spielers und nicht nur die Ligazugehörigkeit. Schauen Sie doch mal regelmässig Bundesliga-Spiele. Da tummeln sich Jungs, die können kaum einen Ball stoppen.»
Sind Ihre Spieler somit nicht richtig beraten worden, dass Sie wie beispielsweise Senaya Junior bei YF Juventus vor 200 Zuschauern kicken müssen?
«Senaya ist der beste Ausländer der Challenge League. Er steht im Blickpunkt einiger besserer Klubs. Er wird eine gute Entwicklung machen. Aber Sie haben schon Recht. Die Vermittler können die Karrieren der jungen Afrikaner mitunter ruinieren. Als ich 1991 mit Ghana den WM-Titel der Junioren gewann, war Nii Lamptey unser Schlüsselspieler. Was nachher mit einem der weltweit grössten Talente passierte, ist ein Drama. Er wurde von seinem Berater etwa zwölfmal verkauft. Jetzt sitzt er in Ghana und weint. Diese Probleme sind sehr schwer in den Griff zu bekommen, weil schon die armen Eltern miteinbezogen werden. Gegen diese Praktiken kämpfe ich seit einer Ewigkeit an.»
(von Sven Schoch/Si)

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