Folterskandal kostet Bush bei Arabern die letzten Sympathien

publiziert: Donnerstag, 6. Mai 2004 / 12:32 Uhr

Kairo - Der Skandal um misshandelte irakische Gefangene hat der Regierung von US-Präsident George W. Bush bei den Arabern die letzten Sympathien gekostet. Dies zeigen eine Flut von Meinungsäusserungen im Internet und Leserbriefen in Zeitungen.

Für US-Soldaten wird es im Irak immer gefährlicher.
Für US-Soldaten wird es im Irak immer gefährlicher.
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Die "Befreiung der Iraker von Folter und Willkür durch das Saddam-Regime" wird darin nun als Rechtfertigung für den Krieg zurückgewiesen. Angesichts der Folterbilder aus dem Gefängnis westlich von Bagdad wird nun auch die Bush-Initiative für einen "Erweiterten Nahen Osten" mit noch grösserer Skepsis gesehen. Diese Initiative fordert mit dem Argument der Menschenrechte von den arabischen Regimen Reformen.

Schon die Zustände in Guantánamo, wo mutmassliche Taliban und El-Kaida-Kämpfer aus Afghanistan festgehalten werden, hatten bei vielen Arabern ernsthafte Zweifel an Washingtons Bekenntnis zu den Menschenrechten aufkommen lassen.

Untersuchungen gefordert

"Diese Bilder (aus Abu Ghoreib) erinnern stark an die Bilder der Gefangenen in Guantánamo", erklärt die Ägyptische Organisation für Menschenrechte. Sie fordert nun nicht nur eine unabhängige Untersuchung aller Foltervorwürfe gegen US-Soldaten in Irak.

Jetzt sollen auch die "aktuellen amerikanischen Militäraktionen in Irak sowie der unverhältnismässigen Anwendung von Gewalt durch Einheiten des US-Militärs" untersucht werden. Bei einer Meinungsumfrage auf der Internet-Seite des arabischen Nachrichtensenders El Dschasira antworteten 89,5 Prozent der rund 75000 Teilnehmer auf die Frage "Sind Sie der Meinung, dass es sich bei der Folter von Gefangenen in Irak um Einzelfälle handelt?" mit "Nein".

Stolz unterschätzt

Mehr noch als bei der Zurschaustellung des von der US-Armee gefangenen Ex-Präsidenten Saddam Hussein fühlen sich die Menschen in ihrem Stolz getroffen. Denn während bei Saddam Hussein viele Araber meinten, es werde der Anführer eines Unrechtsregimes für seine Taten bestraft, so gilt für die misshandelten Insassen des Abu-Ghoreib-Gefängnisses aus Sicht der arabischen Öffentlichkeit die Unschuldsvermutung.

"Es scheint, dass diejenigen, die in Washington das Sagen haben, nicht wissen, dass der Stolz und die Ehre der Araber etwas sehr wertvolles sind, und dass nur blutige Rache den Opfern Frieden bringen wird", schreibt Samir Ragab, ein Kommentator der halbamtlichen ägyptischen Presse.

Verhaltene Reaktionen

Die Reaktion der arabischen Staatschefs und Regierungen auf die Enthüllungen fällt dagegen eher verhalten aus. Ägyptens Präsident Husni Mubarak forderte am Mittwoch "die vollständige Respektierung der Menschenrechte in Irak".

Jemens Aussenminister Abu Bakr el Kirbi erklärte: "Diese Grausamkeiten führen zu einem Verlust an Vertrauen und Glaubwürdigkeit und machen die Zukunft der Iraker noch unsicherer". Sein sudanesischer Amtskollege Mustafa Ismail äusserte "tiefe Bestürzung" und rief die US-Truppen zum Abzug auf.

Diese relativ milde Reaktion der nahöstlichen Führer erklären politische Beobachter damit, dass sich angesichts der im eigenen Land praktizierten Folter keiner von ihnen traut, die USA offen anzuklagen. Dahinter stehe das Motto "Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen".

(Anne-Beatrice Clasmann/dpa)

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