Federer gegen Nadal - letzter Akt des Jahres

publiziert: Freitag, 11. Nov 2005 / 15:48 Uhr / aktualisiert: Samstag, 12. Nov 2005 / 08:53 Uhr

Sind Roger Federer und Rafael Nadal hundertprozentig fit? Falls diese Frage in der kommenden Woche am ATP-Masters in Schanghai mit Ja beantwortet werden kann, wäre alles andere als ein Final zwischen den Weltnummern 1 und 2 eine Überraschung.

Roger Federer hat den Turniersieg im Visier.
Roger Federer hat den Turniersieg im Visier.
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Federer und Nadal gewannen in dieser Saison zusammen drei der vier Grand-Slam-Turniere (Federer zwei, Nadal eines), acht der neun Masters-Series-Trophäen (je vier) und total 22 Titel (je elf).

Sie kommen auf eine schier unglaubliche Erfolgsbilanz von 156:13 (Federer 77:3, Nadal 79:10) und spielten 9,08 Millioen Dollar ein (Federer 5,29, Nadal 3,79).

Ob der Baselbieter und der Mallorquiner nun aber noch genügend Reserven haben, um den happigen Schlussakt zu bewältigen, wird sich erst mit dem Beginn der Round-Robin-Spiele ab Sonntag weisen.

Zuletzt hatten beide Probleme: Federer musste wegen eines im Training zugezogenen Bänderrisses auf die Turniere von Madrid, Basel und Paris-Bercy verzichten, Nadal konnte wegen Knieproblemen in der gleichen Periode nur in Madrid spielen.

Fragezeichen zu Federers Form...

Federer ist schon am vergangenen Sonntag als erster der Finalisten am Turnierort eingetroffen, wo er vor knapp mehr als einem Monat das futuristische neue Stadion eröffnet hatte, dessen an eine Magnolie erinnerndes Dach wegen der hohen Luftfeuchtigkeit voraussichtlich während des gesamten Turnier geschlossen bleibt.

Er hält sich aber bezüglich seiner Chancen bedeckt: «Das kann ich im Moment nicht sagen. Natürlich bin ich hier, um meinen Titel erfolgreich zu verteidigen, aber die Gesundheit hat Vorrang. Ich hoffe zuerst einmal, dass ich den ersten Match ohne Probleme bestreiten kann.»

...und Hoffnung

Der weltbeste Tennisspieler hat schon in den beiden letzten Jahren bewiesen, dass er Unbill vor dem Saison-Finale wegzustecken weiss.

2003 hatte er die letzten Vorbereitungsturniere nicht im Vollbesitz seiner Kräfte absolviert, 2004 verletzungsbedingt gar nicht.

Was folgte, ist bekannt: Federer gewann in grossartiger Manier beide Masters in Houston.

Liebesgeschichte

Die ersten Erfahrungen am Masters hatte Federer 2002 bei der ersten Austragung in Schanghai gesammelt. Nach drei Siegen in den Vorrunden-Spielen unterlag er im Halbfinal Lleyton Hewitt in einem epischen Dreisatz-Krimi.

Sein damaliger Coach Peter Lundgren sagte anschliessend über die damalige Weltnummer 6, sein Schützling sei noch wie ein junger Vogel, der gerade daran sei, fliegen zu lernen.

Aus dem 21-Jährigen «Vögelchen» ist innerhalb weniger Jahre der «Vogel Greif» der Szene geworden. Nicht nur, aber auch beim Masters: Er gewann sämtliche 10 folgenden Partien und hat nun beim Saisonschlussturnier eine Gesamtbilanz von 13:1. Zudem hat er nach wie vor keines seiner neun Gruppenspiele verloren.

Ljubicic, der Herausforderer

In den nächsten Tagen wollen Ivan Ljubicic, Guillermo Coria und David Nalbandian an dieser makellosen Bilanz rütteln.

Gefährlich scheint dabei vor allem der erstmals am Masters spielende Kroate zu sein: Der Hüne aus Banja Luka hat in diesem Jahr zwar alle vier Vergleiche mit Federer verloren, drei davon aber relativ knapp.

Ljubicic erreichte acht Finals (Titel in Wien und Metz), führte sein Land dank einer 9:0-Bilanz in Einzel und Doppel in den Daviscup-Final Anfang Dezember in Bratislava gegen die Slowakei und gewann zuletzt in der Halle 20 von 22 Partien.

Physischer Normalzustand vorausgesetzt, ist Federer gegen die Argentinier eindeutiger Favorit. Coria erreicht auf schnellen Böden üblicherweise nicht sein bestes Rendement, und Nalbandian hat den Nimbus als Angstgegner von Federer nach drei Niederlagen in Serie eingebüsst.

Agassi, der Unberechenbare

Der vierte Mann neben Federer, Nadal und Ljubicic, dem der Titelgewinn zugetraut wird, ist Andre Agassi.

Beim 35-Jährigen bleibt allerdings abzuwarten, wie er die zweimonatige Pause seit dem US-Open-Endspiel verdaut hat. Zudem hatte der Altmeister aus Las Vegas oft ein gespaltenes Verhältnis zum Saisonfinale. Er betrachtete dieses eher als Start in die Vorbereitung für Melbourne denn als fünften Höhepunkt des Jahres.

Bei zwölf Masters-Starts überstand Agassi die Gruppenspiele sechsmal nicht. Nur Aussenseiter in der Gruppe «Gold» sind Debütant Nikolai Dawidenko und Gstaad-Sieger Gaston Gaudio.

Prominente Abwesende

Die Gewinner der beiden einzigen nicht von Federer oder Nadal gehamsterten anderen grossen Titel des Jahres sind in China nicht am Start: Australian-Open-Champion Marat Safin fehlt verletzungshalber, der Sieger von Paris-Bercy, Tomas Berdych, ist nicht qualifiziert.

Die Liste der Absenzen wird verlängert durch Vorjahres-Finalist Lleyton Hewitt, der in der kommenden Woche erstmals Vater werden sollte, und Andy Roddick (USA), der sich im Viertelfinal von Paris-Bercy eine Rückenverletzung zuzog.

Schanghai (China). ATP-Masters (4,45 Mio. Dollar/Hart). Einzel. Gruppe Rot: Roger Federer (Sz), Guillermo Coria (Arg), Ivan Ljubicic (Kro), David Nalbandian (Arg). -- Gruppe Gold: Rafael Nadal (Sp), Andre Agassi (USA), Nikolai Dawidenko (Russ), Gaston Gaudio (Arg).

Doppel. Gruppe Rot: Bob Bryan/Mike Bryan (USA), Mark Knowles/Daniel Nestor (Bah/Ka), Leander Paes/Nenad Zimonjic (Ind/Ser), Wayne Arthurs/Paul Hanley (Au). -- Gruppe Gold: Jonas Björkman/Max Mirnyi (Sd/Wruss), Wayne Black/Kevin Ullyett (Sim), Michael Llodra/Fabrice Santoro (Fr), Stephen Huss/Wesley Moodie (Au/SA).

Zwischen Sonntag und Freitag werden die Gruppenspiele im Round-Robin-System ausgetragen, pro Tag zwei Einzel und zwei Doppel. Am Samstag finden die Halbfinals statt, in denen die ersten zwei jeder Gruppe übers Kreuz spielen. Am Sonntag folgt der Final.

Die letzten 10 Finals

2004 (Houston): Roger Federer s. Lleyton Hewitt 6:3, 6:2. -- 2003 (Houston): Roger Federer s. Andre Agassi 6:3, 6:0, 6:4. -- 2002 (Schanghai): Lleyton Hewitt s. Juan Carlos Ferrero 7:5, 7:5, 2:6, 2:6, 6:4. -- 2001 (Sydney): Lleyton Hewitt s. Sébastien Grosjean 6:3, 6:3, 6:4. -- 2000 (Lissabon): Gustavo Kuerten s. Andre Agassi 6:4, 6:4, 6:4. -- 1999 (Hannover): Pete Sampras s. Andre Agassi 6:1, 6:4, 7:5. -- 1998 (Hannover): Alex Corretja s. Carlos Moya 3:6, 3:6, 7:5, 6:3, 7:5. -- 1997 (Hannover): Pete Sampras s. Jewgeni Kafelnikow 6:3, 6:2, 6:2. -- 1996 (Hannover): Pete Sampras s. Boris Becker 3:6, 7:6, 7:6, 6:7, 6:4. -- 1995 (Frankfurt): Boris Becker s. Michael Chang 7:6, 6:0, 7:6.

Die Teilnehmer im Kurzporträt:

Gruppe Rot:

Roger Federer (Sz). -- Geboren: 8. August 1981 in Basel. -- Grösse/Gewicht: 185 cm/80 kg. -- Palmarès: 33 Titel. 2005: Doha, Rotterdam, Dubai, Indian Wells, Key Biscayne, Hamburg, Halle, Wimbledon, Cincinnati, US Open, Bangkok. -- Karriere-Preisgeld: 19 412 573 Dollar. -- Spielweise: Rechtshänder, Rückhand einhändig.

Guillermo Coria (Arg). -- 13. Januar 1982 in Rufino. -- 176 cm/68 kg. -- 9 Titel. 2005: Umag. -- 5 538 351 Dollar. -- Rechtshänder, Rückhand zweihändig.

Ivan Ljubicic (Kro). -- 19. März 1979 in Banja Luka. -- 193 cm/82 kg. -- 3 Titel. 2005: Wien, Metz. -- 3 775 238 Dollar. -- Rechtshänder, Rückhand einhändig.

David Nalbandian (Arg). -- 1. Januar 1982 in Cordoba. -- 180 cm/79 kg. -- 3 Titel. 2005: München. -- 4 351 054 Dollar. -- Rechtshänder, Rückhand zweihändig.

Gruppe Gold:

Rafael Nadal (Sp). -- 3. Juni 1986 in Manacor, Mallorca. -- 183 cm/74 kg. -- 12 Titel. 2005: Costa Do Sauipe, Acapulco, Monte Carlo, Barcelona, Rom, French Open, Bastad, Stuttgart, Montreal, Peking, Madrid. -- 4 590 579 Dollar. -- Linkshänder, Rückhand zweihändig.

Andre Agassi (USA). -- 29. April 1970 in Las Vegas, Nevada. -- 180 cm/75 kg. -- 60 Titel. 2005: Los Angeles. -- 30 951 275 Dollar. -- Rechtshänder, Rückhand zweihändig.

Nikolai Dawidenko (Russ). -- 2. Juni 1981 in Sewerodonezk (Ukr). -- 180cm/68 kg. -- 5 Titel. 2005: St. Pölten. -- 2 734 636 Dollar. -- Rechtshänder, Rückhand zweihändig.

Gaston Gaudio (Arg). -- 9. Dezember 1978 in Buenos Aires. -- 175cm/70 kg. -- 8 Titel. 2005: Vina del Mar, Buenos Aires, Estoril, Gstaad, Kitzbühel. -- 4 919 912 Dollar. -- Rechtshänder, Rückhand einhändig.

(von Marco Keller/Si)

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