Trotz Grenzkontrollen

Flüchtlingsstrom nach Deutschland hält an

publiziert: Montag, 14. Sep 2015 / 14:18 Uhr / aktualisiert: Montag, 14. Sep 2015 / 14:42 Uhr
Tausende Flüchtlinge sind auf dem Weg Richtung Deutschland.
Tausende Flüchtlinge sind auf dem Weg Richtung Deutschland.

Wien/München/Budapest - Ungeachtet der Grenzkontrollen hält der Flüchtlingsstrom Richtung Deutschland an. Die Behörden in Österreich zählten am Montagvormittag 7000 Menschen, die seit Mitternacht von Ungarn die Grenze bei Nickelsdorf passierten.

13 Meldungen im Zusammenhang
Die österreichische Innenministerin Johanna Mikl-Leitner kündigte an, an der Grenze zu Ungarn wieder Kontrollen einzuführen. Die Regierung in Wien reagiere damit auf die anhaltende Flüchtlingswelle und die Wiedereinführung der Grenzkontrollen durch Deutschland an seiner Grenze zu Österreich.

Aussenminister Sebastian Kurz sagte, Österreich sei das letzte attraktive Zielland für Flüchtlinge vor Deutschland. Wegen der eingeführten Grenzkontrollen Deutschlands würden nun binnen kürzester Zeit Zehntausende Flüchtlinge in Österreich bleiben statt wie bisher nur durchzureisen. Alleine am Sonntag seien laut Polizeiangaben 15'000 Menschen im Grenzort Nickelsdorf nahe der ungarischen Grenze angekommen.

Ungarn bringt Flüchtlinge direkt zur Grenze

Ungarn hat nach Angaben des UNHCR ganz offensichtlich damit begonnen, die von Serbien kommenden Flüchtlinge nicht mehr zu registrieren, sondern direkt in Zügen zur österreichischen Grenze zu bringen.

«Nach unseren Informationen bringen Spezialzüge die Flüchtlinge vom Grenzort Röszke direkt und ohne Halt zur österreichischen Grenze», sagte Erno Simon, der Repräsentant des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) für Zentraleuropa, am Montag der Nachrichtenagentur AFP.

Am Sonntag hätten UNHCR-Mitarbeiter drei dieser Züge mit mindestens 2000 Passagieren beobachtet, sagte Simon. Ungarische Polizisten hätten Flüchtlinge nachts aufgeweckt, um sie auf die Reise Richtung Österreich zu schicken. Von Seiten der ungarischen Regierung gab es dazu zunächst keinen Kommentar.

Stau auf der A3

Nach der Einführung von Kontrollen an der deutsch-österreichischen Grenze mussten vor allem die Autofahrer viel Geduld aufbringen. Auf der A3 staute sich der Verkehr am Mittag bis Pocking bei Passau auf 14 Kilometern.

Auch die Slowakei nahm Kontrollen an den Grenzen zu Ungarn und Österreich wieder auf. Wie das Innenministerium mitteilte, hat man sich mit der Polizei in Österreich, Ungarn und Tschechien koordiniert.

Gabriel spricht von einer Million Flüchtlingen

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel lud die Ministerpräsidenten der deutschen Bundesländer für Dienstagabend zu einem Krisentreffen ein. Ebenfalls am Dienstag werde sich Merkel mit ihrem österreichischen Kollegen Werner Faymann in Berlin treffen. Danach kommt das Kabinett zu Beratungen über die Asyl- und Flüchtlingspolitik zusammen.

Laut Vizekanzler Sigmar Gabriel deutet «Vieles darauf hin», dass Deutschland in diesem Jahr nicht wie geschätzt 800'000 Menschen aufnehmen muss, «sondern eine Million». Entsprechend äusserte sich der SPD-Chef in einem Brief an seine Partei. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte dagegen, es gebe zurzeit keinen Anlass, die Prognose zu verändern.

Die Regierung hatte am Sonntag angesichts des anhaltenden Zustroms von Flüchtlingen Grenzkontrollen im Grenzgebiet zu Österreich angeordnet. Der Zugverkehr aus dem Nachbarland war zunächst bis Montagmorgen gestoppt worden.

Auslöser war der ungebremste Zustrom von Flüchtlingen nach München, wo allein am Wochenende rund 16'000 Menschen aus Ungarn und Österreich ankamen. Innerhalb der vergangenen zwei Wochen waren es dort 63'000 Flüchtlinge.

Hohe Erwartungen an EU-Innenminister

Hohe Erwartungen richteten sich an ein Sondertreffen der EU-Innenminister am Montagnachmittag in Brüssel. Dabei soll über eine gerechtere Verteilung der Flüchtlinge unter den EU-Staaten beraten werden. Diplomaten zufolge ist allerdings unklar, ob es Beschlüsse geben wird. Für die Schweiz nimmt Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga an dem Treffen teil.

Vor allem die osteuropäischen EU-Staaten wehren sich gegen den Plan eines verbindlichen Quotensystems. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hatte die Verteilung von 160'000 Flüchtlingen nach einem festen Verteilungsschlüssel vorgeschlagen.

(bg/sda)

Machen Sie auch mit! Diese news.ch - Meldung wurde von einer Leserin oder einem Leser kommentiert.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Worb BE - Falls die Zahl der Flüchtlinge in der Schweiz stark zunehmen würde, ... mehr lesen
Die Schweiz könnte zehntausenden Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf bieten.
Wien - Ungarn hat einen Hauptgrenzübergang bei Röszke zusammen mit Serbien ... mehr lesen
Kriegsflüchtlinge in Röszke/Ungarn.
Hat Zweifel, dass eine europäische Lösung bezüglich der Flüchtlingskrise rasch kommt: FDP-Präsident Philipp Müller.
Bern - Weil es die Nachbarländer tun, ... mehr lesen 1
München - Das grösste Volksfest der ... mehr lesen
Weitere Artikel im Zusammenhang
Etschmayer Die Asylkrise ist eine Krise. Ohne ... mehr lesen
Flüchtlinge in Ungarn: Eine Krise, die sich nicht mehr ignorieren lässt.
Simonetta Sommaruga war nach dem Treffen enttäuscht.
Brüssel - Die EU-Innenminister haben sich am Montag in Brüssel nicht grundsätzlich darauf geeinigt, 120'000 Flüchtlinge aus Italien, Griechenland und Ungarn auf andere EU-Staaten zu ... mehr lesen
Budapest - Nach Schliessung des letzten freien Durchgangs an der ungarisch-serbischen Grenze ist dort in der Nacht zum Dienstag Ruhe eingekehrt. Um Mitternacht trat ein verschärftes Gesetz für Flüchtlinge in Kraft. Bei illegalem Grenzübertritt drohen Haft oder die Abschiebung. mehr lesen  1
Die Initianten glauben, dass die Schweiz durch Grenzkontrollen noch sicherer wird.
Bern - Die Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz AUNS, die Junge SVP und «sifa - Sicherheit für alle!» haben am Montag eine ... mehr lesen 10
Wien - Österreich muss sich in der ... mehr lesen 1
Angesichts des grossen Flüchtlingsandrangs hat Deutschland vorübergehend Kontrollen an der Grenze zu Österreich eingeführt.
Berlin - Als Reaktion auf den Andrang Zehntausender Flüchtlinge hat Deutschland wieder Grenzkontrollen eingeführt. Schwerpunkt sei zunächst die Grenze nach Österreich, kündigte ... mehr lesen 1
Bald ein Verteilschlüssel?
Wie die angeblichen Flüchtlinge wohl reagieren werden, wenn sie gegen ihren Willen aus Deutschland, Schweden oder Österreich weg und nach Tschechien, Ungarn, Lettland oder nach Polen umsiedeln müssen.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet.
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine ...
Verbände Schon früh hat der sgv vor den finanziellen Folgen einer 13. AHV-Rente gewarnt. Die Finanzierungsvorschläge des Bundesrates, die eine Anhebung der Lohnprozente vorsahen, werden vom Verband als inakzeptabel bezeichnet. Der sgv spricht sich stattdessen für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet. mehr lesen  
Fotografie Noch bis zum 16. Juni in der Galerie BelleVue Basel  Die Ausstellung im BelleVue/Basel präsentiert eine spannende fotografische Reise von den turbulenten 1970er-Jahren bis zur Gegenwart. Dabei bilden Fotografien aus dem Erbe von Kurt Graf/fotolib Basel den Ausgangspunkt. mehr lesen  
Obwohl man weiss, dass Gentrifizierung oft zu Vertreibungen führt, ist der Zusammenhang nicht immer klar.
In einer Zeit, in der Veränderungen in unseren Städten in einem beispiellosen Tempo voranschreiten, haben Forscher einen innovativen Ansatz gefunden, um die visuellen Spuren der Gentrifizierung frühzeitig zu erkennen. Mit ... mehr lesen  
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 3°C 7°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Basel 4°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 0°C 4°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 0°C 6°C Schneeschauerleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 3°C 6°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Genf 4°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 9°C 14°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich recht sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten