Die Rechnung vor dem ersten Ballwechsel in Bratislava war
schnell gemacht: Die Basis für eine erfolgreiche Schweizer Mission
sollte Patty Schnyder mit zwei Einzel-Siegen legen. Dass die
Baselbieterin bei der Umsetzung dieses Vorhabens schon bei ihrem
ersten Auftritt scheiterte, war nicht zwingend, zumal sie im
Entscheidungsset der 2 Stunden und 40 Minuten dauernden Partie bei
eigenem Aufschlag mit 5:4 führte und schon vorher die physischen
Vorteile gegen die mit Beinkrämpfen kämpfende Janette Husarova auf
ihrer Seite hatte.
Patty Schnyder hätte das erste Aufeinandertreffen mit der bald
28-jährigen Husarova, die durch (Knie-)Verletzungen mehrmals
zurückgeworfen worden war und ihr letztes Fedcup-Einzel vor acht
Jahren bestritten hatte, schon im ersten Abschnitt in andere Bahnen
lenken können. Die Slowakin nutzte zwar erst ihre neunte
Möglichkeit zur Satzführung, im Tiebreak (bei 6:5) vergab aber auch
Patty Schnyder bei eigenem Aufschlag einen Satzball.
Kälte, Wind und Regen
Zu den Gründen, weshalb Patty Schnyder nicht mehr das Rendement
der vergangenen Woche erreichte, zählten wohl die äusseren
Bedingungen. In Charleston im US-Staat South Carolina hatte sie bei
Temperaturen von teilweise über 35 Grad für Furore gesorgt, in
Bratislava kletterte das Thermometer nicht über 12 Grad. Zu diesem
«Kälteschock» gesellten sich der böige Wind und der Regen, der im
ersten Satz beim Stand von 5:3 für Janette Husavora zu einem rund
20-minütigen Unterbruch führte.
«Ich konnte mich unter diesen Umständen nicht wie gewohnt
bewegen», sagte die 23-Jährige, die mit dem 6:7, 7:5, 5:7 auf Sand
im Fedcup nach sechs Siegen ihre erste Niederlage hinnehmen musste.
Die Leistung von Janette Husavora, als Nummer 38 im Ranking 21
Positionen hinter ihr klassiert, wollte Patty Schnyder indes in
keiner Weise schmälern: «Sie hat vor allem die letzten vier Games
hervorragend gespielt und keine Fehler mehr gemacht.»
Myriam Casanova mit Satzball
Das zweite Einzel schien wie aus Schweizer Optik befürchtet eine
kurze Angelegenheit zu werden: Myriam Casanova fand zu Beginn ihren
Rhythmus überhaupt nicht und geriet gegen die hoch favorisierte
Daniela Hantuchova 1:5 in Rückstand. Sie habe zu viel gewollt und
die für Sandplätze unentbehrliche Geduld nicht gehabt, sagte die
St. Galler Rheintalerin nach dem 4:6, 5:7.
Entmutigen liess sie sich durch den frühen Rückstand aber nicht;
anschliessend hielt sie ausgezeichnet mit. Von einem
Klassenunterschied, wie er in der Begegnung zwischen den Nummern 14
und 209 der Welt erwartet wurde, war überhaupt nichts zu sehen. Im
zweiten Abschnitt führte die 16-Jährige aus Altstätten 4:2 und
hatte bei 5:4 sogar einen Satzball. Dieser verpassten Chance
trauerte sie denn auch verständlicherweise nach, zumal mit
Fortdauer der Partie ihre Opponentin immer nervöser wurde.
Die Slowakinnen werden sich die gute Ausgangslage am zweiten Tag
wohl nicht mehr nehmen lassen und können den Viertelfinal gegen
Frankreich oder Argentinien planen. Die Schweizerinnen dagegen
würden bei einer Niederlage erstmals seit ihrem Aufstieg im Jahre
1997 in der Auf-/Abstiegsrunde um den Verbleib in der Weltgruppe
kämpfen müssen.
Die erste Möglichkeit, den entscheidenden dritten Punkt
einzufahren, hat Daniela Hantuchova, die zum Auftakt des
Schlusstages im Duell der beiden Teamleaderinnen auf Patty Schnyder
trifft. Anschliessend spielt Janette Husarova gegen Myriam
Casanova. Für das Doppel sind die gleichen vier Spielerinnen
nominiert. Änderungen können allerdings bis eine Stunde vor
Spielbeginn vorgenommen werden.
(David Bernold, Bratislava /sda)