Fehlspekulationen beenden Starbanker-Karriere

publiziert: Dienstag, 1. Apr 2008 / 18:11 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 2. Apr 2008 / 07:01 Uhr

Zürich - Die Fehlspekulationen mit US-Ramschhypotheken kosten UBS-Präsident Marcel Ospel nun doch den Posten. Nachdem der Starbanker bislang dem zunehmenden Druck standgehalten hatte, nahm er am Dienstag überraschend den Hut.

Ospel habe immer gesagt, dass er die Verantwortung für die Situation der Bank übernehme.
Ospel habe immer gesagt, dass er die Verantwortung für die Situation der Bank übernehme.
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Die Einladung zur ordentlichen Generalversammlung der UBS entsprach schon frisch ab Druckerpresse nicht mehr den Gegebenheiten: Unter Traktandum 4 wurde Ospel zur Bestätigungswahl in den Verwaltungsrat vorgeschlagen. Er sollte - so sah es die Marschtabelle ursprünglich vor - wenigstens noch ein Jahr lang die Geschicke der Grossbank leiten.

In der Nacht auf Dienstag hat es sich der 58-Jährige anders überlegt. Er, der den Kurs der UBS geprägt hat wie kein anderer, tritt ab. Ospel hat praktisch seine ganze berufliche Laufbahn bei der UBS und beim Schweizerischen Bankverein (SBV) zugebracht.

Bis jetzt hat Marcel Ospel sämtliche Unwegsamkeiten mit Taktik und Besonnenheit umschifft. Doch in den vergangenen Monaten wurden die Rufe nach seinem Rücktritt immer lauter.

Wegen der Hypothekarkrise in den USA musste die UBS bereits 2007 über 18 Mrd. Dollar abschreiben. Die Bank schrieb einen Jahresverlust von 4,4 Mrd. Franken - es ist der erste Verlust in der Geschichte der Bank überhaupt. Für das erste Quartal 2008 droht der Bank ein Verlust von 12 Mio. Franken. Die Abschreibungen auf faule Kredite werden um weitere 19 Mrd. Dollar ausgeweitet.

Ospel: «Beitrag erfüllt»

Er habe, so Ospel, immer gesagt, dass er die Verantwortung für die Situation der Bank übernehme. Mit den getroffenen Massnahmen betrachte er seinen Beitrag als erfüllt.

Ospel ist es zunächst gelungen, durch den Zuzug ausländischer Investoren die Kapitalisierung der Grossbank schnell zu sichern. Dank einer weiteren von Ospel aufgegleisten Kapitalspritze übernimmt sein Nachfolger eine Bank mit ausreichendem Polster. Er sei nun zuversichtlich für die Entwicklung der Bank, sagte Ospel.

Doch geht für ihn eine steile Bankerkarriere weniger rühmlich zu Ende als er sich dies wohl gewünscht hat. Marcel Ospel, am 8. Februar 1950 in Basel geboren, stieg 1977 beim Bankverein ein und war dem Haus nur während drei Jahren zwischen 1984 und 1987 untreu, als er bei der Investmentbank Merrill Lynch arbeitete.

Seit April 2001 waltete Marcel Ospel als Verwaltungsratspräsident der UBS. Bis zum Zusammenbruch der US-Immobilienmärkte im vergangenen Herbst galt Ospels Leistungsausweis als tadellos - die UBS wurde als umsichtig geführte, grundsolide Bank gesehen.

Kritik der Öffentlichkeit

Doch der Erfolg hat Ospel nicht die entsprechende Anerkennung in der Öffentlichkeit gebracht. Immer wieder geriet der Banker ins Fadenkreuz der Kritik, sei es als es um seine Rolle beim Zusammenbruch der Fluggesellschaft Swissair ging, sei es wegen seiner üppigen Lohnbezüge.

Als KV-Stift verdiente Marcel Ospel nur etwas über 100 Franken im Monat. Mit einem Salär von rund 26,6 Mio. Franken gehörte der Top-Banker im vergangenen Jahr zu den bestbezahlten Managern der Schweiz. Für das Jahr 2007 allerdings kassiert Ospel keine Boni, sondern «nur» den Grundlohn von 2,5 Mio. Franken.

Auch privat eckt Ospel mitunter an. So wurde etwa die dritte Ehe mit der um 25 Jahre jüngeren Unternehmerin Adriana Bodmer 2006 mit Befremden aufgenommen.

Seiner Reputation in gehobenen Kreisen haben solche Nebengeräusche im Blätterwald freilich nicht geschadet. Ospel, umtriebiger Basler Fasnächtler, gesellig und smart, ist immer wieder gern gesehener Gast bei Anlässen wie dem Zürcher Opernball oder dem Sechseläuten.

(Iris Kronenberg/sda)

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1. April
Soll man sich nun den Aprilscherz herbeisehnen oder nicht? Abschreiber ja/nein, Karriereende ja/nein. Schwere Frage *-)
Change.
Endlich ist das Ende einer (leider) unrühmlichen Ära erreicht. Mit der Swissair und nun UBS gleich zwei nationale Vorzeige-Brands der Schweiz schwer mitgeschädigt. Man erinnere sich wie damals argumentiert wurde, die paar hundert Millionen Investitionsbedarf bei der Swissair seien viel zu viel für die UBS und wie nun bei den ersten grossen Abschreibern alles verharmlost wurde. Es sei kein Problem diese Milliarden-Abschreiber aufzufangen. Einfach grotesk. Schade für die Schweiz.
 
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