Es wird mir schwierig fallen, ihn zu vermissen

publiziert: Freitag, 13. Aug 2010 / 09:19 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 6. Okt 2010 / 14:10 Uhr

Die Frage der Woche lautet: Ein polarisierender Bundesrat tritt zurück. War die Kritik an Hans-Rudolf Merz berechtigt? Heute der Beitrag von Cédric Wermuth, Vizepräsident der SP der Schweiz.

2 Meldungen im Zusammenhang
Weiterführende Links zur Meldung:

Homepage des Autors
Mehr über Cédric Wermuth
cedricwermuth.ch

Es gehört zu den Wahnwitzigkeiten unserer Zeit, dass ein Finanzminister bei seinem Abgang gelobt wird, der den Bundeshaushalt soweit ruiniert hat, dass der Staat nicht mal mehr zentrale Infrastrukturprojekte – wie z.B. die Durchmesserlinie der Bahn in Zürich – finanzieren kann. Entgegen den Lobpreisungen der eigenen Partei hat Hans-Rudolf Merz den Bundeshaushalt nicht saniert, sondern so ziemlich an die Wand gefahren. Wie schon einiges vorher.

Um Bilanz zu ziehen lohnt sich ein Blick in Merz’ Biografie. Die besteht eigentlich vor allem aus einer Devise: Den Mächtigen untertänigst dienen, koste es, was es wolle. Allen voran der UBS. Merz hat einen Grossteil seiner Karriere dieser Bank zu verdanken. Dafür zeigte es sich im Laufe der Jahre immer wieder erkenntlich. Die Ausserrhoder Kantonalbank wurde unter seiner Führung regelrecht an die UBS verscherbelt. Und auch 2007 wusste Merz noch, wer seinen Aufstieg finanziert hat. Anstatt mit den 68 Milliarden Steuergeldern zur Rettung der UBS verantwortungsvoll umzugehen, verteidigt er im Brustton der Überzeugung die Milliardenboni der Chefetage.

Auch an der Steuerfront hat er sich immer für das Big Business und die obersten 10'000 eingesetzt: Die Unternehmenssteuern wurden gesenkt, die Vermögenssteuern, die Dividendenbesteuerung, die Senkung der Gewinnsteuer ist aufgegleist. Der Kasse des Bundes fehlen Milliarden. Wenn Sie sich ärgern, warum sie immer mehr Leistungen für ihre Kinder in der Schule, beim Arztbesuch oder auf der Kanzlei ihrer Gemeinde selber berappen müssen, dann gebührt ihr Ärger zu einem Grossteil Hans-Rudolf Merz.

Bereits in jungen Jahren hat Merz ein „Herz“ bewiesen für die kleinen Leute. Zum Beispiel mit seinem Engagement bei dubiosen Schweizer Firmen, die illegalerweise mit dem rassistischen Apartheidregime in Südafrika Geschäfte machten (Gasmasken für ein Chemiewaffenprogramm und Bau). 1600 Menschen in Südafrika sind in Folge der Asbestverseuchung in Projekten einer der Firmen erkrankt, 45 sind in Italien an Krebs gestorben. Zur Apartheid meinte Merz in einem Interview, man habe das halt dazumals weniger unter dem Aspekt der «Rasse» als der «Erziehung» gesehen – bzw. «Apartheid war 1982 kein Thema.»

Hans-Rudolf Merz wurde 2003 quasi als Abfallprodukt der Blocher-Wahl in den Bundesrat gespült. Das Recycling ist grundlegend misslungen. Es wird mir schwierig fallen, ihn zu vermissen.

(von Cédric Wermuth/news.ch)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
Bern - Die Wirtschaftswelt zieht eine ... mehr lesen 18
Hans-Rudolf Merz am Eröffnungstag der OLMA im Oktober 2009.
Bundesrat Hans-Rudolf Merz begruesst nach der Medienkonferenz FDP-Praesident Fulvio Pelli und Fraktionschefin Gabi Huber im Medienzentrum.
Bern - Nach fast sieben Jahren im Amt tritt Bundesrat Hans-Rudolf Merz per Anfang Oktober zurück. Der Schritt kommt nicht überraschend: Der 67-jährige Finanzminister hatte wegen der ... mehr lesen
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
«Die bürgerliche Mehrheit aus FDP, CVP, SVP, BDP und GLP macht nur noch Politik für die obersten 10'000 in diesem Land.»
«Die bürgerliche Mehrheit aus FDP, CVP, SVP, BDP und GLP ...
Die Frage der Woche lautet: Rücktritt von Bundesrat Leuenberger: Ist eine Amtszeitbegrenzung für Bundesräte notwendig? Heute der Beitrag von Cédric Wermuth, dem Vorsitzenden der Jusos und Vizepräsident der SP der Schweiz. mehr lesen 7
Die Frage der Woche lautet: Banken im Visier - Wie viel hat die Schweiz zu verbergen? Heute der Beitrag von Cédric Wermuth, dem Vorsitzenden der Jusos und Vizepräsident der SP der Schweiz. mehr lesen  
Die Frage der Woche lautete: Hat die Schweiz einen neuen Fichenskandal? Heute der Beitrag von Cédric Wermuth, dem Vorsitzenden Der Jusos der Schweiz. mehr lesen  
Die Frage der Woche lautete: Minarettverbot aufheben: Wie soll die Schweiz reagieren? Heute der Beitrag von Cédric Wermuth, dem Vorsitzenden Der Jusos der Schweiz. mehr lesen   20
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 15°C 24°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen freundlich
Basel 17°C 24°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen freundlich
St. Gallen 14°C 22°C gewitterhaftleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen wolkig, aber kaum Regen
Bern 15°C 22°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen freundlich
Luzern 16°C 23°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wolkig, aber kaum Regen
Genf 17°C 23°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen recht sonnig
Lugano 17°C 20°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig bedeckt mit Gewittern wolkig, aber kaum Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten