Wegen Blutbades im Irak

Ex-Blackwater-Söldner schuldig gesprochen

publiziert: Donnerstag, 23. Okt 2014 / 13:09 Uhr
Maschinengewehre und Granatwerfer wurden im September 2007 willkürlich in die Menge gefeuert.
Maschinengewehre und Granatwerfer wurden im September 2007 willkürlich in die Menge gefeuert.

Washington - Vier ehemalige Mitarbeiter der privaten US-Sicherheitsfirma Blackwater sind sieben Jahre nach der Tötung von mindestens 14 Zivilisten im Irak schuldig gesprochen worden. Die Geschworenen an einem Bundesgericht in Washington verkündeten einen Schuldspruch wegen Mordes.

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Drei weitere Angeklagte wurden am Mittwoch (Ortszeit) wegen Totschlags im Affekt schuldig befunden. Die willkürliche Ermordung der Zivilisten hatte 2007 im Irak grosse Empörung ausgelöst.

Die Blackwater-Mitarbeiter hatten laut Anklage im September 2007 auf einem belebten Platz in Bagdad mit Maschinengewehren und Granatwerfern willkürlich in die Menge gefeuert. Einer US-Untersuchung zufolge wurden dabei 14 Zivilisten getötet, irakische Ermittler sprechen von 17 Todesopfern. Weitere 18 Menschen wurden verletzt.

Auf unschuldig plädiert

Während des Prozesses plädierten die früheren Söldner auf unschuldig und machten Selbstverteidigung geltend. Sie hätten den Fahrer eines herannahenden Autos damals für einen Selbstmordattentäter gehalten.

«Dieses Urteil ist eine lautstarke Bekräftigung des Bekenntnisses des amerikanischen Volkes zur Rechtsstaatlichkeit, auch in Zeiten des Krieges», erklärte der leitende Staatsanwalt Ronald Machen. Die Angeklagten seien für die «abscheuliche Attacke» endlich zur Rechenschaft gezogen worden.

«Ich bete, dass dieses Urteil den Überlebenden des Massakers etwas Trost spendet.» Ein Datum für die Verkündung des Strafmasses stand zunächst nicht fest.

Dem 32-jährigen Ex-Söldner, der wegen Mordes verurteilt wurde, droht lebenslange Haft. Ihm unterstellten die Geschworenen Vorsatz, weil er vor der Tat zu Bekannten gesagt haben soll, als Rache für die Anschläge vom 11. September 2001 in den USA so viele Iraker wie möglich töten zu wollen. Auch die drei wegen Totschlags im Affekt Verurteilten müssen sich auf lange Gefängnisstrafen einstellen.

Fall wird weitergezogen

Zwei Strafverteidiger kündigten umgehend an, das Urteil anzufechten. Die Entscheidung der Jury sei «falsch und unverständlich», sagte der Anwalt David Schertler. «Wir sind am Boden zerstört, aber wir werden weiter kämpfen.» Sein Kollege William Coffield sagte, das Urteil sei angesichts der Beweislage «schwer nachzuvollziehen». Die Geschworenen hatten 28 Tage über das Urteil beraten.

In einer ersten Reaktion des US-Aussenministeriums hiess es, nach der Tragödie habe das Ministerium mehrere Massnahmen ergriffen, um die Kontrolle über private Sicherheitsfirmen wie Blackwater zu verstärken. So seien Ermittlungsmethoden verbessert und der Einsatz tödlicher Waffen durch private Sicherheitsleute strenger geregelt worden, erklärte Aussenamtssprecherin Marie Harf.

Firmennamen geändert

Das offenbar unprovozierte Blutbad im Zentrum der irakischen Hauptstadt hatte 2007 für grosse Empörung gesorgt und Blackwater seine Aufträge im Irak gekostet. Die private Sicherheitsfirma war vor allem mit dem Schutz von US-Botschaftsmitarbeitern beauftragt. Nach der Bluttat benannte sich Blackwater zunächst in Xe um, seit 2011 heisst das Unternehmen Academi.

Ein erster Prozess gegen die Beschuldigten war im Dezember 2009 geplatzt, im April 2011 ordnete ein Berufungsgericht in Washington dann die Wiederaufnahme des Strafverfahrens gegen vier Angeklagte an. Der Prozess begann schliesslich im Juni.

Die Staatsanwaltschaft erklärte in ihrem Schlussplädoyer, die unbewaffneten Zivilisten hätten für die Angeklagten keinerlei Gefahr dargestellt. «Warum feuerten sie auf so viele unschuldige Menschen?», fragte Staatsanwalt Anthony Asuncion. «Warum schossen sie auf Frauen und Kinder, die unbewaffnet waren?»

(awe/sda)

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